Wieder mehr KMU-Anleihen
Anzahl der Emissionen (33) wuchs im Jahr 2024 um 38 Prozent, das platzierte Volumen um 39 Prozent. Ausfälle deutlich reduziert bei rund 60 Millionen Euro.
Der deutsche Markt für Anleihen kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) war im vergangenen Jahr auf Erholungskurs. Insgesamt wurden im Jahr 2024 mit 33 KMU-Anleihen wieder deutlich mehr Anleihen emittiert als im Vorjahr 2023 (24 Anleihen). Emittenten waren 28 Unternehmen mit Anleihen von einem Zielvolumen von 1,33 Milliarden Euro. Dies ergibt ein von der Investor-Relations-Beratung IR.on AG durchgeführter Jahresrückblick zum deutschen KMU-Anleihemarkt.
Demnach stieg die Zahl der Emissionen um mehr als ein Drittel (38 Prozent) gegenüber dem Vorjahr 2023. Das bei Investoren platzierte Volumen konnte ebenfalls um rund 39 Prozent zulegen. Der durchschnittliche jährliche Kupon reduzierte sich infolge des gesunkenen Zinsniveaus erwartungsgemäß deutlich um 50 Basispunkte auf 8,14 Prozent. Im Jahr 2023 lag er noch bei 8,64 Prozent. Das in 2024 platzierte Volumen stieg auf rund 1,1 Milliarden Euro (2023: 788 Millionen Euro), was einer Platzierungsquote von 82 Prozent (2023: 80 Prozent) entspricht.
Mehr Erstemissionen
Von den 33 Emissionen entfielen 20 auf Folgeemissionen und 13 auf Debütanleihen. Der im Rahmen der Studie erhobene Anteil nachhaltiger Schuldverschreibungen lag dem Volumen nach mit fünf Anleihen bei 15 Prozent und somit niedriger als im Vorjahr 2023 (25 Prozent; sechs Anleihen).
Ausfallvolumen deutlich gesunken
Das Ausfallvolumen reduzierte sich um 82 Prozent auf rund 60 Millionen Euro und notiert damit so niedrig wie zuletzt im Jahr 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie. Auch das Restrukturierungsvolumen lag mit 338 Millionen Euro in erheblichem Maße unter dem Vorjahresniveau (2023: 503 Millionen Euro). Die Zahl der von Restrukturierungen betroffenen Schuldverschreibungen lag mit zwölf Anleihen leicht über Vorjahresniveau (2023: zehn Anleihen).
„Der deutsche Markt für KMU-Anleihen hat sich im Jahr 2024 weiter erholt und eine signifikante Zunahme bei der Zahl der durchgeführten Emissionen verzeichnet. Dabei lässt sich ein deutlicher Anstieg des Platzierungsvolumens sowie eine leicht verbesserte Platzierungsquote im Vergleich zum Vorjahr konstatieren“, sagt Frederic Hilke, Senior Berater und Head of IR Consulting der IR.on AG. „Besonders auffällig ist die erneute Diskrepanz zwischen Eigen- und bankbegleiteten Emissionen. Während Eigenemissionen im Jahr 2024 nur eine Platzierungsquote von 58 Prozent aufwiesen, lag dieser Wert für Emissionen mit Bankbegleitung bei 90 Prozent. Der Rückgang des ausgefallenen Anleihe- sowie des Restrukturierungsvolumens verdeutlichen die Stabilisierung des KMU-Anleihemarktes.“
Mit 24 Anleihen wurden 73 Prozent aller KMU-Anleihen im Jahr 2024 öffentlich platziert (2023: 83 Prozent). Bei neun Emissionen (28 Prozent) handelte es sich um reine Privatplatzierungen.
Nachhaltige Anleihen mit Kupon von im Schnitt 7,68 Prozent
Mit Blick auf die wachsende Bedeutung von Green Bonds, Social Bonds und ähnlichen ESG-bezogenen Anleihen wurden in der Studie zum Gesamtjahr 2024 zum zweiten Mal alle KMU-Anleihen erhoben, die einen ICMA-Standard (Green Bond Principles, Social Bond Principles und Sustainability-Linked Bond Principles) oder einen vergleichbaren Standard befolgen und für die ein Rating und/oder eine Second Party Opinion (SPO) vorliegt.
Mehrheitlich wurde der ESG-Bezug der Anleihen durch eine SPO von Imug Rating (jetzt EthiFinance, drei der fünf nachhaltigen Anleihen) attestiert. Ein Emittent beauftragte EthiFinance und ein weiterer ISS ESG mit der Prüfung und Erstellung einer Second Party Opinion.
Der durchschnittliche jährliche Kupon lag bei den nachhaltigen Anleihen mit 7,68 Prozent unter dem durchschnittlichen Zinsniveau aller KMU-Anleihen (8,14 Prozent). Die identifizierten Green Bonds lagen mit einem Platzierungsvolumen in Höhe von 178,7 Millionen Euro und einem Zielvolumen von 295 Millionen Euro bei einer Platzierungsquote von 61 Prozent. Damit lagen sie unterhalb der durchschnittlichen Platzierungsquote (82 Prozent).
Finanzdienstleistungen lösen Energiesektor ab
Während die Energiebranche in den vergangenen Jahren meist die führende Branche für KMU-Anleihen war, zeigte sich im Jahr 2024 der Finanzdienstleistungssektor mit sieben Emissionen am aktivsten. Auf dem geteilten zweiten Rang lagen in diesem Jahr die Sektoren Energie sowie Industriegüter und Dienstleistungen mit jeweils sechs Emissionen.
Die im Jahr 2024 durchgeführten Folgeemissionen (20) verzeichneten aufgrund zahlreicher Vollplatzierungen und Aufstockungen eine sehr starke Platzierungsquote (100,2 Prozent). Auch die Platzierungsquote der Erstemissionen, deren Platzierungsergebnis bekanntgegeben wurde, verbesserte sich von 28 Prozent im Vorjahr auf durchschnittlich 41 Prozent. Bei fünf Neuemissionen wurden keine Platzierungsergebnisse veröffentlicht, was auf geringe Platzierungsquoten schließen lässt.
Weniger großvolumige Ausfälle
Bei den Anleiheausfällen war im Zuge einer deutlich geringeren Zahl an großvolumigen Ausfällen im Vergleich zu 2023 eine signifikante Erholung zu erkennen. Während das Ausfallvolumen im Jahr 2023 noch bei 340 Millionen Euro lag (sieben Anleihen von vier Emittenten), lag der Wert im Jahr 2024 bei lediglich 60 Millionen Euro (fünf Anleihen von fünf Emittenten). Betroffen waren Anleihen von AOC | Die Stadtentwickler GmbH, B4H Brennzstoffzelle4Home GmbH, Schlote Holding GmbH, Solarnative GmbH sowie der Verianos SE.
Konservative Prognose für 2025
Zum Ausblick für 2025 hat die IR.on AG zehn im KMU-Segment aktive Emissionshäuser befragt. Im Durchschnitt erwarten diese für das laufende Jahr 27 Emissionen bei insgesamt stabilen Zinskupons. Wesentliche Gründe für diese eher konservative Prognose sind ein weiterhin herausforderndes wirtschaftliches Umfeld sowie die gegebenen politischen Unsicherheiten. Gleichzeitig erwarten einige Emissionshäuser, dass die weitere Einengung der Credit Spreads die Emissionstätigkeiten am KMU-Anleihemarkt beflügeln könnte. Einen Überblick über die Ergebnisse des Jahresrückblicks 2024 und des Ausblicks auf das laufende Jahr finden Interessierte hier zum Download.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Anleihen | ESG-Rating | Green Bonds | High Yield Bonds / Hochzinsanleihen | KMU | Mittelstandsanleihen
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