Schwarzer Schwan
16. August 2013

Versalzenes Investment

Während der Finanzkrise haben Investoren vor allem im Bankenlager mit Tail-Risiken Bekanntschaft gemacht. Nun kann sich auch ein Unternehmen der Old Economy rühmen, einen Schwarzen Schwan fabriziert zu haben.

Sind Sie ein Anhänger deutscher Blue-Chip-Aktien? Und weil Sie böse Überraschungen von Direktinvestments fürchten, wie der Teufel das Weihwasser, investieren Sie bevorzugt in Dax-ETF. Wenn dem so ist, dann sind Sie wohl oder übel auch am Kasseler Salz- und Düngemittelanbieter K+S beteiligt, der mit einem Anteil von knapp unter einem Prozent in die Berechnung des Dax einfließt. Zu dumm nur, dass der Aktienkurs der Nordhessen zuletzt drastisch unter die Räder kam. Denn bei der einstigen BASF-Tochter überschlagen sich die Ereignisse. 
Nach der Auflösung einer Vertriebsallianz mehrerer Kali-Konzerne hat die russische Uralkali einen Preiskampf angezettelt, der dem Sektor einen höllischen Preisverfall bescheren wird. Vor dem Hintergrund drastisch sinkender Gewinnerwartungen rutschte das Dividendenpapier Ende Juli an einem einzigen Tag um knapp 24 Prozent ab. Damit hält K+S den Dax-Rekord. Seit dem Sommer 2008, als die einstige Kali und Salz noch einen stolzen Börsenwert von 17 Milliarden Euro auf die Waage brachte, ist dieser inzwischen auf 3,5 Milliarden Euro abgeschmolzen. 
Die mittel- bis langfristigen Auswirkungen bei der bislang als grundsolider Value-Titel eingeschätzten K+S seien schwer abzuschätzen, heißt es nun aus Analystenkreisen. Reihenweise wurden die Kursziele gesenkt. Das Unternehmen müsse vermutlich seine Strategie in Frage stellen, heißt es unter Beobachtern. Das lässt nichts Gutes erahnen. Den Vogel schießt Morgan Stanley ab. Dort nahm man wegen der entstandenen Unsicherheit über die weitere Preis- und Mengenentwicklung des Kali-Marktes das Kursziel von 30 auf elf Euro zurück.
Bedauernswerterweise hat der K+S-Vorstand im großen Stil eigene Aktien im Depot, wie Statistiken der Plattform insiderdaten.de zeigen. So hat beispielsweise Arbeitsdirektor Dr. Thomas Nöcker seit Jahren immer wieder zugekauft, zuletzt im Juni 2013 als der Kurs noch bei 28 Euro stand. Heute notiert das Papier bei 18 Euro. Bei seinen regelmäßigen Zukäufen hat der Jurist allein seit Anfang 2010 rund 870.000 Euro, nennen wir es mal, investiert und dafür im Schnitt gut 37 Euro je Aktie auf den Tresen gelegt. Allein dieses so zusammengekaufte Paket dürfte inzwischen einen Buchverlust von über 400.000 Euro angehäuft haben. Da kann man sich entweder mit einem wohligen Gruseln zurücklehnen oder sich ärgern: die große Chance wäre gewesen, sich die Aktien von Nöcker zu leihen und leerzuverkaufen.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell ein unbeschwertes Wochenende.
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