Alternative Anlagen
21. Oktober 2024

Zahlreiche neue Anbieter betreten den Eltif-Markt

Mehr und mehr Asset Manager entscheiden sich dafür, in den Markt für European Long Term Investment Funds einzusteigen. Bei den Anlageklassen liegt Private Equity vor Private Debt und Infrastruktur.

Der Markt für European Long Term Investment Funds (Eltifs) entwickelt sich weiterhin dynamisch. Nach Angaben von Scope wurden im laufenden Jahr bislang 36 dieser alternativen Investmentfonds aufgelegt. Stichtag ist der 30. September 2024. Damit ist bereits nach drei Quartalen der Rekord aus dem Gesamtjahr 2021 gebrochen, vermeldet die Analysegesellschaft. Damals seien 27 Produkte emittiert worden. 2023 seien 20 Eltifs auf den Markt gekommen, im Jahr davor insgesamt 18.

Die 36 neuen European Long Term Investment Funds im laufenden Jahr stammen von 31 verschiedenen Anbietern. Scope macht deutlich, dass 22 Asset Manager in diesem Jahr in dieses Marktsegment getreten sind. Auch dies sei ein neuer Rekord. Die bisherige Bestmarke stammt ebenfalls aus dem Jahr 2021 (14 Gesellschaften). Seit der letzten veröffentlichten Eltif-Studie von Scope im Mai 2024 neu hinzugekommen sind beispielsweise Allianz Global Investors, Bain Capital, Carlyle, PGIM und UBS Asset Management.

Die meisten Neuauflagen gehören laut Scope zu den Asset-Klassen Private Equity (zwölf Fonds) und Private Debt (zehn). Platz drei nach Zahl der emittierten Eltifs geht an das Anlagesegment Infrastruktur mit insgesamt sieben vor Immobilien mit vier Fonds.

Dem bisherigen Trend folgend, wurden die meisten European Long Term Investment Funds (27) in Luxemburg aufgelegt. Domizile der neuen Produkte waren darüber hinaus Frankreich (fünf Eltifs), Irland (drei) und Spanien (einer). Irland mit der Central Bank of Ireland als Aufsichtsbehörde wurde laut Scope erstmals als Auflegungsort gewählt.

Auswirkungen der technischen Regulierungsstandards

In diesen Tagen endet eine bedeutsame Frist für die Eltif-Welt. Bis zum 21. Oktober 2024 hatten das EU-Parlament und der Europäische Rat Zeit, um auf die Vorschläge der EU-Kommission zu den technischen Regulierungsstandards (RTS) zu reagieren. Die RTS regeln wichtige Details der Ausgestaltung von Eltifs.

Einwände gegen die RTS in der Fassung der EU-Kommission seien bislang nicht bekannt, heißt es. „Die RTS mit dem zuletzt empfohlenen Inhalt dürften damit in Kraft treten“, vermuten sie bei Scope und berichten, dass die EU-Kommission eine großzügigere Haltung eingenommen hatte als die europäische Aufsichtsbehörde Esma. „Die Finanzindustrie dürfte es deshalb begrüßen, dass sich die weniger restriktiven Regelungen durchgesetzt haben, die den Asset Managern unter anderem bei der Mindesthaltedauer, der Kündigungsfrist und den Rückgaberegeln gewisse Freiheiten lassen.“

Zwar wurden im laufenden Jahr bereits zahlreiche Eltifs aufgelegt, allerdings haben viele Asset Manager mit dem Vertriebsstart auf eine Klarstellung der RTS gewartet. Bei Scope gehen sie davon aus, dass im vierten Quartal weitere European Long Term Investment Funds aufgelegt werden. Aber das Volumen 2024 werde nicht deutlich höher sein als im Vorjahr. „Neben der Klarstellung der RTS stellten und stellen Vertriebshemmnisse wie eine komplizierte Abwicklung und eine fehlende Beraterbildung eine Herausforderung dar“, erläutert das Analyseunternehmen.

Wie sich die technischen Regulierungsstandards auf die Branche auswirken werden, bleibt abzuwarten. Scope hat angekündigt, die Entwicklung in einer Eltif-Studie, die im Frühjahr 2025 veröffentlicht werden soll, zu analysieren. Der Markt für European Long Term Investment Funds ist laut Zahlen von Scope 2022 um etwas mehr als 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Demnach verwalten Ende 2022 77 Eltifs von 38 Asset Managern 11,3 Milliarden Euro.

Alternative Anlagen im Retail- und Wholesale-Segment

Eltifs sind Fonds, die langfristig in Sachwerte investieren. Dazu gehören Wind- oder Solarparks, Infrastrukturprojekte wie Flughäfen oder Telekommunikationsnetze, nicht börsennotierte Unternehmen (Private Equity) oder Kreditfonds (Private Debt). Seit Januar 2024 können auch Kleinanleger einfacher in European Long-Term Investment Funds investieren. Darauf weisen die „Verbraucherzentralen“ hin. Bis dahin mussten Anleger unter anderem mindestens 10.000 Euro investieren und mehr als 100.000 Euro Vermögen besitzen.

European Long Term Investment Funds wurden 2015 eingeführt

Der Eltif stieß als Fondsstruktur, die 2015 in der EU eingeführt wurde, zunächst auf wenig Resonanz. Mit der neuen EU-Verordnung, die seit Januar 2024 gilt, hat sich einiges geändert: Die Mindestanlagesumme wurde abgeschafft, ein Vermögensnachweis ist nicht mehr erforderlich. Außerdem haben Fondsmanager mehr Flexibilität bei der Gewichtung einzelner Anlagen. Diese Änderungen sollen dazu beitragen, Eltifs attraktiver zu machen.

Nach Ansicht der Verbraucherzentralen eignen sich European Long Term Investment Funds nicht für unerfahrene Privatanleger, sondern eher für institutionelle und professionelle Anleger. Geschlossene Eltifs können eine Laufzeit bis zu 30 Jahren haben. Bei offenen Eltifs müssen Anleger die Anteile den Angaben zufolge meist mindestens 24 Monate halten. Es gibt eine einjährige Kündigungsfrist. Ein Verkauf an der Börse sei nicht möglich.

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