Was wird aus der Lebensversicherung, Herr Nagel?
Die Versicherer stehen vor fundamentalen Herausforderungen. Die Palette reicht von neuen Geschäftsmodellen in der Lebensversicherung bis hin zur weiteren Regulierung der Branche. portfolio sprach mit Marcus Nagel, Zurich-Gruppe Deutschland, Vizevorstandschef und Vorstand der Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung.
Niedrigzinsen spalten die Branche bei der Produktentwicklung, insbesondere bei Garantien. Welche LV-Produkte haben aus Ihrer Sicht Zukunft und welche nicht? Könnten Sie dies kurz begründen?
Ich gehe davon aus, dass aufgrund dieses Marktumfeldes fondsgebundene Versicherungsprodukte – sei es ohne oder mit alternativen Garantieformen – sowie hybride Produktlösungen an Marktanteil gewinnen werden. Aus diesem Grund wird Zurich Leben auf diese Segmente den Produktschwerpunkt legen – neben der Biometrie.
Solvency II kommt zum 1. Januar 2016 mit Übergangsszenarien. Was erwarten Sie als erste Auswirkung im kommenden Jahr? Und wäre die Übertragung des Kapitalanlagerisikos auf den Kunden nicht strategisch zu kurz gesprungen, da es Verbraucher weg von den Lebensversicherern und hin direkt zu Fondsanbietern treiben könnte?
Die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung ist bereits seit Jahren in die an strengen Marktwertprinzipien orientierte interne Steuerung der weltweit agierenden Zurich-Gruppe eingebunden, die zentrale Aspekte der zukünftigen Anforderungen der Aufsicht unter Solvency II vorwegnimmt. Insbesondere gilt dies auch für die Steuerung und Berichterstattung der Gruppe unter den modernen Anforderungen des schweizerischen Aufsichtsrechts („Swiss Solvency Test“). Wir haben intern frühzeitig und regelmäßig Szenariorechnungen gemäß der zu erwartenden zukünftigen Kapitalanforderungen bei einem anhaltenden Niedrigzinsumfeld durchgeführt und Maßnahmen getroffen. Daher erwarten wir zum 1. Januar keine großen Auswirkungen. Da nur Lebensversicherer das Langlebigkeitsrisiko absichern können, werden wir weiterhin bei unseren Kunden punkten.
Welche Zukunft hat bei Ihnen der Maklervertrieb, wie sorgen Sie bei Umsetzung des Lebensversicherungs-Reformgesetzes (LVRG) für faire Vergütung, die den Makler nachhaltig überleben lässt?
Die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung versucht, mit jedem Vertriebspartner eine individuelle Vereinbarung zu treffen, die sowohl dessen Interessen als auch unsere Interessen berücksichtigt. So verstehen wir Fairness und praktizieren dies völlig unaufgeregt. Eine generelle Absenkung nach einem festen Satz ist trotz LVRG bei uns also nicht geplant. Weiter geben wir unseren Partnern mit dem „Compensationplus“ einen innovativen Vertriebsansatz an die Hand, mit dem sie durch eine Verschiebung des Produktionsmix von Produkten der dritten Schicht hin zu den biometrischen Produkten ihre Einnahmen halten oder gar steigern können. Compensationplus bedeutet: Der Makler bekommt mindestens die gleiche Vergütung wie bisher, weil er mehr Bestandsvergütung kassiert und seinen Produktfokus auf Biometrie legt.
Das Gespräch führte Detlef Pohl
portfolio institutionell newsflash 02.11.2015/Detlef Pohl
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