„Wir sind personell und finanziell gut aufgestellt“
Die Rentenzuschusskasse der N-ERGIE AG gewann in diesem Jahr einen der begehrten Awards von portfolio institutionell. Wie es dazu kam und wie der kleine Versicherungsverein davon profitiert, erläutert Vorstandsmitglied Reiner Stöhr im Interview.
Die Rentenzuschusskasse der N-ERGIE AG wurde 2024 mit dem Award in der Kategorie „Beste Pensionskasse/Zusatzversorgungskasse“ ausgezeichnet. Was hat Sie dazu bewogen, sich an dem sportlichen Wettstreit, als den viele Investoren den Auswahlprozess betrachten, zu beteiligen?
Reiner Stöhr: Die Rentenzuschusskasse (RZK) war viele Jahrzehnten personalmäßig extrem schlank aufgestellt. Da die Beteiligung an den Awards doch einen gewissen Zeitaufwand bedeutet, war früher eine Beteiligung am Wettbewerb nicht möglich. Ab Mitte 2020 konnten wir uns personalmäßig verstärken, sodass wir für so eine Veranstaltung genügend Kapazitäten hatten. Trotz unserer geringen Größe fühlten wir uns gut aufgestellt. Der Vergleich mit anderen Pensionskassen hat uns daher sehr gereizt.
Die Entscheidungen hinsichtlich der Preisträger treffen Juroren aus Wissenschaft, Consulting und natürlich der Anlagepraxis. Sie sind es, die die Kandidaten auf Herz und Nieren prüfen. Der stringente Auswahlprozess erfolgt auf der Grundlage eines Fragebogens, den die Kandidaten ausfüllen müssen. Verraten Sie uns doch bitte, wie viel Zeit Sie und Ihr Team in das Ausfüllen des Fragebogens investiert haben.
Wir haben erstmals im Jahr 2022 beim Wettbewerb teilgenommen. Damals waren wir zwei bis drei Tage mit dem Fragebogen beschäftigt. Im Jahr 2023 hatten wir die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht anlässlich einer örtlichen Prüfung im Haus, so dass für eine Teilnahme beim Award keine Zeit war. 2024 haben wir dann noch mal teilgenommen. Bei der zweiten Teilnahme war dann der Aufwand nicht mehr so hoch. Wir haben dann nur noch etwa einen Tag gebraucht.
Die Auszeichnung mit einem der insgesamt 14 Awards, die portfolio institutionell auch 2025 wieder vergeben wird, ist für viele Teilnehmer ein Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn und lässt sich auch in der Außendarstellung sehr gut nutzen. Wie sieht Ihre Bestandsaufnahme aus?
Ja, das war schon ein schönes Gefühl als kleine Pensionskasse auf der großen Bühne zu stehen. Wir haben auch viele positive Resonanzen von unseren Geschäftsfreunden, -partnern, Mitgliedern, Aufsichtsrat und Arbeitgeber bekommen. Die Auszeichnung hilft sicherlich bei der Gewinnung von neuen Mitgliedern.
Die Fragebögen sind für die Redaktion von portfolio institutionell tabu. Wie setzt sich Ihr Kapitalanlageportfolio zusammen und wo setzen Sie Schwerpunkte?
Für uns als kleine regulierte Pensionskasse gibt die Anlageverordnung den Rahmen für unsere Kapitalanlagen vor. Wir sind stark in Immobilien (35 Prozent) mit breiter regionaler Streuung und Nutzungsarten investiert. Die Beteiligungsquote (15 Prozent) haben wir mit Investitionen in Private Equity und Solar- und Windparks ausgenutzt. Die Quoten für ABS und alternativen Investments (jeweils 7,5 Prozent) haben wir ebenfalls voll ausgeschöpft. Die Aktienquote liegt bei zehn Prozent. Der Rest sind festverzinsliche Anlagen. Nach unseren guten Erfahrungen würden wir gerne mehr in Private Equity und Private Debt investieren, aber das lässt die Anlageverordnung nicht zu.
Zu welchem Schluss kam Ihre jüngste ALM-Studie?
Alle drei Jahre machen wir eine ALM-Studie. Zuletzt zum 31.12.2021. Das Ergebnis war sehr erfreulich. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir mit unseren Kapitalanlagen in den nächsten zehn Jahren unsere Nettozielrendite erreichen, liegt bei 100 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit, dass nach zehn Jahren genügend Deckungsmittel für unsere Verpflichtungen vorhanden sind, liegt bei 98 Prozent.
Änderungen in der Anlageverordnung sollen Pensionskassen künftig die Kapitalanlage erleichtern. Welche Hoffnungen verbinden Sie mit dem zweiten Betriebsrentenstärkungsgesetz?
Der große Wurf ist das BRSG II nicht. Wir begrüßen jedoch eine neue Anlageverordnung, haben uns jedoch noch größere Spielräume gewünscht. Die geplanten Erleichterungen bei der Bedeckungserfordernis bringt uns als RZK nichts. Diese sind zu aufwendig gestaltet.
Im Rahmen der geplanten Reform der Betriebsrente könnte es eine separate Infrastrukturquote für Pensionskassen geben. Könnten Sie daraus einen Nutzen ziehen?
Wir begrüßen die Einführung einer Infrastrukturquote. Unsere Investitionen in Infrastruktur sind aktuell den Quoten für Beteiligungen und Alternativen Investments zugeordnet. Eine Zuführung dieser Anlagen zu einer neuen Infrastrukturquote führt zu einer Entlastung der vorher genannten Quoten und wir bekämen neue Möglichkeiten in Infrastruktur, Private Equity und Private Debt zu investieren. Wir hoffen zudem auf einen niedrigeren Stressfaktor im Stresstest. Bisher werden die Anlagen mit dem Stressfaktor für Aktien gestresst, was aus unserer Sicht nicht verhältnismäßig ist.
Die Regulatorik und die Anforderungen, die an Pensionskassen allgemein gestellt werden, haben in den vergangenen Jahren sehr stark zugenommen. Wie reagieren Sie darauf?
Wir mussten uns personalmäßig verstärken, um allen Anforderungen gerecht zu werden. Durch Automatisierung und Digitalisierung werden Abläufe optimiert, um mehr Zeit für die Umsetzung der Regulatorik zu haben.
Ihre Organisation wurde 1927 als Rentenzuschusskasse der Angestellten der Fränkisches Überlandwerk AG in Nürnberg gegründet. Nehmen Sie noch neue Mitglieder auf oder planen Sie bereits für den Run-off?
Die Rentenzuschusskasse lebt und wir wachsen langsam, aber stetig. Wir sind offen und nehmen weiterhin neue Mitglieder auf. Die Mitarbeiter im Städtischen Werke Nürnberg Konzern können auf freiwilliger Basis Mitglied bei unserer Rentenzuschusskasse werden. Bei unseren Werbe- und Informationsmaßnahme hilft natürlich der gewonnene Award unheimlich. Wir sind personell und finanziell gut aufgestellt und können optimistisch in die Zukunft schauen.
Über den Interviewten: Reiner Stöhr ist Mitglied des dreiköpfigen Vorstands der Rentenzuschusskasse der N-ERGIE AG. Die Rentenzuschusskasse ist ein kleiner Versicherungsverein im Sinne des Versicherungsaufsichtsgesetzes. Mit ihrer erfolgreichen Bewerbung bei den portfolio institutionell Awards hat die Organisation die zuständige Jury in diesem Jahr davon überzeugt, dass sie eine innovative und qualitativ hochwertige Anlagestrategie verfolgt.
Die Fragen stellte Tobias Bürger.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: portfolio institutionell Awards | Rentensystem
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