Versorgungswerke
27. Januar 2014

WPV: Nah dran an den Assets

Mit rund 2,4 Milliarden Euro ist das WPV nicht das größte Versorgungswerk, aber eines der am schnellsten wachsenden. Änderungen in der Asset Allocation können zügig umgesetzt werden – so geschehen im Immobilienbereich. portfolio sprach mit Dr. Hans Wilhelm Korfmacher.

Das Versorgungswerk der Wirtschaftsprüfer und der vereidigten Buchprüfer (WPV) ist stark wachsend. Ist das momentan angesichts des anhaltenden Niedrigzinsumfeldes eher Fluch oder doch Segen?
„Fluch“ oder „Segen“ sind die falschen Begriffe. Es ist eine Herausforderung, der  wir nicht ausweichen können. Aktuell liegt unser Kapitalanlagevolumen bei rund 2,4 Milliarden Euro, bis 2020 werden es  knapp vier Milliarden Euro sein.  Wir müssen in den nächsten gut drei Jahren ungefähr eine Milliarde Euro anlegen, das entspricht circa 40 Prozent der Assets, die wir im Moment haben. Das bedeutet im derzeitigen Niedrigzinsumfeld, dass die Durchschnittsverzinsung in der Rentendirektanlage,  die momentan noch bei circa 4,5 Prozent liegt, rasch weiter nach unten gehen wird.
Mit rund 20 Prozent machen Immobilien inzwischen einen wichtigen Teil Ihrer Asset Allocation aus. Sie haben die Quote deutlich aufgestockt. War das eine Konsequenz des Niedrigzinsumfeldes?
Ja, wir haben uns entschieden, den Weg in die Real Assets und hier insbesondere in die Immobilienanlage zu gehen. Wir haben diesen Prozess früh angestoßen und schnell umsetzen können.
Ich veranschauliche das gern an folgendem Bild: Ein großer Investor mit einem -Kapitalanlagevolumen von 40 Milliarden Euro, der einen jährlichen Anlagebedarf von einer Milliarde hat, verhält sich wie ein Tanker, der nur langsam die Richtung ändern kann, weil er jedes Jahr nur 2,5 Prozent seiner Assets neu anlegt. Wir müssen pro Jahr durchschnittlich 250 bis 300 Millionen Euro anlegen. Das sind zehn bis 15 Prozent unserer Assets. Wir sind also eher ein Schnellboot – mithin wendiger als der Tanker. Natürlich kippelt ein Schnellboot aber auch schneller, wenn die See rauer wird. Das zeigt sich eben daran, dass die Durchschnittsverzinsung in der Rentendirektanlage und damit im Gesamtbestand schneller als bei einer weniger stark wachsenden Einheit sinkt. Da wir allerdings als öffentlich-rechtliche Körperschaft mit gesetzlichem Auftrag keinen Garantiezins, sondern einen Rechnungszins haben, besteht nicht die Gefahr der Havarie. Allenfalls könnten wir bei extremen Marktentwicklungen gezwungen sein, die Verpflichtungsseite weiter an die Marktgegebenheiten anzupassen. Wir haben den Rechnungszins allerdings bereits temporär für die nächsten zehn Jahre auf drei Prozent abgesenkt und werden ihn möglicherweise für diesen Zeitraum vorsorglich weiter absenken, so dass wir auf der sicheren Seite sind.  
Ihre letzte Asset-Liability-Management-Studie hat eine Zielquote von 18 Prozent ergeben. Mit Ihren momentan 20 Prozent sind Sie schon über dem Ziel. Heißt das, Sie halten sich nun mit Investments zurück?
Aktuell ist der Investitionsdruck, wie ich bereits ausgeführt habe, nicht sehr groß. Ich weiß allerdings nicht, welche Immobilienquote die nächste ALM-Studie, die wir im Frühjahr rechnen lassen werden, sowie hierauf aufbauend die strategische Allokation ausweisen wird. Die maximale aufsichtsrechtliche Quote liegt bei 25 Prozent. Sollten wir aufgrund der neuen Zielquote im Jahr 2014 etwas weniger Anlagedruck haben, werde ich dies mit Gelassenheit ertragen und mich freuen, dass wir schon mit hoffentlich überwiegend guten Investments stark im Immobilienmarkt allokiert sind.
Wenn Ihnen ein attraktives Objekt vor die Nase kommt, würden Sie allerdings nicht nein sagen.
Wir sind flexibel. Wir haben wie ausgeführt eine Zielquote aufgrund einer strategischen Allokation, daneben aber auch einen Rahmen, der so bemessen ist, dass ich auch über die Zielquote hinaus agieren kann. Für opportunistische Investments in gute Immobilien sind wir also weiterhin offen. 
Sie kommen aus einer ganz anderen Ecke als viele andere Investoren in Deutschland, die eher von einem starken Home Bias kommen. Worauf ist das zurückzuführen?
Viele institutionelle Investoren haben ihr Immobilienportfolio zunächst in der Direktanlage aufgebaut. Das geschieht üblicherweise dort, wo man sitzt und sich am besten auskennt – also rund um den eigenen Kirchturm. Wir haben seinerzeit ebenfalls Direktinvestments geprüft, uns letztlich aber dagegen entschieden. Zum einen wollten wir das mit Direktanlagen in Immobilien häufig verbundene Klumpenrisiko durch Investments vorwiegend in der Nähe des Verwaltungssitzes vermeiden. Zum anderen wollte ich keine eigene Immobilienverwaltungsabteilung aufbauen. Die hieraus abgeleitete Strategie, nur indirekte Investments zu tätigen, haben wir über Jahre verfolgt. Wir haben unsere Immobilieninvestments über eine größere Zahl von Beteiligungen an Immobilienspezialfonds und, insbesondere soweit es sich um diskretionäre Mandate handelt, über andere Strukturen nach und nach aufgebaut. Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass klassische Immobilienpoolfonds für uns nicht mehr die beste Investitionsmöglichkeit darstellen.
Wir wollen künftig als alleiniger Investor über Joint Ventures oder in der Form von Club-Deals in Immobilien investieren. Vorteil dieser Vorgehensweise im Vergleich zu klassischen Poolfonds ist die größere Nähe zu dem Investitionsobjekt Immobilie, die stärkere (Mit-)Entscheidungsmöglichkeit, zum Beispiel hinsichtlich Investitions- und Desinvestitionszeitpunkt sowie Ausschüttung, und letztlich auch eine Reduzierung der Gesamtkosten der Immobilieninvestition durch Wegfall des zusätzlichen Poolvehikels.
Ihnen ist es also wichtig, die Entscheidungsgewalt innezuhaben?
Ich möchte grundsätzlich näher an die Assets heran, wissen, was gemacht wird und an der Entscheidungsfindung teilnehmen – und zwar nicht nur eher formal als einer von vielen Investoren. Dies können wir am besten über Individualmandate, Joint Ventures und Club-Deals abbilden. Daneben wird es aber sicherlich auch weiterhin diskretionäre Mandate geben müssen, wie sie insbesondere in Nordamerika oder Asien üblich sind.
Die Zeiten der Mega-Poolfonds …
… sind für uns vorbei.

Lesen Siedas vollständige Interview mit Dr. Hans Wilhelm Korfmacher, CEO des Versorgungswerks der Wirtschaftsprüfer und der vereidigten Buchprüfer (WPV), in der aktuellen Ausgabe von portfolio institutionell (01/2014, erschienen am 24.01.2014).
portfolio institutionell newsflash 27.01.2014/Kerstin Bendix

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