Volumen neuer Schuldscheindarlehen sinkt
Seit dem Rekordjahr 2022 geht das Angebot neuer Schuldscheindarlehen zurück. Und es gibt deutlich weniger Schuldscheindarlehen mit Nachhaltigkeitsmerkmalen.
Der Markt für Schuldscheindarlehen ist im vergangenen Jahr weiter geschrumpft. Nach Angaben der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), einer der wichtigsten Arrangeure für Schuldscheindarlehen (SSD), ging das Neuvolumen des Finanzierungsinstruments um rund neun Prozent auf 20,7 Milliarden Euro zurück.
Vor dem Hintergrund eines weiterhin schwierigen konjunkturellen Umfelds hielten sich die Unternehmen mit Investitionen zurück, kommentiert die Bank die aktuellen Resultate. Das habe sich auch auf den Schuldscheinmarkt ausgewirkt.
Insgesamt zählte die LBBW im zurückliegenden Zwölfmonatszeitraum 96 Schuldscheintransaktionen. Das waren neun Prozent weniger als 2023 mit damals 106 Transaktionen im Primärmarkt (siehe Abbildung). Damit setzt sich die bereits zuvor beobachtete Entwicklung fort: Nach dem Rekordjahr 2022 mit 31 Milliarden Euro an neuen Schuldscheindarlehen sank die Transaktionszahl bereits 2023 um 24 Prozent.
Unternehmen aus zwölf Branchen und mit einem Auslandsanteil von 34 Prozent trugen nach Einschätzung der LBBW im Vorjahr zu einem diversifizierten Markt bei. Mittlere Volumen zwischen 200 und 500 Millionen Euro dominierten das Marktgeschehen. Mehr als die Hälfte aller Tranchen wiesen Laufzeiten zwischen vier und sieben Jahren auf.
Weniger Schuldscheindarlehen mit Nachhaltigkeitsmerkmalen
Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 18 Transaktionen, bei denen die Schuldscheindarlehen mit Nachhaltigkeitsmerkmalen ausgestattet waren. Zusammen erreichten sie mit 4,2 Milliarden Euro einen Volumenanteil von 20 Prozent an allen neuen Schuldscheindarlehen. Die Jahre 2022 und 2023 hatten hier mit 41 Prozent und 37 Prozent Höchststände markiert.
Nachhaltigkeit bleibt nach Einschätzung von Karl-Heinz Bühner, Co-Head of Debt Capital Markets bei der LBBW, „weiterhin ein wesentlicher Bestandteil der Kreditanalyse bei Investoren. Spezifische Nachhaltigkeitslinks werden zunehmend durch bessere Nachhaltigkeitsberichte und die höhere Transparenz zu Nachhaltigkeitsstrategien substituiert.“
Ein Vorteil von Schuldscheindarlehen im Vergleich zu anderen Finanzierungsformen wie Anleihen ist generell, dass sie aus unterschiedlichen Laufzeiten zusammengesetzt werden können. Das ermöglicht Unternehmen eine gute Diversifizierung der Fälligkeiten auch bei großen Volumen. „Schuldscheindarlehen bieten Unternehmen Flexibilität und geringeren Dokumentationsaufwand – ein klarer Vorteil in einem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld“, erklärt Bühner.
Nemetschek gibt Debüt am Schuldscheinmarkt
Die börsennotierte Nemetschek Group aus München gehört zu den Unternehmen, die 2024 erstmals in der Unternehmensgeschichte einen Schuldschein begeben haben. Der Anbieter von Softwarelösungen für die Bau- und Medienbranche warb laut Mitteilung vom 9. Dezember insgesamt 300 Millionen Euro bei in- und ausländischen institutionellen Investoren ein.
Das Schuldscheindarlehen wurde in Tranchen mit Laufzeiten von drei und fünf Jahren begeben. Mit der Transaktion stellt die Nemetschek Group ihre Finanzierungsquellen breiter auf und stärkt damit nach eigener Einschätzung ihre finanzielle Flexibilität. Die Nemetschek SE wurde bei dieser Transaktion von der Bayerischen Landesbank und Unicredit begleitet.
Der Schuldschein liegt in der Mitte zwischen Anleihe und Konsortialkredit. Wie beim Kredit handelt es sich um eine bilaterale Kreditbeziehung zwischen Emittent und Investor. Investoren in Schuldscheinen sind neben Banken und Sparkassen auch institutionelle Anleger wie Versicherungsgesellschaften.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Schuldscheindarlehen
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