Umfrage: Stiftungen mangelt es an Transparenz
31 Prozent der befragten Bürger finden, dass Stiftungen nicht oder nicht sehr transparent sind. Rund die Hälfte hält Stiftungen aber für seriös.
Welches Bild haben die Menschen in Deutschland von Stiftungen? Und wie hat sich ihre Einstellung zu Stiftungen in den vergangenen zehn Jahren verändert? Dieser Frage ist der Bundesverband Deutscher Stiftungen nachgegangen. Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar Emnid vom Januar 2019 unter 1025 Personen, die der Bundesverband in Auftrag gegeben hat, ergab ein ambivalentes Bild von Stiftungen in der Bevölkerung.
Immerhin rund die Hälfte der Befragten (51 Prozent) findet Stiftungen seriös, wirkungsvoll und kompetent. Bei näherer Betrachtung differenziert sich dieses Bild allerdings. So meint fast ein Drittel der Befragten (31 Prozent), dass Stiftungen nicht oder nicht sehr transparent sind, über ein Viertel (27 Prozent) sagt, dass sie hauptsächlich den Interessen der Stifterin oder des Stifters dienen, und immerhin ein Fünftel hält sie für elitär und abgehoben.
Leichte Verbesserung zu 2010
Interessant ist aber der Vergleich mit der Vorgängerumfrage von 2010. Damals fanden nur ein Viertel der Befragten, dass Stiftungen sehr oder weitgehend „bodenständig und mitten unter uns“ sind; in der aktuellen Umfrage stimmten 38 dieser Aussage zu.
Der Vergleich zeigt auch: Das Image von Stiftungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren insgesamt deutlich verbessert. In fast allen zwölf Eigenschaften, die abgefragt wurden, schneiden Sitftungen heute besser ab als im März 2010. So fand etwa vor zehn Jahren gut ein Viertel der Befragten, dass Stiftungen hauptsächlich der Allgemeinheit dienen. Anfang 2019 stimmten 38 Prozent dieser Aussage zu. Auch die Wirkung von Stiftungen wurde in der aktuellen Umfrage positiver bewertet als 2010: Während vor zehn Jahren 35 Prozent der Befragten sagten, dass Stiftungen viel bewirken, waren es Anfang dieses Jahres fast die Hälfte.
Auf den letzten drei Plätzen befinden sich damals wie heute die Eigenschaften Innovationsfreude, Fortschrittlichkeit und – als absolutes Schlusslicht – Transparenz. Während weniger als ein Viertel der Befragten der Aussage zustimmt, dass Stiftungen sehr oder überwiegend transparent arbeiten, teilt knapp ein Drittel diese Auffassung offensichtlich nicht, das ist der Spitzenwert bei den Negativbewertungen. Und weitere 35 Prozent haben keine Meinung zu dieser Aussage oder können dies nicht beurteilen.
Jahresberichte häufig nicht veröffentlicht
Immerhin hat sich die Bewertung in diesem Punkt leicht verbessert: Vor zehn Jahren sahen nur 19 Prozent der Umfrageteilnehmenden Stiftungen als transparente oder weitgehend transparente Einrichtungen einstuften, heute sind es 23 Prozent. Interessant in der Umfrage ist auch die Frage, ob Stiftungen sorgfältig mit Geld umgehen. Diese Frage bejahten 38 Prozent der Befragten, während elf Prozent sagten, dass aus ihrer Sicht Stiftungen nicht sorgfältig mit Geld umgehen.
Stiftungen können hier mit wenig Aufwand dazu beizutragen, dass sich diese Werte verbessern, findet der Bundesverband. Ihm zufolge veröffentlichen nur zwei Drittel der Stiftungen ihren Jahresbericht auf ihrer Internetseite, während ihn ein Drittel lediglich an die Stiftungsaufsicht schickt. Ein zweiter Wermutstropfen aus Stiftungssicht liegt darin, dass in der aktuellen Umfrage bei fast allen Eigenschaften zwischen 30 und 40 Prozent der Befragten sich nicht festlegen. Hinzu kommen jeweils 7 bis 17 Prozent, die gar keine Angabe machen. Diese große Zahl der Unentschiedenen legt den Schluss nahe, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland kein klares Bild von Stiftungen vor Augen habe, so der Bundesverband.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Administration | Stiftungen
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