Von Drache und Tiger
Stabile Wachstumsraten und gute Renditechancen ziehen institutionelle Investoren verstärkt nach Asien. Doch Asien ist eine sehr heterogene Region mit unterschiedlich starken Volkswirtschaften. Gerade Anleihen in Lokalwährung gewinnen zunehmend an Bedeutung.
Local Bonds im Aufwind
Ein immer wichtiger werdender Markt ist der für asiatische Bonds in Lokalwährungen. Wie die Beratungsfirma Bfinance recherchiert hat, folgen Vermögensverwalter, die verstärkt in Lokalwährungsmärkte in Asien investieren, einer von Zinsänderungen in diesen Märkten und Währungsdynamiken getriebenen Strategie. Das Volumen des asiatischen Lokalwährungsmarkts beträgt demnach insgesamt vier Billionen US-Dollar, die die lokalen Rentenmärkte insgesamt in Asien ausweisen. 70 Prozent davon sind Staatsanleihen. Doch für Asset Manager sei es noch schwer, alleine mit Lokalwährungen eine Outperformance zu erzielen. „Die Kunden präferieren mittlerweile gemischte Mandate aus Hartwährungen und Lokalwährungen“, sagt Michael Wolfram, Director Bfinance Deutschland. Auch sei so ein Mandat teurer als eines in Developed Economies, aber vergleichbar mit anderen globalen Emerging-Market-Debt-Mandaten.
Eine wichtige Benchmark für Asset Manager, die in asiatische Lokalwährungen investieren, ist der Asian Local Bond Index (ALBI) von Markit I-Boxx. Der Index enthält rund 1300 Bonds von 200 Emittenten und hat ein Volumen von umgerechnet 440 Milliarden US-Dollar. Vorne dabei sind Länder wie Südkorea (20 Prozent), Singapur (14 Prozent) und erst an dritter Stelle China mit 13 Prozent sowie Hongkong, Indonesien und Malaysia mit jeweils zehn Prozent. Andere relevante Indizes sind der Barclays Emerging Markets Asia Local Currency Unter-Index oder der JPM Government Bond Index Emerging Markets Broad Asia, in dem China und Indonesien als Länder dominieren. Vergleicht man hier die Kennzahlen, so hat letzterer als reiner Staatsanleihen-Index mit 4,94 Prozent die höchste Endfälligkeitsrendite gegenüber 3,65 Prozent beim ALBI, was maßgeblich an der unterschiedlichen Ländergewichtung der Indizes liegt. Die Duration im ALBI liegt bei 6,5 Jahren, während sie im JPM GBI-EM 5,8 Jahre beträgt.
Auf den Lokalmärkten gewinnt China an Gewicht. Gerade für Chinas Onshore-Markt wird sich 2019 einiges verändern. So hat zum Beispiel der Indexanbieter Bloomberg angekündigt, Teile des chinesischen Onshore-Bond-Markts im Frühjahr 2019 mit aufzunehmen. Der Bloomberg Barclays Global Aggregate Index soll zum April in mehreren Schritten chinesische Anleihen in Yuan (Renminbi) aufnehmen. 5,49 Prozent der Wertpapiere im Index entfallen dann auf 386 chinesische Unternehmen. Andere Indizes werden folgen: So haben Citi Index Group und JP Morgan ebenfalls angekündigt, den chinesischen Onshore-Markt in ihre regionalen und Emerging-Markets-Indizes zu integrieren. „Wir rechnen mit Mittelzuflüssen von 200 bis 400 Milliarden US-Dollar in diesen Markt“, schätzt der Experte Luc Froehlich. Fran Rodilosso, Head of Fixed Income ETF Portfolio Management bei VanEck, sagt dazu: „Zwar wird viel über das mangelnde Angebot von Anleihen aus dem chinesischen Privatsektor diskutiert, allerdings ist die Dynamik der Staatsverschuldung für China im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften vorerst sehr günstig. Bei den Anleihen, die wahrscheinlich in die wichtigsten Indizes aufgenommen werden, handelt es sich um Staats- oder Quasi-Staatsanleihen.“
Gute Argumente für eine Investition in den chinesischen Onshore-Markt muss man bei Asset Managern nicht lange suchen. „Gerade für institutionelle Anleger ist der Onshore-Anleihenmarkt sehr interessant, weil er eine extrem geringe Korrelation zu anderen Märkten wie den USA (Zinspolitik der FED) oder Europa aufweist. Er eignet sich also sehr gut zur Diversifikation und gleichzeitig zur Erzielung von höherer Rendite“, sagt Luc Froehlich. Auf die Währungspolitik der chinesischen Regierung angesprochen, erklärt er: „Der Yuan oder Renminbi ist eigentlich eine stabile Währung. Er ist an einen Korb aus derzeit 24 Währungen, zu denen mit größerem Anteil der US-Dollar, der Euro und der japanische Yen gehören, gekoppelt. Die Volatilität wird von der chinesischen Notenbank gering gehalten.“
Das Ausfallrisiko ist geringer
Im Lokalwährungsmarkt sind auch die Ratings anders zu bewerten, denn sie erfolgen meist durch lokale Agenturen. Thomas Drissner nennt das Beispiel Indien: „Hier haben viele Unternehmen dann schnell ein Triple-A-Rating. Diese Ratings benutzen wir natürlich nicht, wir leiten unser eigenes Rating ab und meist bekommen solche Firmen von uns ein Triple-B-Rating. Aber es ist wichtig, mit den lokalen Ratingagenturen zu reden, da man viele Informationen erhält.“ Eine weitere Strategie, die laut Bfinance einige Asset Manager fahren, ist die Konzentration auf ausschließlich Unternehmensanleihen. Für diese Strategie sind dann Indizes wie der JACI Corporate Index oder der Corporate Emerging Market Bond Index (CEMBI) mit seinen Unter-Indizes relevant. Bei Unternehmensanleihen werden auch die Unterschiede Asiens zu anderen Weltregionen wie Lateinamerika deutlich. Neben dem Finanzsektor dominieren in Lateinamerika die großen Öl- und Gasunternehmen (20 Prozent im CEMBI LatAm). Wie Luc Froehlich ausführt, sei auch das Zinsrisiko wegen lang laufender Bonds höher. Die Duration beträgt 5,5 Jahre, während sie im JACI Corporate bei 3,6 Jahren liegt. „In Asien gibt es deutlich mehr Investment-Grade-Anleihen“, konstatiert Froehlich, „in Lateinamerika ist das Rating dagegen oft schlechter und der Anteil von High Yield höher.“ Das durchschnittliche Rating im CEMBI LatAm liegt bei BB+, während es im JACI Corporate bei BBB+ liegt, ein deutlicher Unterschied. Weitere gibt es auch bei Staatsanleihen. „Die Unterschiede zu Südamerika liegen darin, dass die Staatsanleihen in Asien überwiegend Investment-Grade-Ratings haben“, weiß Fondsmanager Thomas Drissner. „China und Indien haben ein Triple-B-Rating, Südkorea, Malaysia, Indonesien und Thailand liegen im niedrigen Triple B-Bereich.“ Auch zwischen den Ländern gibt es große Unterschiede: „Chinesische Unternehmen sind viel globaler als indische Unternehmen, daher emittieren wenige indische Unternehmen Fremdwährungsanleihen. Der Lokalwährungsmarkt (Rupien) ist groß“, sagt Drissner. Ein anderer Aspekt ist das Ausfallrisiko: „Das liegt in Asien deutlich niedriger als in den USA, weil die Verbindung zwischen dem Land und dem jeweiligen Emittenten viel stärker ausgeprägt ist, als in Industrieländern. Trotzdem liegen die Renditen in Asien bespielsweise im Vergleich zu US-Corporates um 75 Basispunkte höher“, sagt Bond-Experte Thomas Drissner von Aberdeen.
Einige Covered Bonds gibt es inzwischen, wenn auch der Markt sehr klein ist. In Asien begeben zwei Länder Pfandbriefe: Singapur und Südkorea. „Der Gesetzgeber gab hier die Incentives für Banken, beides sind Länder mit stabilen Bankensystemen. Das ist für Versicherer durchaus interessant, weil sehr hoch geratet (AA bis AAA). Gleichzeitig rentieren die asiatischen Pfandbriefe höher als europäische Pfandbriefe. Die Renditen für Pfandbriefe liegen in Asien noch deutlich im positiven Bereich“, sagt Drissner.
Und wie sieht es im asiatischen Anleihenmarkt aus mit der Nachhaltigkeit? „Die Datenverfügbarkeit für Emittenten im JACI ist noch einigermaßen beschränkt“, sagt Tobias Bracey. „Das Thema Nachhaltigkeit wird bei uns im fundamentalen Research-Prozess mit eingebunden.“ Corporate Governance spiele dabei eine große Rolle. Thomas Drissner sieht das ähnlich: „Governance ist ein Schwerpunkt für uns und insbesondere in Emerging Markets ein wichtiges Entscheidungskriterium.“ Jenseits von Nachhaltigkeitsfragen steht fest: Mit asiatischen Anleihen holen sich Investoren ein Stück Globalisierung ins Portfolio – zu immer noch attraktiven Renditen.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Asien | Emerging Market Debt | Weltspiegel
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