Versorgungsanstalt feilt am ESG-Konzept
Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder, kurz VBL, entwickelt den Nachhaltigkeitsansatz für ihre Kapitalanlage weiter. Das zeigt die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Grüne.
Die milliardenschwere Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) entwickelt den Nachhaltigkeitsansatz für ihre Kapitalanlage weiter. Auch die internen Richtlinien für die Vermögensanlage der VBL werden derzeit überarbeitet. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Grüne hervor.
Die achtseitige Anfrage vom 26. August dieses Jahres beleuchtet den Beitrag der Kapitalanlagen des Bundes zur Einhaltung der Pariser Klimaziele und damit auch das Engagement der VBL. Die Großanlegerin ist mit rund 4,9 Millionen Versicherten und aktuell 5.337 beteiligten Arbeitgebern die größte Zusatzversorgungseinrichtung für betriebliche Altersversorgung im öffentlichen Dienst. Laut Geschäftsbericht 2019 verwaltet die VBL Kapitalanlagen in Höhe von 29,2 Milliarden Euro.
In ihrer Antwort schreibt die Bundesregierung, dass der Nachhaltigkeitsansatz der VBL fortlaufend evaluiert und weiterentwickelt werde. Auch die internen Richtlinien für die Vermögensanlage der VBL würden derzeit überarbeitet und sollten vom Verwaltungsrat der VBL möglichst zeitnah beschlossen werden. In diesem Prozess würden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, den bestehenden Ansatz sinnvoll zu ergänzen.
Die Überarbeitung der Richtlinien für die Vermögensanlage sei allerdings noch nicht abgeschlossen, heißt es in der Antwort ferner. Aussagen zu Inhalten der geplanten Änderungen in Bezug auf den Nachhaltigkeitsansatz könnten derzeit nicht getroffen werden. Offenbar will die Bundesregierung den Entscheidungen der Gremien nicht vorgreifen.
VBL ist an Unternehmen im Kohle-Geschäft beteiligt
Ein kleiner Teil der Anlagen entfällt auf den Klimakiller Kohle. Nach Kenntnis der Bundesregierung ist die VBL derzeit mit einer Gesamtsumme im Zeitwert von rund 368 Millionen Euro in Unternehmen investiert, die auf der sogenannten Global Coal Exit List, einer Datenbank für Informationen über den internationalen Kohle-Markt, aufgeführt sind. Dies entspricht einem Anteil von 0,6395 Prozent am Gesamtanlagevermögen der VBL.
Keine Angaben zu Atomkraft
Thema der Kleinen Anfrage waren auch Investments in Unternehmen, die Atomkraft im Leistungsbetrieb betreiben. Hier ist die Antwort der Bunderegierung wenig aussagekräftig. „Eine dahingehende Auswertung des Anlagebestands der VBL ist nicht möglich, da keine hinreichende Klassifizierung von Unternehmen, ‚die Atomkraftwerke im Leistungsbetrieb betreiben‘, bekannt ist.“
Dienstleister betreibt Engagement-Prozesse
Die VBL sucht mit Hilfe eines externen Dienstleisters regelmäßig den Dialog zu den Führungskräften von Unternehmen zu kritischen Themen („Engagement“), erläutert die Bundesregierung. Zielsetzung sei, „thematische Schwerpunkte aus den Bereichen Umwelt, Soziales und Corporate Governance (ESG) in den betroffenen Branchen anzusprechen, nachzuhalten und die Unternehmen langfristig zu begleiten.
Zur Begründung heißt es: „Einem mandatierten Dienstleister, welcher eine Vielzahl von Investoren vertritt und hohe Volumina an Investments in die jeweiligen Unternehmen vorweisen kann, wird ein höheres Gewicht sowohl bei Abstimmungen als auch im Engagementprozess beigemessen“. Weiter schreibt die Bundesregierung: „So wurden zum Beispiel für die Bestände der Sondervermögen der VBL im ersten Halbjahr 2021 bei 152 Unternehmen Stimmrechte auf der Hauptversammlung wahrgenommen.“
Engagement-Ergebnisse fließen in Anlageentscheidungen ein
Die VBL und die von ihr eingesetzten Asset Manager reagieren nach Einschätzung der Bundesregierung aktiv auf die Entwicklung der ESG-Ratings und Erkenntnisse aus dem Engagement mit den Unternehmen und lassen dies regelmäßig in die Kauf- und Verkaufsentscheidungen einfließen. Auf die Frage, ob die Versorgungsanstalt ihre Investitionen in einzelne Unternehmen beendet hat, bei denen das Engagement nicht zu Erfolgen geführt hat, teilt die Regierung mit, dass dazu aktuell keine Informationen vorliegen.
Verwaltungsrat beschließt Richtlinien
Die VBL ist eine vom Bund und den Ländern getragene rechtsfähige Anstalt des öffentlichen Rechts. Den Rahmen ihrer Vermögensanlagen setzen neben gesetzlichen Grundlagen die Satzung und die internen Richtlinien für die Vermögensanlage, erläutert die Bundesregierung. Diese Richtlinien werden vom Verwaltungsrat beschlossen. Die unternehmerische Entscheidung über einzelne Vermögensanlagen trifft den Angaben zufolge innerhalb des vorgegebenen Rahmens der hauptamtliche Vorstand.
Im vergangenen Jahr hatte die Versorgungsanstalt den Vorstand umgebaut und den Posten des Kapitalanlagevorstands neu besetzt. Seither bildet Dr. Michael Leinwand gemeinsam mit dem Präsidenten Richard Peters und Angelika Stein-Homberg den hauptamtlichen Vorstand der VBL.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Engagement / Active Ownership | ESG | VBL
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