5. Oktober 2017

Versicherer: Das Asset Management soll es richten

Blackrockstudie: Privatplatzierungen oder alternative Anlageklassen Kernelemente zur Profitabilitätssteigerung.

Die sechste jährliche Befragung von Blackrock unter 300 Top-Managern der Versicherungsbranche zeigt: Zwei Drittel der Unternehmen stimmen zu, dass ein Umdenken hinsichtlich der Anlageportfolios entscheidend ist, um die Profitabilität des Geschäftes aufrecht zu erhalten oder zu verbessern. Mehr als zwei Fünftel (41 Prozent) sagen, der Druck steige, aus den Vermögensanlagen einen höheren Beitrag zur Gesamtprofitabilität zu erwirtschaften. Im Auftrag von Blackrock hat die Economist Intelligence Unit im Mai und Juni 2016 weltweit 315 Top-Manager aus der Branche der Versicherer und Rückversicherer befragt. Die entsprechenden Gesellschaften verwalten schätzungsweise 12 Billionen Dollar.
Fast die Hälfte der Teilnehmer (44 Prozent) berichtet an die Studienmacher, dass ihre Profitabilität sich in den vergangenen fünf Jahren trotz des Gegenwinds für die Branche nicht verändert habe. Um das zu erreichen, haben die meisten Versicherer sich in erster Linie auf Anpassungen in Bezug auf Abschlüsse und Betriebsabläufe konzentriert. Nun denken jedoch zwei Drittel (66 Prozent), dass ein Umdenken hinsichtlich der Anlageportfolios entscheidend sein wird, um die künftige Profitabilität zu verbessern. Das ist ein deutlicher Richtungswechsel: Bislang hatte das Ziel, höhere Anlagerenditen zu erzielen, nur für 28 Prozent der Teilnehmer höchste Priorität. 
Eine überwältigende Mehrheit der Teilnehmer (84 Prozent) gab an, Privatplatzierungen oder alternative Anlageklassen seien künftig Kernelemente, um die Profitabilität ihrer Anlageportfolios zu steigern. Gleichzeitig sehen 70 Prozent „deutlichen Spielraum“, um ihr Management von Portfoliorisiken und Kapitaleffizienz zu verbessern. Patrick M. Liedtke, Leiter des Bereiches Asset Management für Versicherer bei Blackrock in Europa, sagt: „Versicherer stehen zunehmend unter Druck, ihre Gewinnmargen vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Unsicherheit, niedriger Zinsen, regulatorischer Einschränkungen und eines intensiven Wettbewerbs um Abschlüsse zu verbessern. Wir sehen, dass Anlageportfolios und Wertentwicklung als Quelle der Gesamtprofitabilität größere Aufmerksamkeit erfahren. Die Bereitschaft, höhere Risiken in Kauf zu nehmen, hat im vergangenen Jahr abgenommen. Stattdessen schauen die Versicherer, wie sie Risiken optimieren können. Sie wenden sich von traditionellen Anlageklassen ab, um Renditen zu erzielen.“ Dem entspricht, dass Marktrisiken stärker in den Vordergrund getreten sind. Zum ersten Mal in der Geschichte der Umfrage haben die drei Marktrisiken, die am häufigsten genannt wurden, jeweils mehr als 70 Prozent Zustimmung erfahren. Jeweils 74 Prozent nannten das Liquiditätsrisiko beziehungsweise die Volatilität von Vermögenswerten als eines der drei wichtigsten Marktrisiken, welche die Anlagestrategie ihrer Unternehmen mit Blick auf die kommenden zwölf bis 24 Monate betreffen. 72 Prozent gaben einen starken Zinsanstieg an.
Trend zum Illiquiditätsrisiko
Den Teilnehmern zufolge waren höhere Quoten im Bereich von Privatplatzierungen oder alternativen Anlageklassen der effektivste Anlageweg hin zu einer höheren Gesamtprofitabilität. Gut die Hälfte (57 Prozent) hat sich entsprechend geäußert. Als weitere Maßnahmen nannten sie höhere Aktienquoten (35 Prozent) und höhere Durationen innerhalb der Anleihenportfolios (26 Prozent). Die Versicherer erkennen, dass Privatplatzierungen entscheidend sein werden, um die Profitabilität ihrer Anlageportfolios zu verbessern. Auf Sicht der nächsten zwölf bis 24 Monate wollen sie ihre Engagements in allen Bereichen des Anlagespektrums erhöhen. Etwas mehr als ein Drittel (34 Prozent) beabsichtigt, Eigenkapitalengagements im Bereich Gewerbeimmobilien auszubauen – mehr als bei allen anderen Anlageklassen im Bereich Privatplatzierungen. Es folgen Eigenkapitalinvestitionen im Bereich Infrastruktur (33 Prozent) und Private Equity (33 Prozent). Patrick M. Liedtke: „Eines der Kernthemen der diesjährigen Umfrage ist, wie Versicherer mit ihren Gesamtrisikoprofilen und Liquiditätsniveaus umgehen. Es ist klar, dass sie ihre Risiken nicht erhöhen wollen. Gleichzeitig setzt sich zunehmend die Erkenntnis durch, dass Vermögenswerte im Bereich Privatplatzierungen ein höheres Renditepotenzial als traditionellere Anlageklassen haben. Die richtigen Vermögenswerte ausfindig zu machen, wird einer der Schlüssel sein, um dieses Potenzial zu heben.“
Differenziertes Bild bei deutschen Versicherungen
Das Illiquiditätsrisiken zunehmen, trifft auch speziell auf deutsche Versicherungen zu. Entsprechende Aussagen machten Versicherungsvertreter im vergangenen Monat auf einer Private-Debt-Veranstaltung des Süddeutschen Verlags und im Club of Finance. Der Druck, mit den Vermögensanlagen höhere Renditen zu erwirtschaften, dürfte bei deutschen Versicherungen mit dem in diesem Jahr von 1,25 auf 0,9 Prozent gefallenen Garantiezins aber eher gesunken sein.
portfolio institutionell newsflash 05.10.2017/Patrick Eisele
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