Strategien
30. Oktober 2019

Zielkonflikte bei grüner Geldpolitik

Weidmann sieht ein `Green QE´ kritisch. Bundesbank könne aber grünen Wandel unterstützen.

In ihrem Oktober-Monatsbericht konstatierte die Bundesbank, dass der Investitionsbedarf in nachhaltige Projekte enorm ist. Vor dem Hintergrund fehlender allgemein akzeptierter Definitionen der Attribute „grün“ und „nachhaltig“ und in Anbetracht mangelnder Transparenz bei ihrer Verwendung sei aber unklar, wie sich das in der jüngeren Vergangenheit beobachtete starke Marktwachstum weiterentwickelt.

Geldpolitik könne jedoch kein Wachstumsmotor für grüne Anlagen sein. Die Bundesbank könne jedoch den grünen Wandel im Finanzsystem unterstützen, sagte Bundesbankpräsident Jens Weidmann auf der zweiten Finanzmarktkonferenz der Bundesbank.

Auf dieser Konferenz warnte Bundesbankpräsident Jens Weidmann davor, Geldpolitik mit umweltpolitischen Zielen zu überfrachten. „Forderungen nach einer grünen Geldpotitik, etwa in Gestalt eines ‚Green QE‘ oder einer gezielten Privilegierung innerhalb des Sicherheitenrahmens, sehe ich sehr kritisch“, sagte Weidmann. „Unser Mandat lautet Preisstabilität, und bei der Umsetzung unserer Geldpolitik ist der Grundsatz der Marktneutralität zu beachten“, so Weidmann weiter. Bevorzugt grüne Anleihen zu kaufen, würde diesem Grundsatz widersprechen.

Zudem könnten sich aus Sicht von Weidmann Zielkonflikte ergeben, sobald es geldpolitisch geboten ist, aufs Bremspedal zu treten und den Ankauf von Anleihen zurückzufahren. „Es ist absehbar, dass dann Forderungen laut würden, das grüne Anleihekaufprogramm fortzusetzen“, sagte er. Eine entschlossene und wirksame Klimapolitik halte er aber für geboten, nur eben mit den richtigen Instrumenten und durch die dafür demokratisch legitimierten Akteure.

Vorbildfunktion der öffentlichen Hand

Nichtsdestoweniger gibt es für die Bundesbank laut Weidmann Möglichkeiten, im Einklang mit ihrem Mandat den grünen Wandel im Finanzsystem zu unterstützen. Auf das breite Spektrum der Möglichkeiten ging Sabine Mauderer in ihrer Rede ein, die im Vorstand der Bunddesbank unter anderem den Bereich Märkte verantwortet. „Zentralbanken können Wegbereiter für mehr Nachhaltigkeit sein“, unterstrich Mauderer, „insbesondere mit Portfolios, die nicht geldpolitisch geprägt sind, aber auch in ihrer Rolle als Fiskalagent.“ Die Bundesbank prüfe derzeit, wie nachhaltig ihr Euro-Eigenportfolio schon angelegt sei und wo es noch Entwicklungspotenzial gebe, so Mauderer. Darüber hinaus verwalte die Bundesbank als Fiskalagent Portfolios für externe Mandatsgeber der öffentlichen Hand. Eine Vorbildfunktion der öffentlichen Hand ist aus Sicht von Mauderer für die Akzeptanz von nachhaltigen Finanzen in Deutschland von entscheidender Bedeutung.

Klimawandel schafft Finanzrisiken

Weidmann und Mauderer thematisierten bei der Konferenz zudem die Rolle der Finanzaufsicht. Ihre Aufgabe sei es einzuschätzen, wie bedeutsam klimabezogene Risiken für das Finanzsystem seien, so Weidmann. „Und damit sind nicht nur die Risiken gemeint, die sich aus dem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft ergeben, sondern auch die Risiken aus dem Klimawandel selbst – etwa die Schäden aus einer Häufung von Extremwetterereignissen“, sagte er. Bislang würden die Kosten klimaschädlichen Handelns unzureichend berücksichtigt, kritisierte er. Mauderer forderte einen Klimastresstest für die Finanzaufsicht, für den allerdings zunächst die erforderlichen Daten und ein wachsendes Grundverständnis vorhanden sein müssten.

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