Von Wind und Sonne zu Strom und Euros
Erneuerbare Energien heißen auch deshalb so, weil das Fachwissen ständig erneuert werden muss. Dieser Eindruck entstand auf dem gut besuchten portfolio Expertenseminar zu erneuerbaren Energien. Wissenslücken zu den unterschiedlichen Energieformen und den zur Verfügung stehenden Vehikeln konnten namhafte Referenten schließen.
Andreas Gruber von der Allianz Leben outete sich vergangenen November in der FAZ als Fan erneuerbarer Energien: „Die staatlich garantierte Einspeisevergütung sichert die Erträge langfristig. Über 25 Jahre stabil 6,5 bis 7,5 Prozent passt genau zu den Laufzeiten unserer Lebensversicherungen.“ Etwa ein Jahr später hat sich viel getan. Wie komplex und facettenreich das Thema mittlerweile geworden ist, zeigte sich auf dem portfolio Expertenseminar. „Uns wurde ein Photovoltaik-Park angeboten, der auf dem Papier perfekt aussah. Wir haben aber nicht gekauft. Denn direkt daneben war ein Schweinestall. Die dort entstehenden Gase verträgt aber der in dem Solarpark verwendete Solarmodultyp nicht“, so Tobias Reichmuth. Der Gründer des Asset Managers Susi Partners referierte zum Thema „Länder- und technologieübergreifende Portfolioallokation“ sowie über die Exit-Gestaltung. Der Teufel steckt eben auch bei Renewables im Detail. Hinzu kommen bei sinkenden Einspeisevergütungen staatliche und technische Risiken. Noch sportlicher wird es dadurch, dass sich das Thema längst nicht nur auf Solarparks und Onshore-Windanlagen konzentriert. Ein kaum diskutiertes Risiko ist, dass Renewables der institutionellen Anlegerschaft vom Gesetzgeber zwangsweise vorgegeben werden, um die Energieversorgung zu sichern und Klimaziele zu erfüllen. Darum empfiehlt es sich schon heute, sich in die Thematik hineinzuknien.
Eine Renewables-Alternative ist die Geothermie. Geothermie nutzt die im Erdinneren vorhandene Wärme zur Erzeugung von Wärme und Strom. Spätestens nach den Auswirkungen von Bohrungen in Staufen und Wiesbaden lassen Investoren im Hinblick auf Reputationsrisiken gegenüber dieser Technik Vorsicht walten. „Im Hinblick auf die Vielzahl der Bohrungen liegt die Wahrscheinlichkeit von Schäden im Promillebereich“, erklärte aber Wolfgang Geisinger. Der Geschäftsführer der Geothermie Unterhaching verwies zudem auf die in diesen Fällen falschen Bohrverfahren. In Unterhaching nutzen derzeit 23.000 Einwohner für ihre Wärmeversorgung die Geothermie. Die Anschlussleistung beträgt 50 Megawatt. Seit 2009 wird zudem Strom erzeugt. „Die Fördermittelsituation für Geothermie ist nahezu ideal. Ein weiterer Vorteil ist, dass man von fossilen Energien weitgehend unabhängig ist und sich das Fündigkeitsrisiko absichern lässt“, erklärte Benjamin Richter von Rödl & Partner. Ebenfalls eine Renewables-Alternative: Biomasse. „Für Biomasse steht eine große Bandbreite an Rohstoffen zur Verfügung. Weiter eignet sich Biomasse am besten, um fossile Brennstoffe zu ersetzen“, nannte Michael Saur von der Samag Vorteile der Biomasse. Die Samag ist Asset Manager eines Green-Utility-Fonds, der vom Versorgungswerk der Architekten in Baden-Württemberg initiiert wurde. In diesen haben mittlerweile Versorgungswerke und Versicherer 140 Millionen Euro investiert. Stand heute investiert der Sicaf-Sif in Deutschland, Italien und Frankreich in Photovoltaik, Wind on- und offshore sowie Biomasse. „Wir haben eine Rendite von sechs Prozent versprochen und liegen im Moment bei einem IRR von elf Prozent“, so Saur.
Auf den Zugang und insbesondere die Vehikelfrage, die bei allen illiquiden Investments von grundlegender Bedeutung ist, ging Thomas Konanz von der VBL ein. Das Vehikel muss zu den Anforderungen des Investors passen. Vehikelanforderungen der VBL waren unter anderem, dass dieses einem steuerbefreiten VAG-Investor gerecht wird. „Man muss ein Vehikel finden, das zu allen beteiligten Investoren passt. Dies kann insbesondere dann kompliziert werden, wenn mehrere Investorengruppen in einem Fonds beteiligt sind“, so Konanz. Die VBL hat einen Sicav gewählt. Konanz: „Erst wenn diese rechtlich-steuerlichen Punkte sowie Fragen zur Partnerwahl abgearbeitet sind, kann man sich mit Renditeaspekten auseinandersetzen.“
Die bekannteste erneuerbare Energie ist die Photovoltaik. Berater und Asset Manager von Solarparks ist Recap Global Investors. Zur Fondsinitiierung und Strukturierung arbeiten die Schweizer mit der Frankfurter Kapitalanlagegesellschaft First Private zusammen. Aufgesetzt wurde in Luxemburg für institutionelle Anleger ein für das Sicherungsvermögen passender Sicav-Sif. Die Ausgangslage ist klar. „Die strukturelle Niedrigzinsphase erzwingt die Diversifikation, und die Überrendite von Photovoltaik ermöglicht die Substitution von Bonds“, so Richard Zellmann von First Private, der aber hinzufügt, dass Photovoltaik zwar beim Risk-Return-Verhältnis mit Staatsanleihen vergleichbar ist, nicht aber in Bezug auf Markttiefe und Fungibilität. Wie Konanz betonte auch Zellmann die Bedeutung der Konzeption eines Fonds und erwähnt hier beispielsweise Ausschüttungspolitik, Asset-Bewertung, gegebenenfalls die Verfügbarkeit von für die Großkredit- und Millionenkreditverordnung ausreichenden Informationen sowie insgesamt ein fundiertes institutionelles Set-up. Die Vorteile eines Sicav-Sif liegen darin, führte Zellmann aus, dass eine Einordnung als Wertpapier möglich ist, bei steuerbefreiten Anlegern der Luxemburger Spezialfonds grundsätzlich als Blocker funktioniert und bei steuerpflichtigen Anlegern auf Ebene der Gesellschaft selbst steuerpflichtig ist. Bei einer GmbH & Co. KG und einer Limited Partnership sind diese Fragen erst noch zu klären. Relevantes Kriterium ist auch die Auswahl der Regionen. Hier sind nicht nur Währung und gesetzliche Rahmenbedingungen von Belang. Wie sich in der Vergangenheit in Spanien gezeigt hat, gilt es auch zwischen Umlageverfahren und direkten Subventionen zu unterscheiden. „Wir sehen beispielsweise in Griechenland, Italien und Tschechien eine hohe Marktattraktivität, aber auch ein hohes Risikopotenzial“, so Jörg Heidenreich von Recap. Ein Geheimtipp von Suis Partners zur Länderallokation: Windprojekte in Finnland.
Sehr interessant: der Vortrag von Bettina Morlok, Geschäftsführerin der Südwestdeutschen Stromhandels-GmbH, einem Zusammenschluss von 55 Stadtwerken zum Bau von Großkraftwerken am Beispiel des Nordsee-Offshore-Windparks Bard 1. Die Südweststrom bietet institutionellen Anlegern Beteiligungen. Mit einem Geldgeber könnte die Südweststrom schneller Projekte zeichnen sowie Risiken besser streuen und bietet dafür Anlegern Know-how bezüglich Technik und Stromhandel. Dieses Fachwissen ist gerade bei Offshore-Windparks kritisch. Bard 1 ist weltweit der erste Windpark, der in einer Wassertiefe von 40 bis 50 Metern gegründet wurde. Dies impliziert besondere technische Risiken bei Errichtung und Betrieb, die wurden von Bettina Morlok ausführlich geschildert, wobei sie aber auch auf Lösungsmöglichkeiten wie Ersatzteillager, Wartungskonzepte und Versicherungen hinwies. Die größte Versicherungssumme wäre fällig, wenn ein Schiff mit der Trafoplattform kollidiert und dadurch der gesamte 60-Kilometer-Windpark lahmgelegt wäre. Ein eher unerwartetes Risiko dürfte für Landratten zum Beispiel sein, dass die Errichtung eines weiteren Windparks sogar noch in 50 Kilometern Entfernung den eigenen Windertrag reduzieren kann.
Die Risiken von Offshore-Windparks stellte auch Joachim Fröhlich in den Vordergrund seines Vortrags. Fröhlich leitet das Treasury der Evangelischen Kreditgenossenschaft und war zuvor Berater bei Faros: „Aufgrund der Risiken sollten bei Onshore-Windparks keine Renditen unter sieben Prozent und bei Offshore-Windparks unter acht Prozent akzeptiert werden.“ Geringere Verzinsungen seien für Finanzinvestoren nicht risikoadäquat. Unter Druck gekommen sind die Renditen durch strategische Investoren wie Stadtwerke, deren Zahl nach dem Atomunglück in Fukushima deutlich gewachsen ist. Windkraft offshore erfordert aber seitens Investoren nicht nur, sich in die Risiken hineinzudenken, sondern auch bei der Umsetzung umzudenken. Fröhlich betonte, dass es sich bei solchen Projekten um Unternehmensbeteiligungen handelt. Die hier auftretenden Implikationen sind mit Investmentfonds nicht zu vergleichen. Sich mit den Risiken auseinanderzusetzen, wird sich aber lohnen. „Windkraft, insbesondere offshore, wird die Hauptlast des Ausbaus an erneuerbaren Energieerzeugern haben“, erwartet Fröhlich.
Autoren: Patrick Eisele In Verbindung stehende Artikel:
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