Tiefe Taschen

Weihnachten im August? Wer wie der Hedgefonds Brigade Capital Management eine Gutschrift über 1,5 Millionen Dollar erwartet und stattdessen 176 Millionen Dollar erhält, darf sich reich beschenkt fühlen. Eigentlich waren am 11. August nur die Zinsen auf einen Kredit fällig, den der Hedgefonds an das Kosmetikunternehmen Revlon ausgereicht hat. Die Citigroup-Bank überwiesen jedoch freundlicherweise nicht nur die Zinsen, sondern gleich auch aus eigenen Mitteln den Kredit in Höhe von 174,7 Millionen Dollar an den Gläubiger – obwohl dieser erst in drei Jahren fällig wird. Kann ja mal passieren …

Alle Gläubiger zusammen wurden von der Citibank mit 900 Millionen Dollar bedacht. Der Großteil der knappen Milliarde hat die Citibank wieder zurückerhalten. Die New Yorker Credit Spezialisten von Brigade wollen dagegen ihre Überrendite mit dem Argument abhedgen, dass man die Überweisung als übliches „Loan Repayment“ betrachtet. Eine kühne These, wenn man bedenkt, dass das Darlehen für den angeschlagenen Kosmetikhersteller derzeit laut Bloomberg unter 30 Prozent des Nennwerts gehandelt wird.

Aber vielleicht steckt hinter der Verweigerung von Brigade, die zu früh erhaltene Loan-Rückzahlung rückzuüberweisen, gar kein böser Wille, sondern pure Not. Dies könnte der Fall sein, wenn man sich flugs eine Performance Fee in Höhe von 175 Millionen Dollar selbst ausgeschüttet hat.

Sollten die smarten Brigade-Boys um CIO und Managing Partner Donald E. Morgan III zu 30 Prozent gekauft haben, liegt der Multiplier bei über drei. Super-Smart wäre Brigade, wenn man die Rendite noch dadurch hebelt, indem man noch eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangt.

Ob nun für Citigroup-Chef Michael Corbat, dessen Konterfei diesen Schwan ziert, eine solche Überweisung nur Peanuts sind oder ob bei der Citi das 4-Augen-Prinzip wegen gleich vier blinden Augen nicht funktioniert hat? Erfreulicherweise scheint es auf jeden Fall dem Bankensektor doch besser als gedacht zu gehen, wenn man schnell mal 900 Millionen Dollar zu viel überweisen kann.

Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen Ihre Redaktion von portfolio institutionell!

• Billion-Dollar-Baby