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15. November 2017

Warnungen vor Inflationsanstieg

Steigende Rohstoffpreise und Geldmenge sorgen für Preisanstieg. Goldman: US-Leitzins steigt auf bis zu 3,5 Prozent bis Ende 2019.

„Es gibt wenige Daten im wirtschaftlichen Umfeld, die derzeit so verwirrend sind wie die Inflation. In den vergangenen zwölf Monaten schwankte sie im Euroraum in einer Bandbreite zwischen 1,1 und zwei Prozent“, schreibt Martin Hüfner, Ökonom beim Asset Manager Assenagon in einem aktuellen Kommentar. Ein Trend sei nicht erkennbar.
In der Branche häufen sich aber die Stimmen, die von einem Inflationsanstieg ausgehen. Die FAZ zitiert Jan Hatzius, Chefvolkswirt bei Goldman Sachs, mit der Aussage, dass das Tempo des bevorstehenden Zinsanstiegs derzeit unterschätzt werde. Hatzius rechne mit vier Zinserhöhungen in den USA im nächsten und übernächsten Jahr – im Schnitt also alle drei Monate. Goldman Sachs sieht den amerikanischen Leitzins Ende 2019 bei 3,25 bis 3,5 Prozent.
Auf einer gemeinsamen Roadshow der Vermögensverwalter DJE, Acatis und Shareholder Value empfahl Dr. Ulrich Kaffarnik, DJE Kapital AG, auf die Lohnentwicklung in den USA zu achten. Bislang blieb der Lohndruck trotz geringer Arbeitslosigkeit gering. Für Ulf Becker von Shareholder Value könnte vom Ölpreis größerer Inflationsdruck ausgehen. Zur Begründung verwies Becker auf Produktionsausfälle in Venezuela, die von Saudi-Arabien, Iran und Russland nicht kompensiert werden können.
Aus Sicht von Martin Hüfner ist der Inflationstrend „nach wie vor stabil nach oben gerichtet. Es geht zwar langsam, aber doch in die richtige Richtung.“ Dies erscheine im Hinblick auf die zugrundeliegenden ökonomischen Faktoren auch plausibel. „Derzeit wirken zwei gegenläufige Tendenzen auf die Inflation. Das eine sind die gute Konjunktur, die steigenden Rohstoffpreise und die reichliche Geldausstattung, die eine Überwälzung der Kostensteigerungen erlaubt. Das andere sind der nach wie vor vergleichsweise langsame Anstieg der Löhne, die Konkurrenz von Niedriglohnländern auf den Weltmärkten und die Preissenkungen durch die neuen Entwicklungen in der digitalen Wirtschaft und der Gig-Ökonomie“, so Hüfner. Das eine erhöhe die Inflation, das andere senke sie. Beides zusammengenommen führe zu dem moderaten Anstieg der Geldentwertung.
portfolio institutionell 13.11.2017/Patrick Eisele

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