Versicherungen
22. November 2024

„Zukunftsfähigkeit und Stabilität der Versicherer stärken“

Bafin-Exekutivdirektorin Julia Wiens bei der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht. Stressresistenzen und Risikomanagement sowie Governance und IT als wichtige Themen für 2025.

Zu den Themen, die die Finanzaufsicht Bafin in der Versicherungsaufsicht aktuell für besonders wichtig hält, gehören wirtschaftlich tragfähige Geschäftsmodelle, Stressresistenz gegenüber widrigen Kapitalmarktszenarien, ein leistungsstarkes Risikomanagement, eine angemessene Governance sowie eine moderne IT. Man setze in der Versicherungsaufsicht damit für das Jahr 2025 klare Prioritäten: „Wir wollen die Zukunftsfähigkeit und die Stabilität der Versicherer stärken und die Wohlverhaltensaufsicht weiterentwickeln“, sagte Julia Wiens, Exekutivdirektorin Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht der Bafin, bei der 13. Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht am Mittwoch in Bonn.

Anspruchsvolles Umfeld

Wiens sieht die deutsche Versicherungsbranche insgesamt solide aufgestellt, jedoch sei das Umfeld, in dem die Versicherer agieren müssten, äußerst anspruchsvoll. Die wirtschaftliche Entwicklung sei unsicher und die Risiken der Geopolitik seien weiterhin hoch, hinzu kämen Bedrohungen für die IT-Infrastruktur und die Cyber-Sicherheit. „Deshalb werden wir im neuen Jahr eine Reihe von Themen angehen, um die Zukunftsfähigkeit und Stabilität der Versicherer zu stärken“, so Wiens.

Bürokratieabbau brauche langen Atem

In 2025 werde sich die Versicherungsaufsicht 2025 auch mit drei wichtigen Regulierungsvorhaben auseinandersetzen: der laufenden Überprüfung von Solvency II, der neuen Richtlinie zur Sanierung und Abwicklung von Versicherungsunternehmen sowie der Verordnung über künstliche Intelligenz. Im kommenden Jahr will die Bafin zudem weitere Maßnahmen ergreifen, um den administrativen Aufwand für die Versicherungsunternehmen zu senken. „Bürokratieabbau bleibt auf unserer Agenda“, bekräftigte Wiens. Denn weniger Bürokratie entlaste sowohl die Unternehmen als auch die Aufsicht. Gleichzeitig dämpfte Wiens die Erwartungen: Bürokratieabbau sei leicht gefordert, aber in der Praxis nicht immer leicht umzusetzen. „Es braucht einen langen Atem.“

Alternative Anlagen im Fokus

Bezogen auf die Kapitalanlagen der Versicherer kündigte Exekutivdirektorin Wiens in ihrer Rede an: „Wir werden uns weiter mit Kapitalanlagerisiken beschäftigen – vor allem bei Versicherern, die einen hohen Bestand an alternativen Kapitalanlagen im Portfolio haben. Außerdem werden wir weiter analysieren, wie die Solvenz der Lebensversicherer auf adverse Kapitalmarktszenarien reagiert.“ Zudem wolle man das schnell wachsende Geschäft mit Cyber-Versicherungen im Blick behalten und sich innovative und teils komplexe Rückversicherungskonstruktionen genauer anschauen. Dabei werde man sich „auf die mit diesen Instrumenten verbundene Risikoreduktion und auf ihre Auswirkungen auf die Solvenzsteuerung fokussieren“.

Hohe Stornoquoten im Blick

Für die Finanzaufsicht bleibe auch der Schutz der kollektiven Interessen der Versicherten wesentlich. Dafür werde die Aufsicht ihre Strategie beim Thema Wohlverhalten weiterentwickeln, kündigte Wiens an. Die Bafin hatte im August 2024 erste Ergebnisse ihrer Prüfungen zu wohlverhaltensaufsichtlichen Aspekten bei kapitalbildendenen Lebensversicherungen bekannt gegeben. Demnach hätten einige Produkte der Branche schlichtweg keinen angemessenen Kundennutzen geboten. Wiens unterstrich: „Im nächsten Jahr wollen wir uns vor allem Unternehmen mit hohen Stornoquoten genauer ansehen. Außerdem wollen wir im Zuge der Wohlverhaltensaufsicht auch andere Sparten in den Blick nehmen.“ Denn der Grundsatz, dass Produkte einen angemessenen Kundennutzen bieten müssen, gelte universell.

Die Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht findet regelmäßig im World Conference Center Bonn statt, dem ehemaligen Plenarsaal des Deutschen Bundestages. Laut Bafin waren an der diesjährigen Konferenz rund 450 Teilnehmer von Unternehmen, Verbänden und der Aufsicht beteiligt.

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