Vertrauen in Aktien auf Sieben-Jahres-Tiefstand
State Street Index sinkt um 9,4 Punkte. Begriff Panik „keine Übertreibung mehr“.
Das Vertrauen globaler institutioneller Investoren in Aktien ist auf dem niedrigsten Stand seit sieben Jahren. Zu diesem Ergebnis kommt der State Street Investor Confidence Index, der das Vertrauen institutioneller quantitativ über deren tatsächliches Kauf- und Verkaufsverhalten misst. Der Index sank im Januar gegenüber dem Vormonat um 9,4 Punkte auf 70,2 Punkte. Besonders stark ging das Vertrauen asiatischer und amerikanischer Investoren zurück. Während der Vertrauensindikator von Letzteren von 74,5 auf 66,8 Punkte zurückging, sank der Wert für asiatische Investoren von vergleichsweise hohen 110,5 auf 100,2. Das Vertrauen europäischer Investoren ging leicht um 2,6 Punkte auf 90,3 Punkte zurück. Je höher die Aktienquote von institutionellen Investoren ausfällt, desto höher ist Risikobereitschaft und Vertrauen der Anleger, also auch der Wert des Indizes. Ein Wert von 100 ist neutral und spiegelt eine konstante Allokation von Aktien wieder. Im Gegensatz zu umfragebasierten Messungen stellt der Index direkt auf Käufe und Verkäufe von Aktien und nicht auf Meinungen institutioneller Investoren ab.
Michael Metcalfe, Senior Managing Director und Head of Global Macro Strategy bei State Street Global Markets, findet deutliche Worte bezüglich der aktuellen Marktsituation: „In diesem Monat fällt auf, dass das Anlegervertrauen in den USA stärker zurückgegangen ist als in den anderen Regionen, obwohl die Marktteilnehmer ihren Fokus auf das sich verschlechternde weltwirtschaftliche Umfeld richteten, seien es die schwächeren Wirtschaftsdaten aus China oder die zunehmenden Rezessionsrisiken in Europa. Bei dieser Panik, und die Verwendung dieses Begriffs ist mittlerweile keine Übertreibung mehr, dreht es sich sowohl um die platzende Erwartungsblase in den USA, als auch um die schwachen fundamentalen Trends außerhalb der USA“.
Sinkende Gewinnerwartungen und Liquiditätsentzug
Von Panik spricht Robert M. Almeida, Jr., Global Investment Strategist bei MFS Investment Management, zwar nicht. Gleichwohl zeichnet auch er keinen positiven Ausblick für Aktien für das Jahr 2019: „Auf den ersten Blick sehen Aktien nach den Korrekturen im letzten Quartal global zwar angemessen bewertet aus. Es gibt allerdings derzeit zahlreiche Revisionen der Gewinnerwartungen, welche manche Aktien teurer machen dürften als es heute erscheint. “ Bestimmte Sektoren sieht Almeida besonders skeptisch. „Insbesondere Lohn- und Fremdkapitalkosten steigen, das trübt die Gewinnerwartungen beispielsweise im Retailbereich. “
Eine eher negative Prognose für die globalen Aktienmärkte hat auch Paul Casson, Fund Manager bei Artemis für den Artemis Pan-European Absolute Return Fund. Auch er sieht steigende Kosten und damit einhergehende sinkende Gewinnerwartungen als trübenden Faktor für die Zukunft. „Insbesondere in Deutschland haben die Löhne in den vergangenen Jahren deutlich angezogen, stärker noch als beispielsweise in den USA und Großbritannien. Trotz der stimulierenden Wirkung der Steuersenkungen in den USA entwickeln sich die Prognosen für die globalen Erträge seit einigen Monaten rückläufig und ziehen die Aktienmärkte nach unten.“ Zudem kommt deutlich weniger Liquidität seitens der Zentralbanken, worauf sich die Märkte einstellen müssen. „QE hat in den vergangenen Jahren gewirkt wie ein Wachmacher. Das Auslaufen ist jetzt aber hart. Du machst deine Kinder glücklich und sagst ihnen dann, dass es Schlafenszeit ist. “ Größter Hoffnungsträger für 2019 seien die Zentralbanken. „Sie mögen doch bitte zu dem Schluss kommen, dass das Anziehen der Zinszügel ein schrecklicher Fehler ist, und dann in den Partymodus zurückkehren.“
Autoren: Tim Büttner
Schlagworte: Aktien
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