West-LB-Mellon trennt sich von Volker Kurr
Norbert Becker führt die Geschäfte der gemeinsamen Tochter der West-LB und BNY Mellon zunächst kommissarisch weiter.
Die Fondsgesellschaft West LB Mellon Asset Management (WMAM) hat sich Anfang August von ihrem Geschäftsführer Volker Kurr getrennt. "Der Aufsichtsrat und Herr Kurr hatten unterschiedliche Auffassungen über die Ausrichtung der Gesellschaft und haben sich deshalb einvernehmlich auf eine Trennung geeinigt", bestätigte eine WMAM-Sprecherin eine entsprechende Recherche von portfolio institutionell.
Zum kommissarischen Sprecher der Geschäftsführung wurde Kurrs bisheriger Stellvertreter, Norbert Becker, ernannt. Wie die WMAM-Sprecherin weiter sagte, soll über die endgültige Besetzung der Führungsposition in den kommenden Wochen entschieden werden.
Die Personalie fällt in eine für das Joint Venture der West-LB und des US-Asset Managers BNY Mellon in eine kritische Phase: Offenbar wird noch im dritten Quartal über die Zukunft der WMAM entschieden. Die West-LB, die sich laut Auflage der Europäischen Union von etlichen Beteiligungen trennen muss, dürfte sich Brancheninsidern zufolge von ihrem 50-Prozent-Anteil an dem Asset Manager trennen. "Die Stimmung hat sich gedreht: Bisher galt der Verkauf der WMAM als kein Muss, aber das sieht man in der West-LB heute offenbar anders", heißt es aus für gewöhnlich gut informierten Branchenkreisen.
Bereits in der Vergangenheit war wiederholt über die vollständige Übernahme der WMAM durch BNY Mellon spekuliert worden. Allerdings schwächelt das Haus merklich im Vertrieb. Nach einer ordentlichen Startphase unmittelbar nach der Gründung 2006 machte vor allem die Finanzkrise der WMAM zu schaffen.
Allerdings machen der WMAM auch strategische Fehler des Managements zu schaffen. Der bereits 2006 vereinbarte Vertrieb von WMAM-Fonds über die Sparkassen-Tochter Deka hat sich Insidern zufolge zu keinem Zeitpunkt so entwickelt, wie man es sich in Düsseldorf erhofft hat. Demnach habe die Deka kein Interesse am Vertrieb von WMAM-Fonds über die Sparkassen, sondern puscht vielmehr die eigenen Fonds im Privatkundenvertrieb der Sparkassen (siehe früheren Bericht). Auch wenn die Deka die systematische Vernachlässigung von WMAM-Fonds wiederholt dementiert hat, sind die Fonds alles andere als ein Renner im Deutschland-Vertrieb. Wie aus der Statistik des Investment-Verbands BVI hervorgeht, werden von der WMAM Fonds mit einem Volumen von 1,9 Milliarden Euro verwaltet. In diesem Jahr mussten die Fonds Abflüsse von rund 240 Millionen Euro verkraften.
Die Probleme im Vertrieb lassen sich auch an der hohen Fluktuation beim Personal ablesen. Mit dem Abgang von Volker Kurr geht der personelle Aderlass weiter. Erst Ende 2010 hatte Christoph Dahm, der für das Publikumsfondsgeschäft zuständige Geschäftsführer, das Leitungsgremium des Unternehmens verlassen (siehe frühere Meldung).
portfolio institutionell newsflash 10.08.2011/maa/gcu
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