Alternative Anlagen
13. Dezember 2021

WTW: Pensionsanleger nutzen Alternatives nicht optimal

Regulierte Anleger könnten 40 Basispunkte mehr erzielen, unregulierte eine bis zu 90 Basispunkte höhere Rendite. Umfrage unter 36 deutschen institutionellen Anlegern.

Bei den Renditeerwartungen gleichen sich institutionelle Investorengruppen zunehmend an. So hat die zwölfte Pension Risk Studie von Willis Towers Watson (WTW) untersucht, wie nachhaltig und robust sich die Portfolien deutscher Pensionsanleger im volatilen Marktumfeld entwickelt haben. Demnach zeigen sich die Anleger weiterhin optimistisch: 87 Prozent haben im zurückliegenden Jahr ihre Renditeziele erreicht – etwas weniger als 2019 (92 Prozent). Erstmalig liegen dabei aber die erwarteten künftigen Renditen von regulierten Pensionsanlegern (wie beispielsweise Pensionskassen oder Versorgungswerken) gleichauf mit den Renditen der unregulierten Investoren, beispielsweise von Contractual Trust Arrangements (CTA). Sie betragen durchschnittlich zwei Prozent bei Zielrenditen von zwei bis vier Prozent. Die Anleger investierten insbesondere stärker in alternative und illiquide Anlagen, wobei die vorhandenen regulatorischen Möglichkeiten weiterhin nicht völlig ausgeschöpft würden, so WTW. Für die Studie „Pension Risk und Anlage von Pensionsvermögen 2021“ von WTW wurden 36 institutionelle Investoren (Stiftungen, CTA, Pensionskassen, Pensionsfonds, Versorgungswerke) mit einem Anlagevermögen von insgesamt 130 Milliarden Euro im Zeitraum von Juni bis August 2021 befragt.

Zur Optimierung der Asset-Allokation hat Willis Towers Watson ein „Best Ideas Portfolio“ skizziert, das 2,4 Prozent Rendite für regulierte und 2,9 Prozent für unregulierte Investoren erwarten lässt. Demnach haben die Investoren Renditechancen verschenkt: Wie Tobias Bockholt, Leiter Investment Consulting bei Willis Towers Watson Deutschland und Autor der Studie, berichtet, könnten regulierte Anleger mit einem optimierten Portfolio eine um etwa 40 Basispunkte höhere Rendite erzielen, unregulierte Anleger sogar eine um 90 Basispunkte höhere Rendite. „Regulierte Pensionsanleger haben die Nutzung alternativer und illiquider Anlagen zwar ausgebaut, Nachholbedarf besteht in dieser Anlageklasse aber weiterhin. Dies gilt sowohl für regulierte als auch für unregulierte Investoren“, berichtet Bockholt und betont: „Hier verschenken Anleger wertvolles Renditepotenzial.“

Private Equity weiter größte alternative Asset-Klasse

Insgesamt sind die Portfolien deutscher Pensionsanleger im Vergleich zu den Vorjahren breiter diversifiziert und auch globaler ausgerichtet. Nicht rentierliche Anleihen wurden kontinuierlich reduziert. Unter den Alternatives sticht – wie auch in den vergangenen Jahren – insbesondere Private Equity als „Investorenliebling“ heraus. Fast 60 Prozent der Alternatives-Allokation stecken mittlerweile in dieser Asset-Klasse. Bockholt bemängelt hier, institutionelle Anleger würden „ohne kritisches Hinterfragen“ Markttrends folgen und den First-Mover-Advantage zu selten für die Profitabilität ihres Portfolios nutzen.

Zu wenig internes Know-how

Der Anteil von Anlegern, die bei Alternativen, illiquiden Anlagen ein Outsourcing planen, ist der Studie zufolge über die vergangenen Jahre gleich geblieben, wohingegen man einen Anstieg hätte erwarten müssen, so WTW. Als größte Hürden für Investments im Bereich der Alternativen Anlagen nennen Anleger die Implementierbarkeit und die Governance-Anforderungen/Internes Know-how.

Regulierte gehen raus aus Infrastructure Debt

Bei den Alternatives zeigt sich außerdem, dass bei den regulierten Investoren der Anteil von Infrastructure Equity deutlich zugenommen hat, nämlich auf 22 Prozent der Alternatives-Allokation. Im Vorjahr waren es 20 und im Jahr 2019 elf Prozent. Demgegenüber wurde die Infrastructure Debt Allocation 2021 fast vollständig zurückgefahren, zugunsten von Hedgefonds, die 2021 wieder elf Prozent der Alternatives-Allokation einnehmen, nach nahezu null Prozent in 2020 und 14 Prozent in 2019. Bei den unregulierten Investoren ist der Anteil von Private Equity mit 64 Prozent höher (58 Prozent bei den regulierten Investoren), gefolgt von Commodities mit 13 Prozent und elf Prozent Infrastructure Equity.

Nachhaltigkeit wird oftmals delegiert

Wie die Studie auch zeigt, wird Nachhaltigkeit von den institutionellen Anlegern oftmals noch nicht strategisch angegangen, so Willis Towers Watson in seiner Studie. Demnach delegieren bislang fast alle Investoren (94 Prozent) die Umsetzung der entsprechenden Ziele (ESG-Ziele: Environmental, Social, Governance) auf die Asset Manager. Somit werde die Nachhaltigkeit der Kapitalanlage häufiger nur auf Mandatseben statt portfolioübergreifend betrachtet. Eine aktive Gremienentscheidung im Gesamtkontext erfolge nur bei der Definition von Negativlisten (bei 71 Prozent der Anleger).

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