Versicherungen
18. November 2013
Versicherer fahren auf Reserve
Protektor beantragte, Ausschüttungsverpflichtungen zu reduzieren. Felix Hufeld äußert sich im Gespräch mit der FAZ zur Situation der Versicherungen. Stellungnahme der Bundesbank zu den Bewertungsreserven.
Trotz des Niedrigzinses geht Felix Hufeld, Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht bei der Bafin, im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vergangene Woche davon aus, dass „die deutschen Lebensversicherer kurz- und mittelfristig in der Lage sein werden, ihre Verpflichtungen zu erfüllen.“ Japanische Verhältnisse hätten jedoch langfristig Konsequenzen.
Um möglichst lange zu vermeiden, dass Versicherer ihre Garantien nicht mehr erfüllen können, wurde 2011 eine Zinszusatzreserve eingeführt. Diese summiert sich laut Hufeld heute auf 13 Milliarden Euro. „Erstmals sind darin auch Verträge mit einem Garantiezins von 3,5 Prozent enthalten, weil der Referenzzins unter dieses Niveau gefallen ist“, so Hufeld. Zusätzlich zur Zinszusatzreserve kommt die Belastung, dass Versicherungen ausscheidende Kunden an den Bewertungsreserven beteiligen müssen.
Nach Ansicht von Hufeld sollen die Kunden auch weiterhin an den Reserven beteiligt werden, allerdings müsse die extreme Volatilität berücksichtigt werden. Niemand habe sich vorstellen können, dass die stillen Reserven auf festverzinsliche Wertpapiere von drei Milliarden Euro im Jahr 2011 innerhalb von eindreiviertel Jahren auf fast 90 Milliarden Euro hochschießen würden. „Das sind Schwankungen, die man einem Zockerpapier zuschreiben würde. Und solche Schwankungen auf eine Anlageform durchschlagen zu lassen, die von jahrzehntelanger Berechenbarkeit geprägt ist, ist einfach ein logischer Widerspruch“, moniert Hufeld.
Zur Frage, ob Versicherungen wegen der Beteiligung an den Bewertungsreserven zum Verkauf von Papieren gezwungen waren, erklärte Hufeld, dass es Gesellschaften gibt, die definitiv nicht mehr darum herumkommen. „Die Nettoverzinsung der Lebensversicherungen lag 2012 bei 4,6 Prozent, die laufende Verzinsung bei knapp vier Prozent. Die Differenz erklärt sich zum großen Teil daraus, dass Bewertungsreserven gehoben wurden.“
Bundesbank-Vorstoß zur Korrektur der Beteiligung an den Bewertungsreserven
In der Zwischenzeit äußerte sich auch die Deutsche Bundesbank zur Beteiligung an den Bewertungsreserven und machte sich für eine Neuregelung stark. Der Versicherungsverband GDV begrüßte den Vorschlag der Deutschen Bundesbank. „Dieser Schritt ist vor dem Hintergrund der erneut gesenkten Leitzinsen notwendig“, sagt der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland. In dem jüngst veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht der Bundesbank heißt es unter anderem auf Seite neun, dass die niedrigen Zinsen und die Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Bewertungsreserven die Puffer der Versicherer aufzehren. „Die aktuelle Rechtslage ist ökonomisch unsinnig. Sie zwingt die Versicherer ausgerechnet in Zeiten historisch niedriger Leitzinsen von nur noch 0,25 Prozent zu Sonderausschüttungen in bisher nie dagewesener Höhe“, sagt Erdland.
Allein in diesem Jahr hätten die Lebensversicherer Monat für Monat geschätzt knapp 300 Millionen Euro an Bewertungsreserven an ihre Kunden ausgeschüttet – etwa 80 Prozent mehr als 2011. „Dadurch verlieren wir jeden Monat Substanz, die wir brauchen, um alle Versicherten gut durch die Niedrigzinsphase zu bringen“, so Erdland. Ziel der Korrektur sei ein gerechterer Ausgleich zwischen den Kunden, deren Verträge jetzt auslaufen und den Kunden, deren Verträge weiterhin bestehen.
Bundesbank-Vorstoß zur Korrektur der Beteiligung an den Bewertungsreserven
In der Zwischenzeit äußerte sich auch die Deutsche Bundesbank zur Beteiligung an den Bewertungsreserven und machte sich für eine Neuregelung stark. Der Versicherungsverband GDV begrüßte den Vorschlag der Deutschen Bundesbank. „Dieser Schritt ist vor dem Hintergrund der erneut gesenkten Leitzinsen notwendig“, sagt der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland. In dem jüngst veröffentlichten Finanzstabilitätsbericht der Bundesbank heißt es unter anderem auf Seite neun, dass die niedrigen Zinsen und die Beteiligung der Versicherungsnehmer an den Bewertungsreserven die Puffer der Versicherer aufzehren. „Die aktuelle Rechtslage ist ökonomisch unsinnig. Sie zwingt die Versicherer ausgerechnet in Zeiten historisch niedriger Leitzinsen von nur noch 0,25 Prozent zu Sonderausschüttungen in bisher nie dagewesener Höhe“, sagt Erdland.
Allein in diesem Jahr hätten die Lebensversicherer Monat für Monat geschätzt knapp 300 Millionen Euro an Bewertungsreserven an ihre Kunden ausgeschüttet – etwa 80 Prozent mehr als 2011. „Dadurch verlieren wir jeden Monat Substanz, die wir brauchen, um alle Versicherten gut durch die Niedrigzinsphase zu bringen“, so Erdland. Ziel der Korrektur sei ein gerechterer Ausgleich zwischen den Kunden, deren Verträge jetzt auslaufen und den Kunden, deren Verträge weiterhin bestehen.
Aufgeschreckt wurde die Branche vor kurzem durch Medienberichte, wonach Lebensversicherer mit dem Anliegen an die Bafin herangetreten seien, ihre Ausschüttungsreserven zu reduzieren. Dazu Hufeld: „Beantragt worden ist dies 2012 nur von der Protektor Lebensversicherungs-AG, die sich als Auffangschirm der Branche in einer Sondersituation befindet. (…) Tatsächlich gab es drei weitere Unternehmen, die das in Erwägung gezogen hatten, ihre Zuführungen dann aber doch wie vorgeschrieben tätigen konnten.“
portfolio institutionell newsflash 18.11.2013/Patrick Eisele
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