Zinswende wandelt Portfolios
Die Zinserhöhungen in Europa werden sich auf die Struktur der Portfolios auswirken. Doch wie genau, darüber gehen die Erwartungen von GPs und LPs auseinander, wie eine Untersuchung des Alternatives-Verbands BAI zeigt.
Die meisten deutschen Anleger planen derzeit aufgrund der hohen Inflationsraten und der Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) nicht, ihre Strategische Vermögensallokation (SAA) zwischen alternativen und traditionellen Anlagen umzuschichten. Das zeigt eine neue Untersuchung des Bundesverbands Alternative Investments (BAI), der sich in nächster Zeit noch häufiger mit diesem aktuellen Themenfeld beschäftigen wird.
Die in dieser Woche veröffentlichte Publikation (Interest rate turnaround and inflation / Implications for Alternative Investments in asset allocation) ist der erste Teil der geplanten Reihe. Demnach gehen zumindest die meisten Vermögensverwalter davon aus, dass Alternative Investments weiter an Bedeutung gewinnen werden.
Quo vadis?
In seiner neuen Publikation ruft der BAI in Erinnerung, dass alternative Investments in den vergangenen Jahren zunehmende Bedeutung in den Portfolios institutioneller Investoren erlangt haben. Auf der Suche nach stabilen Erträgen flossen enorme Summen aus Anleihen ab. Allokiert wurden im Gegenzug Alternatives wie Private Equity und Private Debt, Infrastruktur und natürlich Immobilien.
Vor dem Hintergrund von Inflationsschock und geldpolitischer Wende wirft der Verband nun die Frage auf, wie sich das wandelnde Umfeld auf die Rolle alternativer Investments in der Strategischen Vermögensallokation institutioneller Anleger, ihre Performance und relative Attraktivität auswirkt. Daher initiierte der Verband einen Dialog zum Thema mit Limited Partners (LPs) und General Partners (GPs), also Anlegern und Vermögensmanagern.
Die Ergebnisse der neunseitigen Untersuchung zeichnen laut BAI „ein sehr uneinheitliches Bild“, ob die aktuelle Inflationsentwicklung und die (erwarteten) Zinsschritte der EZB zu Verschiebungen der SAAs von Limited Partners zwischen traditionellen Anlageklassen und alternativen Investments führen. So plane eine erhebliche Mehrheit der LPs aufgrund der erwarteten Inflation und der Zinsbewegungen der EZB keine Umschichtungen zwischen den traditionellen Anlageklassen Aktien und Anleihen und alternativen Anlagen. Auf der GP-Seite erwartet dagegen eine deutliche Mehrheit, dass ihre Limited Partners ihre Allokation in Richtung Alternatives ausbauen.
Alternatives weiter gefragt
Trotz des deutlich gestiegenen Zinsniveaus ist das Interesse der Investoren an alternativen, illiquiden Anlagen sowie an Transparenz bezüglich der angebotenen Strategien hoch. Darauf lässt der im Juli 2022 veröffentlichte Halbjahresbericht der Faros Private Markets Database schließen. Auf dieser Plattform haben mittlerweile 80 Asset Manager 140 Strategien eingestellt. Damit ist die Zahl der Anbieter und deren Strategien für Immobilien, Infrastruktur, Private Debt und Private Equity um jeweils neun gestiegen.
Comeback traditioneller Anlage
Es gibt aber auch andere Strömungen, wie die Jahreskonferenz 2022 von portfolio institutionell gezeigt hat. Nach dem Renditeanstieg bei Unternehmensanleihen beispielsweise sind diese traditionellen Anlagen auf jeden Fall interessanter als noch vor ein paar Monaten. Jens Hennes, Geschäftsführer des Versorgungswerks der Apothekerkammer Nordrhein, erläuterte auf der Jahreskonferenz, dass sein Team Anleihen mit langer Duration gekauft habe. „Die Papiere benötigen wir für das Asset-Liability-Matching in unserer Bilanz. Und wir sind davon überzeugt, dass wir in unseren Corporate-Bond-Mandaten in ein paar Jahren besser dastehen werden, als wenn wir im Niedrigzinsumfeld geblieben wären.“
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Alternative Anlagen
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