Banken
15. Februar 2016

Verbesserungsbedarf bei Bankenregulierung

Bain kritisiert Großbanken für Umgang mit Regulierung. Bankenverbände kritisieren Regulierung für Umgang mit kleinen Banken.

Höchstens ein Drittel aller systemrelevanten Großbanken weltweit hat sein Geschäftsmodell bereits vollständig an die neuen Regulierungsvorschriften angepasst. Insbesondere Banken in Großbritannien, der Schweiz und den USA haben längst gehandelt und sind deutlich weiter als deutsche Häuser. Dies sind Ergebnisse einer aktuellen Studie der internationalen Managementberatung Bain & Company. Sie untersucht, inwieweit systemrelevante Banken in Europa und den USA die neuen Paradigmen der Regulierungsbehörden bereits implementiert haben. Zu diesen zählen die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells, die Widerstandsfähigkeit gegen neuerliche Krisen und geordnete Abwicklungsmöglichkeiten.
 
Bain-Partner und Studienautor Matthias Memminger sieht bei den Banken im Euroraum erheblichen Nachholbedarf: „Viele Banken betrachten die Umsetzung der verschärften Regulierung vor allem als Compliance-Angelegenheit und verkennen die strategische Dimension. Oft haben sie noch gar nicht realisiert, dass der Regulierer die Überprüfung der Geschäftsmodelle als Kernaufgabe versteht.“ Die Banken würden pflichtgemäß die neuen Vorschriften erfüllen und wie gefordert ihre Kapitalbasis deutlich aufstocken. Doch im Gegensatz zu angelsächsischen Häusern scheuen sie spürbare Veränderungen ihres Geschäftsmodells und ihrer Struktur, monieren die Berater von Bain.
 
Dagegen hätten sich die Vorreiter bereits von besonders volatilen und damit kapitalintensiven Aktivitäten getrennt. „Auch wenn es kurzfristig schmerzhaft war, haben die Vorreiterbanken mit ihrem geschärften Profil langfristig einen Wettbewerbsvorteil. Und das honoriert der Kapitalmarkt“, so Memminger. Er verweist auf Bewertungsunterschiede zwischen Banken im Euroraum und ihrer angelsächsischen Konkurrenz.
 
Auf deutsche Banken werde der Druck der EZB durch Geschäftsmodellüberprüfung und verbindliche Abwicklungsplanung deutlich zunehmen. Für die deutschen Banken sieht Bain drei strategische Handlungsfelder: Verringerung der Risiken und nachhaltige Ertragskraft, Stärkung der Kapitalbasis und eine beschleunigte Umsetzung und Akzeptanz der neuen Vorschriften. Die Zukunft, so Bain, gehört fokussierten Banken mit transparenter Struktur.
 
Deutsche Kreditwirtschaft kritisiert neue Regulierung
Während sich die Bain-Studie mit Regulierungsaspekten für Großbanken befasst, zielt die Kritik der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) an den neuen regulatorischen Vorgaben für das Bankgeschäft insbesondere auf kleine Institute ab. Die DK ist ein Zusammenschluss verschiedener deutscher Bankenverbände. Erhebliche Kritik gegenüber der Europäischen Kommission äußert die DK an den zu kurzen Umsetzungsfristen für viele regulatorische Anforderungen.

Einzelne Regulierungsmaßnahmen mögen isoliert betrachtet angemessen erscheinen, so die DK. In ihrer Summe, ihrer unübersichtlichen Vielzahl und ihren Wechselwirkungen würden die einzelnen Regulierungen jedoch zu weit greifen. Sie drohen sowohl Institute wie auch Aufseher zu überfordern.
Bei vielen regulatorischen Anforderungen fehlt es an einer „proportionalen Umsetzung“, meint die DK in Reaktion auf die Konsultation der Europäischen Kommission „Sondierung EU-Regulierungsrahmen für Finanzdienstleistungen“. Diese ist notwendig, um kleinere Kreditinstitute nicht zu überfordern. Die DK begrüßt daher in einer Pressemitteilung jüngste Vorschläge, dass neue Rechtstexte jeweils speziell auf Fragen der angemessenen Proportionalität zu prüfen seien.
Die Konsultation der EU-Kommission sei eine gute Grundlage, um Rechtsakte zu überprüfen und zu verbessern. Die DK fordert deshalb, die europäische Finanzmarktregulierung in regelmäßigen Abständen auf widersprüchliche Regelungen und unnötige Belastungen zu untersuchen. Als konkrete Beispiele für übermäßige regulatorische Belastungen sind derzeit ein zu bürokratischer Anlegerschutz und ein überbordendes Meldewesen hervorzuheben. Deutliche Kritik äußert die DK zudem an den Zeitplänen zur Umsetzung neuer regulatorischer Anforderungen. Diese sind häufig viel zu kurz bemessen und erhöhen damit die Komplexität und den Aufwand in der Umsetzung deutlich, weil die rechtlich verbindlichen Verordnungen entweder gar nicht oder erst sehr knapp vor dem ersten Meldetermin veröffentlicht werden. Die Regulierung der Kreditinstitute und der Finanzmärkte müsse auch die Funktions- und Wettbewerbsfähigkeit der Kreditwirtschaft beachten.
portfolio institutionell newsflash 15.02.2016/Patrick Eisele

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