Asset Manager
16. Februar 2018
Versicherungsunternehmen als Zielgruppe für Asset Manager
Eine Studie von Greenwich Associates geht der Frage nach, wie Asset Manager auf die Anlagenöte von Versicherungsgesellschaften reagieren sollten. Und sie beleuchtet, wo es Raum für höhere Margen gibt.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2017 repräsentieren Versicherungsunternehmen in Europa für Asset Manager schon heute die größte Quelle für extern verwaltetes Vermögen. Sie haben den Dienstleistern mehr als eine Billion Euro zur Verwaltung anvertraut. Das entspricht rund 53 Prozent der Bilanzsumme der Versicherer. Weitere rund 900 Milliarden Euro haben öffentliche und Unternehmenspensionsfonds an Asset Manager zur Bewirtschaftung ausgelagert. Das entspricht 67 Prozent der aggregierten Pensionsfondsportfolios.
Solvency II bestimmt das Handeln
Im Rahmen einer aktuellen Umfrage geht Greenwich Associates der Frage nach, wie sich die regulierungsbedingten Herausforderungen in der Kapitalanlage von Investoren in der Zusammenarbeit mit Asset Managern widerspiegeln. Um die Frage zu beantworten, führte der in Stamfort (US-Bundesstaat Connecticut) ansässige Berater im ersten Quartal 2017 in Kontinentaleuropa 757 Interviews mit Entscheidern bei institutionellen Investoren. Die größte Teilnehmergruppe entfiel mit einem Anteil von 38 Prozent auf Pensionseinrichtungen von Unternehmen. Knapp ein Viertel der Befragten (23 Prozent) arbeitet in der öffentlichen Pensionslandschaft. Versicherer stellten 15 Prozent der Umfrageteilnehmer. Die regional betrachtet größte Gruppe kam mit einem Anteil von 33 Prozent aller Befragten aus der Bundesrepublik Deutschland.
Solvency II und die Niedrigzinsphase spielten bei der Untersuchung die Hauptrolle. Einerseits geht Greenwich nach Auswertung der Umfrage davon aus, dass die von den Versicherern ausgelagerten Assets in ihrer Höhe zwar nicht unbedingt wachsen werden, allerdings dürfte sich ihre Zusammensetzung in Richtung von Anlagen verschieben, die den Anbietern eine höhere Marge versprechen. Ein Beispiel: Europäische Versicherer investieren unverändert eifrig in die Anleihen bonitätsstarker europäischer Unternehmen. Diese böten einen leichten Zusatzertrag gegenüber Staatsanleihen, und unter Solvency II seien sie mit moderaten Anforderungen an das Solvenzkapital belastet, was man im Gegensatz dazu von Hochzinsanleihen nicht behaupten könne. Die Aussicht auf eine höhere Kapitalunterlegung mache High-Yield-Papiere trotz höherer erwarteter Rendite weniger attraktiv für diese regulierten Anleger. Greenwich geht davon aus, dass Versicherer für das Bewirtschaften ihrer Corporate Bonds auf externe Manager verzichten und intern einen Buy-and-hold-Ansatz verfolgen. Manager brauchen deshalb aber nicht den Kopf in den Sand zu stecken.
Anleihen als Margen-Pusher
Die so entgangenen 20 Basispunkt (oder weniger) an Verwaltungsgebühren ließen sich laut Greenwich an anderer Stelle kompensieren: Gemeint sind illiquide Anleihen, meist ohne Rating, wie sie mit Immobilien- und Infrastrukturprojekten einhergehen. Sie seien in jeder Hinsicht attraktiv: Historisch niedrige Ausfallquoten gehen einher mit moderaten Kapitalanforderungen. Asset Manager sollten sich gegenüber Plain-Vanilla-Anleihen Know-how verschaffen, um dem Interesse der Assekuranz begegnen zu können. Denn, und das ist eine wesentliche Erkenntnis von Greenwich, binnen den nächsten drei Jahre werden bei Versicherungen in der Kapitalanlage vor allem Immobilien- und Infrastrukturanlagen ganz oben auf dem Einkaufszettel stehen. Illiquide Anleihen gehen mit einer Umsatzmarge einher, die fünf- bis zehnmal höher ist als das, was sich mit Plain-Vanilla-Renten erzielen lässt, wobei Kosten für die Verwaltung der illiquiden Anlagen zwar ebenfalls, aber unterproportional ansteigen.
Eine Hürde steht den Anbietern aber noch im Weg: Da nur ein kleiner Teil der Versicherer (14 Prozent, bei Pension Funds sind es satte 41 Prozent) mit externen Consultants zusammenarbeitet, die auch als Ansprechpartner für Anbieter fungieren, müssen sich die Asset Manager direkt an ihre (neue) Kundschaft wenden und ihnen den Charme illiquider Anlagen vor Augen führen.
Eine Hürde steht den Anbietern aber noch im Weg: Da nur ein kleiner Teil der Versicherer (14 Prozent, bei Pension Funds sind es satte 41 Prozent) mit externen Consultants zusammenarbeitet, die auch als Ansprechpartner für Anbieter fungieren, müssen sich die Asset Manager direkt an ihre (neue) Kundschaft wenden und ihnen den Charme illiquider Anlagen vor Augen führen.
portfolio institutionell 16.02.2018/Tobias Bürger
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