Traditionelle Anlagen
1. Juli 2024

Zinslast der Unternehmen steigt um ein Viertel

Janus Henderson: Größte gelistete Unternehmen zahlen 458 Milliarden Dollar an Gläubiger. Verschuldungsgrad deutscher Unternehmen sinkt.

Laut dem aktuellen Janus Henderson Global Corporate Debt Index machten sich die höheren Zinssätze in den Jahren 2023/24 deutlich bemerkbar. 2023/24 stieg der Betrag, den die weltweit größten börsennotierten Unternehmen für Zinszahlungen ausgaben, um ein Viertel und zahlte Banken und Anleihegläubigern eine Rekordsumme von 458 Milliarden Dollar, 89 Milliarden mehr als im Vorjahr. Die Schuldendienstkosten sind in jedem Land und in jedem Sektor des Index auf Rekordniveau. Aufgrund hoher Gewinnspannen seien die Rekordzinskosten jedoch für die meisten Unternehmen tragbar.

Die europäischen Zinskosten stiegen 2023/24 währungsbereinigt um 28 Prozent und damit das zweite Jahr in Folge rapide an, trotz eines seit fünf Jahren in etwa gleichbleibenden Schuldenstands. Die Unternehmen in der Region müssen jetzt 54 Prozent mehr Zinsen zahlen als 2020/21.

Übernahmen führten zur Hälfte des Kreditanstiegs

Hauptgrund für den Anstieg der Nettokreditaufnahme der Unternehmen waren Übernahmen. Große Transaktionen im Gesundheitssektor allein machten fast ein Drittel aus, darunter der Kauf von Seagen durch Pfizer. Über alle Sektoren hinweg schätzt Janus Henderson, dass Übernahmen abzüglich Veräußerungen für etwa die Hälfte des Anstiegs der weltweiten Nettokreditaufnahme 2023/24 verantwortlich waren.

Ein weiteres Viertel des Anstiegs entfiel auf die Fahrzeughersteller weltweit. Sie erfreuen sich steigender Umsätze, und die Gewinne sind im Vorjahresvergleich um mehr als ein Viertel gestiegen. Dadurch hat sich ihr Bedarf an Betriebskapital, insbesondere für die Finanzierung ihrer Kunden, erheblich erhöht. Volkswagen nahm dadurch im Jahresverlauf wieder die Position des weltweit am höchsten verschuldeten Unternehmens ein. „Insgesamt stieg die Verschuldung der deutschen Unternehmen 2023/24 nicht an, sondern blieb währungsbereinigt unverändert. Hinter Volkswagen ist die Deutsche Telekom mit einer Nettoverschuldung von 150 Milliarden Dollar das am zweithöchsten verschuldete Unternehmen Deutschlands, obwohl die Verschuldung dank starken Cashflows und weniger Investitionen im Jahresverlauf sank“, so Daniela Brogt, Head of Sales für Deutschland und Österreich bei Janus Henderson Investors. Und weiter: „Höhere Zinssätze führten bei den deutschen Unternehmen dazu, dass sie im Jahresverlauf 23 Prozent mehr für den Schuldendienst ausgaben. Der Verschuldungsgrad der deutschen Unternehmen sank jedoch auf 83 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand seit mindestens zehn Jahren. Außerdem behielten die Unternehmen einen erheblichen Teil ihrer Jahresgewinne.“

Ein weiterer Grund für den Anstieg der Nettokreditaufnahme lässt sich auf die Versprechen der Unternehmen an ihre Aktionäre zurückführen. Manche Unternehmen aus unterschiedlichen Sektoren, wie Chevron, Engie, Equinor, BHP und RTX, hatten nicht genügend Cashflow, um die versprochenen Dividenden und Aktienrückkäufe zu decken, und haben sich die Differenz geliehen.

Die großen 7 US-Tech-Werte häuften noch mehr Cash an

Anders stellt sich die Situation bei den sogenannten Glorreichen 7 dar: Der enorm hohe Cashflow der sieben größten Technologieunternehmen in den USA führte dazu, dass ihre Nettoliquidität im Jahresverlauf um 52 Milliarden Dollar anstieg, obwohl sie zusammen erstaunliche 210 Milliarden Dollar für Dividenden und Aktienrückkäufe ausgaben. Google blieb das bargeldreichste Unternehmen der Welt.

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