Wohnimmobilienpreise steigen weiter
Bundesbank sieht keine abrupte Preiskorrektur. Stadt und Land mit gleicher Preisdynamik.
Trotz der Corona-Pandemie zeichnet sich keine abrupte Korrektur der Wohnimmobilienpreise in Deutschland ab, so die Einschätzung der Bundesbank. Dies setze allerdings voraus, dass die Konjunkturerholung nicht „gravierend“ gestört werde. Die Pandemie habe bislang kaum Spuren am Wohnimmobilienmarkt hinterlassen. „Die Preisentwicklung bei Wohnimmobilien verlief in der Coronavirus-Krise bislang robust. Insbesondere weist sie bisher keine Bremsspuren auf“, heißt es im jüngsten Monatsbericht.
Q2: Preisanstieg um 6,8 Prozent
Im zweiten Vierteljahr 2020 stiegen die Wohnimmobilienpreise gemäß den Angaben des Verbands deutscher Pfandbriefbanken um 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und damit nicht schwächer als im Vorjahr. 2019 waren die Preise etwas weniger stark als in den Vorjahren gestiegen. In den sieben Großstädten zog die Rate im zweiten Vierteljahr mit 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal laut Angaben des Verbands etwas an. Sie lag aber wie bereits 2019 im Vergleich zu den Jahren davor auf bereits deutlich niedrigerem Niveau.
Anzeichen für abgeschwächte Wohnraumnachfrage
Die Expertinnen und Experten schließen in ihrem Bericht nicht aus, dass die Nachfrage nach Wohnimmobilien etwas nachgelassen haben könnte. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte habe im zweiten Quartal stagniert, zudem sei die Unsicherheit weiterhin hoch, was Anzeichen für eine abgeschwächte Wohnraumnachfrage sein könnten. „Die Erschwinglichkeit des kreditfinanzierten Erwerbs von Wohneigentum dürfte sich – angesichts des anhaltenden Preisauftriebs – trotz der nach wie vor überaus günstigen Finanzierungskonditionen im Durchschnitt verschlechtert haben“, heißt es im Bericht. Sollte die abgeschwächte Einkommensentwicklung allerdings nur vorübergehend sein, dürfte sich die Nachfrage nach Wohnraum nur geringfügig verändern. Zudem dürften Wohnimmobilien im Niedrigzinsumfeld eine attraktive Anlagealternative bleiben.
Kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land
Zudem sei die Verteuerung von Wohnraum bis 2015 auf die Städte begrenzt gewesen. Seit dem Jahr 2015 habe der kräftige Preisauftrieb bei Wohnimmobilien auch auf die ländlichen Gebiete übergegriffen. „Im Jahr 2019 bestanden kaum noch Unterschiede in der Preisdynamik zwischen den städtischen und ländlichen Gegenden“, schreiben die Ökonominnen und Ökonomen. Nach Bundesbank-Berechnungen auf Basis von Angaben der Bulwiengesa AG stiegen die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland insgesamt bis 2015 um 4,25 Prozent im Durchschnitt des Zeitraums, während sie zwischen 2015 und 2019 im Durchschnitt um 7,75 Prozent gestiegen waren. Auch bei den Mieten habe es bei der Teuerung im vergangenen Jahr kaum noch regionale Abweichungen gegeben. „Allerdings übertraf das Ausmaß der Preiszuwächse beim Immobilienkauf dasjenige der Mietanhebungen bei Neuverträgen deutlich“, so die Fachleute.
Warnung vor Immobilienblase
Die Bundesbank warnt bereits seit längerem vor eine Immobilienblase. Im Februar 2018 schrieb sie, dass in deutschen Städten Eigentumswohnungen und Häuser deutlich zu teuer seien. „In den Städten liegen die Preise von Wohneigentum weiterhin deutlich über dem Niveau, das durch die längerfristigen wirtschaftlichen und demografischen Einflussfaktoren gerechtfertigt erscheint.“ Diese Preisübertreibungen lagen nach Bundesbank-Schätzungen im Jahr 2017 zwischen 15 und 30 Prozent. Noch stärker überteuert seien Wohnimmobilien in Großstädten. Dort dürften die Preisabweichungen nochmals zugenommen haben und mittlerweile bei 35 Prozent liegen, heißt es im Monatsbericht.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Immobilien | Wohnimmobilien
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