Andere
1. Juli 2015

Zitterpartie um Griechenland geht in die nächste Runde

Für die einen ist der Grexit in vollem Gange, für die anderen ist ein Ausscheren Griechenlands aus dem Euro noch lange nicht entschieden. Ein nächstes neuralgisches Datum nach dem Volksentscheid, so er denn stattfindet, dürfte der 17. Juli werden.

Ein Schrecken ohne Ende – hierzu hat sich das Tauziehen um den Euro in Griechenland mittlerweile ausgewachsen. Ob Griechenland nun im Euro bleibt oder nicht, und ob ein „Grexit“ die Eurozone letztlich auseinanderbrechen lässt oder nicht, das lässt sich auch zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit Bestimmtheit sagen. Wenn es nicht um Menschen ginge, die in höchst unsicheren und teils sehr schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen leben – es wäre sehr spannend zu sehen, wie und in welchem Maß sich ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro und womöglich aus der Europäischen Union tatsächlich auf die europäische Wirtschafts- und Währungsunion auswirkt und damit auch, welches der unzähligen Meinungslager richtig lag.
Als die politische Allianz „Syriza“ mit Alexis Tsipras an der Spitze im vergangenen Januar die griechische Parlamentswahl gewonnen hatte, ging es um die Frage, inwieweit Griechenland die damaligen Bedingungen einer Haushaltskonsolidierung der „Troika“ aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds erfüllen will. Seit dem vergangenen Wochenende wissen wir, dass Tsipras am 5. Juli in einem Referendum das Volk abstimmen lassen möchte, ob es der geforderten Sparpolitik zustimmt oder nicht. Ersteres hieße, die Chance zu wahren, im Euro zu bleiben, Letzteres ließe sich mit einem Verbleib im Euro zum jetzigen Stand realistischerweise schwerlich vereinbaren. Am gestrigen Dienstag kam es im griechischen Drama dann zu seinem nächsten Akt. Eigentlich hätte die griechische Regierung an diesem Tag rund 1,5 Milliarden Euro an den internationalen Währungsfonds überweisen müssen. Doch passiert ist nichts. Medienberichten zufolge ging stattdessen vor Ablauf der Zahlungsfrist ein Antrag auf Stundung der Zahlungen ein. Unmittelbare Folgen hat der Zahlungsausfall zunächst nicht.   
Zahlreiche Marktteilnehmer sehen die Gefahr einer Ansteckung anderer Eurostaaten bei einem Grexit mittlerweile als gering an. Für die Volkswirtschaften der EU und die Finanzmärkte wäre das Verlassen Griechenlands aus dem Euro keine Überraschung mehr; auch Vermögensverwalter aller Couleur dürften dieses Szenario mehrfach durchgespielt haben. Banken und Versicherer haben kaum mehr Griechenlandbonds in ihren Portfolios, zahlreiche Institute sind via Stresstests mögliche Grexit-Auswirkungen durchgegangen.
Dennoch, in Stein gemeißelt ist in der Frage Grexit oder kein Grexit und die Folgen bis dato nichts. Der 17. Juli dürfte das nächste neuralgische Datum nach dem Volksentscheid werden; an diesem Tag müsste Griechenland Pensionen sowie Gehälter und Löhne an seine Staatsdiener auszahlen.
Weiterführende Links:EU-Kommission informiert über jüngste Vorschläge zu GriechenlandWill Griechenland den Anfang vom Ende? portfolio institutionell newsflash 01.07.2015/Heike Gorres

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