Versicherungen
17. Januar 2013

Zinsklippe mit Ansage

Trübe Aussichten für die Assekuranz und ihre Kunden. Das Volumen von Bundeswertpapieren mit auskömmlichem Kupon sinkt in den nächsten Jahren drastisch.

Versicherungskonzerne stehen auch im neuen Jahr vor der Herausforderung trotz anhaltend niedriger Zinsen hohe Garantien zu erwirtschaften. In der öffentlichen Darstellung werden die Unternehmen daher inzwischen als wankende Riesen dargestellt, die die versprochenen Garantien nur noch wenige Jahre leisten können. Alles halb so schlimm? Die Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (­Bafin) ist der Ansicht, dass für den Sektor ein zu düsteres Bild der Situation gezeichnet werde. Die Lebensversicherer seien durchaus in der Lage, ihre Leistungsverpflichtungen kurz- bis mittelfristig zu erfüllen, weil sie ausreichend hohe Renditen erwirtschaften. Dr. Elke König verweist auf den durchschnittlichen Garantiezins von aktuell 3,3 Prozent. Dagegen würden vier Prozent Rendite erzielt. 
Während Prognosen der Sparkassen-Versicherung aber darauf hindeuten, dass die Renditen zehnjähriger Bundesanleihen auf Sicht der nächsten fünf Jahre unterhalb von 2,5 Prozent verharren werden, stehen die Zeichen für Kupons erst recht auf Sturm. Nach Angaben des Asset Managers Flossbach von Storch (FvS) nimmt das Volumen ausstehender Bundesanleihen und -obligationen mit attraktiven Kupons von über 3,5 Prozent in den kommenden Jahren stetig ab. Während im laufenden Turnus noch rund 54 Prozent der Titel eine Verzinsung aufweisen, der über dieser kritischen Schwelle liegt, sinkt der Anteil bis 2020 auf 16,6 Prozent beziehungsweise 150 Milliarden Euro. „Das Zinskliff erzeugt also keinen plötzlichen ­Anlagenotstand, sondern baut den Anlagedruck sukzessive auf“, heißt es bei FvS in Köln. Vor dem Hintergrund des Niedrigzinsumfelds fällt es den Versicherern zunehmend schwerer, in ihren Kapitalanlagen eine Rendite zu erwirtschaften, die den Versicherungsnehmern neben dem gesetzlich fixierten Garantiezins zusätzlich eine attraktive Überschussverzinsung bietet.
Gesamtverzinsung sinkt
Der Rating-Agentur Assekurata zufolge ist die laufende Verzinsung privater Rentenversicherungen mit Beginn des neuen Jahres branchenweit gesunken, wobei dem Zahlenbeispiel ein Garantiezins von 1,75 Prozent zugrunde liegt, wie er für Neuverträge seit dem 1. Januar 2012 gilt. Demnach nahm die laufende Verzinsung für 2013 etwa bei der Allianz Lebensversicherung gegenüber dem vergangenen Jahr um 0,4 Prozentpunkte auf 3,6 Prozent ab. Bei der Alten Leipziger werden noch 3,35 Prozent geboten (Vorjahr 3,85). Bei der Axa Lebensversicherung sank der Wert von 3,8 auf 3,65 Prozent. Beim Debeka Lebensversicherungsverein auf Gegenseitigkeit ging die laufende Verzinsung binnen Jahresfrist von 4,10 auf 3,70 Prozent zurück. Stabil ist der Wert bei der Arag mit 3,5 Prozent, während die Heidelberger Lebensversicherung ebenso wie die Ideal Lebensversicherung unverändert vier Prozent bietet. Im Hinblick auf den sinkenden Bestand gut verzinster Bundesanleihen dürfte sich der Trend auch 2014 fortsetzen.
portfolio institutionell newsflash 16.01.2013/tbü
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