Versicherungen
26. September 2018

Versicherer gehen mehr ins Risiko

Blackrock-Umfrage: Profitabilität bleibt unter Druck. ESG-Relevanz nimmt zu.

Blackrocks siebte jährliche Umfrage unter 372 Top-Managern aus der Versicherungsbranche hat ergeben, dass fast die Hälfte (47 Prozent) der Teilnehmer planen, die Risikopositionen in ihren Portfolios innerhalb der nächsten ein bis zwei Jahre auszubauen. Im Jahr 2017 hatte die entsprechende Quote mit neun Prozent deutlich geringer gelegen. Der Blackrock Global Insurance Report ist in Zusammenarbeit mit der Economist Intelligence Unit (EIU) entstanden. Er gibt die Antworten von Führungskräften aus 27 Ländern aus der Branche der Versicherer und Rückversicherer wider. Die vertretenen Unternehmen verwalten geschätzte 7,8 Billionen Dollar.

Interesse an Privatplatzierungen und chinesischen A-Aktien
Laut der Umfrage sind Versicherer in ihrer Vermögensallokation insgesamt unvoreingenommen. Sie schließen alle Anlageklassen in ihre Planungen ein. Alternative Investments bleiben attraktiv: Das Interesse an Privatplatzierungen ist nach wie vor hoch. Zudem besteht der Wunsch, Chancen in Schwellenländern selektiv zu nutzen, etwa bei chinesischen A-Aktien.

Patrick M. Liedtke, Leiter des Bereiches Asset Management für Versicherer in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) bei Blackrock kommentiert: „Ähnlich wie 2017 sehen Versicherer weltweit höhere Anlagerenditen als Schlüsselfaktor, um ihre Profitabilität zu steigern. Der Unterschied in diesem Jahr liegt in der deutlich veränderten Risikobereitschaft der Versicherer.“ Erkennbar ist also eine deutliche Entspannung bei den Sorgen rund um makroökonomische und Marktrisiken – trotz anhaltender geopolitischer Spannungen und eines weniger positiven Ausblicks. „Versicherer merken, dass sie ihre Netze breiter auslegen müssen – indem sie in das gesamte Anleihenspektrum investieren, Privatplatzierungen vermehrt als durchaus übliche Anlageklasse behandeln, speziell den Bereich Private Credit, und indem sie die Öffnung des chinesischen Marktes nutzen“, so Liedtke.

ESG-Relevanz steigt
Zudem lassen die Ergebnisse eine zunehmende Relevanz von ESG (Environmental, Social and Governance)-Kriterien in der gesamten Branche erkennen. So geben 83 Prozent der Teilnehmer an, dass ESG-Investments für ihr Unternehmen relevant sind. Trotz der zunehmenden Aufmerksamkeit, die dieses Thema erfährt, räumen 70 Prozent ein, dass es im eigenen Haus an entsprechender Expertise mangele, um ESG-Variablen zu modellieren. Darüber hinaus zeigen die zwölf Tiefeninterviews, die Blackrock geführt hat, dass bislang selbst erfahrene ESG-Nutzer momentan Schwierigkeiten damit haben, ESG-Ansätze auf der Ebene des Gesamtportfolios zu integrieren.

„Die vielleicht überraschendste Entwicklung ist, dass Versicherer zunehmend auf ESG-Kriterien achten und auf die Herausforderung, Nachhaltigkeit in ihre Gesamtportfolios zu integrieren“, ergänzt Liedtke. „Diese Entwicklung ist zu begrüßen – speziell in Europa, wo die Umsetzung von ESG-Strategien besonders weit fortgeschritten ist. Gleichzeitig bestehen nach wie vor Hürden bei der praktischen Implementierung. Eine Herausforderung kann beispielsweise der Zugang zu qualitativ hochwertigen Daten darstellen. Das erfordert eine branchenweite Antwort.“

Anlageeffizienz bleibt Schwerpunkt
Viele Versicherer lagern laut Blackrock ihr Asset-Management komplett oder teilweise aus. Sie sehen darin eine effektive Möglichkeit, um die richtige Balance zwischen Portfolio-Exposure, Kostenkontrolle und operationeller Effizienz zu finden – als Antwort auf Fragen rund um die Expertise im eigenen Haus, Governance-Richtlinien und das Risiko zu hoher Kosten.

Insgesamt lagern 35 Prozent der Teilnehmer das Management ihrer Engagements bei Privatplatzierungen komplett aus, weitere 52 Prozent gehen diesen Schritt zumindest teilweise. Die Gründe dafür variieren. Sie deuten jedoch zum Großteil (67 Prozent) darauf hin, dass Versicherer keine weiteren Kosten auf sich nehmen wollen und ihre Profitabilität nicht weiter verwässern wollen, indem sie im eigenen Haus entsprechende Expertise aufbauen. Dies gelte vor allem für Europa und Asien. Bei Versicherern aus Nordamerika mangele es dagegen weniger an eigener Expertise. Dort liege der Grund vielmehr darin, dass die Unternehmen mit entsprechenden Auslagerungen Kosten sparen wollen.

portfolio institutionell 26.09.2018/Patrick Eisele

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