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17. März 2025

Triathlon im Pension Management

Für die Anlage von Pensionsgeldern braucht es die Tugenden eines Triathleten: Ausdauer, eine gute Strategie und Expertise in verschiedenen Disziplinen. Über ihre Vorgehensweisen referierten auf einer Veranstaltung der Caceis-Bank Extremsportler Jonas Deichmann und Kapitalanleger Stefan Brenk von Eon.

Auf dem Asset Owner Event von Caceis, welches im November in Frankfurt stattfand, wurde Unmögliches möglich gemacht – oder zumindest von Jonas Deichmann erklärt, wie eigentlich etwas nicht zu Leistendes trotzdem erfolgreich realisiert werden kann. Extremsportler Deichmann führte die Caceis-Gäste – rein erzählerisch natürlich – zunächst mittels seines globalen Triathlons einmal um die Welt. Für Nachahmer: bitte einmal die Adria durchschwimmen, Asien mit dem Fahrrad durchqueren und tagelang durch Mexiko joggen. Eine weitere Deichmannsche Leibesübung: 120 Triathlons in der Ironman-Version (3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen) in 120 (aufeinanderfolgenden) Tagen zu absolvieren. Macht insgesamt 456 Kilometer im Wasser, 21.600 Kilometer auf dem Rad und 5.064 Kilometer zu Fuß.

Mit großen Zahlen kennt sich auch Stefan Brenk aus. Brenk ist Head of Asset Management & Pension Finance bei Eon (Eigenschreibweise E.ON) und absolvierte als Speaker ebenfalls referierend einen Triathlon. Seine Disziplinen: Transformation, Kapitalmarkt-Lagebericht und Asset-Management-Umsetzungen.

Die Transformation der Energieversorgung beschrieb Brenk am Beispiel seines Arbeitgebers. „Eon betreibt in Europa 1,6 Millionen Kilometer Energienetze und versorgt rund 47 Millionen Kunden mit Energie. Damit kommt uns eine führende Rolle bei der Gestaltung der neuen Energiewelt zu.“ Eine zentrale Herausforderung des neuen Energiesystems ist es, eine schwankende Stromerzeugung mit der Stromnachfrage intelligent in Einklang zu bringen. Dafür brauche es Flexibilität auf allen Spannungsebenen, zum Beispiel durch passende Speichertechnologien. Der Energiekonzern biete hier bereits zukunftsweisende integrierte Lösungen. Das in Essen ansässige und im Dax-40 gelistete Unternehmen brachte zum Abschluss der ersten Disziplin noch eine positive Botschaft ein: „Die Energiewende wird zur Erfolgsgeschichte, wenn jeder daran teilhaben kann und von ihr profitiert. Wir sind angetreten, um genau das möglich zu machen.“

Eine gute Ausdauer war (und ist) insbesondere auf den Kapitalmärkten vonnöten. „Das Zinsniveau ist wieder auskömmlich und für die Diskontierung der Verpflichtungen ausreichend“, erklärte der Pensionsexperte und Hobby-Radsportler Stefan Brenk. Das sei ein wichtiger Aspekt bei der Debt-Factor-Steuerung des Unternehmens. Eon verfolgt das Ziel, mit der angestrebten Kapitalstruktur dauerhaft ein starkes BBB/Baa-Rating zu sichern. Gewisse Sorgen machen Brenk die gestiegenen Unsicherheiten an den Märkten. Als Beispiele nennt er die Anstiege bei den Renditen französischer Staatsanleihen im Vergleich zu deutschen Bundesanleihen, die extrem ambitionierte Bewertung und hohe Gewichtung von US-Tech-Aktien und die starke Nachfrage bei Gold. Hier gelte es, das Anlageportfolio eng zu überwachen, um bei Marktstress flexibel reagieren zu können.

Fokus auf Flexibilität, Effizienz und Liquidität

Mit Abschluss seiner Ausführungen zum gestiegenen Zinsniveau erreichte Brenk die Wechselzone zur dritten Disziplin, dem Asset Management. „Die große Frage für Pensionsinvestoren lautet: Soll das gestiegene Zinsniveau gesichert werden oder nicht?“ Bei den Pensionsanlagen von Eon ist die Antwort klar. Brenk hat mit seinem Team die Hedge-Ratio von unter 30 Prozent spürbar auf über 60 Prozent erhöht. Die Umsetzung erfolgt durch eine Kombination aus physischen Anleihen und Derivaten. Für die eingesetzten Zins-Swaps braucht es ein passendes Collateral-Management – und auch deswegen wieder mehr Fokus auf Flexibilität, Effizienz und vor allem Liquidität als zu Zeiten des Niedrigzinses. Dass Collateral-Anforderungen auch stark ansteigen können, mussten zuletzt britische Pension Funds aufgrund der Marktreaktion auf das sogenannte „Mini-Budget“ der Regierung Liz Truss lernen.

Ein knappes Gut: Liquidität

Neben dem Collateral Management braucht es in den Pensionsvehikeln bei Eon aber zeitgleich auch Liquidität für die Rentenzahlungen sowie für die regelmäßige Anpassung der Asset Allocation. Nach zuletzt ausbleibenden Ausschüttungen aus illiquiden Anlagen beobachtet Brenk hier einen zunehmenden Handlungsdruck für die Fondsanbieter, die inzwischen unter anderem über Continuation-Vehikel neue Exit-Wege suchen würden. Mit Blick auf den neu entstehenden Markt mit Eltifs, die Anlegern oft mehr Liquidität als die klassischerweise geschlossenen Vehikel bieten, bleibt Brenk noch vorsichtig: „Bei Eltifs müssen institutionelle Anleger aufpassen, wie sich das Retail-Geld verhält und ob dadurch mehr Volatilität entsteht.“

Den Fair Value der Pension Plan Assets gibt Eon im Geschäftsbericht 2023 mit über 17 Milliarden Euro an. „Diese Gelder verteilen sich auf eine Vielzahl an Vehikeln, die alle eigenen Anforderungen unterliegen und auf Marktveränderungen unterschiedlich reagieren.“ Neben seinem professionellen Team baut Stefan Brenk bei der Steuerung zunehmend auch auf Digitalisierung. So ist er zuversichtlich, dass „Kollege KI“ beispielsweise bei der Due Diligence oder der Automatisierung des Datenaustauschs unterstützen könne. Auch im Reporting setzen Brenk und seine Kollegen auf Digitalisierung und Flexibilität: mangels passender Angebote am Markt haben sich die Pensionsexperten des Energieunternehmens selbst geholfen und in die Jahre gekommene Excel-Reports durch ein eigenentwickeltes Dashboard ersetzt.

ESG hat viele Disziplinen

Immer arbeitsintensiver wird auch die Umsetzung der langfristigen ESG-Strategie. Dies nicht nur, weil Eon zur Finanzierung seiner Wachstumsstrategie einer der größten Green-Bond-Emittenten Europas ist. Bei den Kapitalanlagen sind ESG-Überlegungen ebenfalls wichtiger Teil der Anlagestrategie. Wie dem Geschäftsbericht zu entnehmen ist, stützt sich Eon, um bedenkliche Investitionen zu vermeiden, zum Beispiel auf die Recherchen des staatlichen Pensionsfonds Norwegens sowie auf Embargolisten. Allerdings: „Für unsere Portfolien setzen wir auf die Kombination von Renditezielen mit einer klaren und messbaren Nachhaltigkeitsstrategie. Dabei reicht es nicht mehr, über reine Ausschlusslisten einige Einzeltitel zu vermeiden“, erklärt Brenk. Er und sein Team erwarten unter anderem, dass die mandatierten Asset Manager Stimmrechte wahrnehmen, dass klare ESG-Kriterien eingehalten werden und eine stetige Verbesserung des Portfolioprofils erreicht wird. Die Verantwortung für die operative Umsetzung der ESG-Strategie sieht Brenk bei den Asset Managern – und zwar ohne Ausweitung des Tracking Errors oder Einbußen bei der Performance. „Das geht und das können nach unserer Überzeugung die Vermögensverwalter auch erreichen“, so Brenk.

Bei den von Stefan Brenk geschilderten Aufgaben würde Jonas Deichmann von einer Challenge sprechen. Der Extremsportler hat seine Ultra-Ironman-Triathlon-Herausforderung bestanden. Die Challenge im Pension-Triathlon liegt dagegen darin, dass diese gefühlt nie endet. Deichmann war nach 27.120 Kilometern und 120 Tagen im Ziel, Brenk verfolgt dagegen ein Moving Target!

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