Taxonomiekonforme Immobilien mit höherem Verkehrswert
Umfrage: Mehr als fünf Prozent mehr gegenüber nicht-taxonomiekonformen Gebäuden. Auch Finanzierungen für solche Gebäude seien oft günstiger.
Das Thema Nachhaltigkeit im Immobiliensektor ist nicht nur ein Zukunftsthema, sondern auch ein wichtiges Regulierungsthema geworden. So wagt die Prüf- und Beratungsgesellschaft EY einen Blick auf die Taxonomie. Wie sie im Rahmen einer Umfrage unter Immobilienprofis herausfand, verbessert eine Taxonomiekonformität sowohl die Finanzierungskonditionen als auch die Verkehrswerte von Immobilien spürbar. 24 Prozent der Befragten sehen demnach Vorteile von mehr als fünf Basispunkten bei der Finanzierung, 29 Prozent um bis zu fünf Prozent höhere Verkehrswerte gegenüber nicht-taxonomiekonformen Gebäuden. 24 Prozent sehen sogar um mehr als fünf Prozent erhöhte Verkehrswerte für taxonomiekonforme Gebäude. Das sind Ergebnisse des vierten „ESG-Snapshot“, für den EY Real Estate insgesamt rund 55 Personen befragt hat, die in verschiedenen Bereichen der Immobilienwirtschaft tätig sind. Die Teilnehmer kamen vor allem aus den Segmenten Wohnen (69 Prozent) und Büro (57 Prozent) und zu größten Teilen aus den Bereichen Asset Management (78 Prozent) und Portfoliomananagement (56 Prozent).
Aktuell liegen die Taxonomiequoten der Portfolios der Befragten mehrheitlich bei unter 20 Prozent. So ernüchternd der Status Quo erscheint, so ambitioniert sind aber auch die Transformationspläne: Bis 2030 sollen die Portfolios von 72 Prozent der Befragten zu mehr als 40 Prozent taxonomiekonform werden, bei rund einem Viertel sogar zwischen 81 und 100 Prozent liegen. „Der Weg dorthin wird jedoch steinig werden“, erwartet Dirk Rathlev, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie.
Regulatorik überfordert
Trotz der positiven Auswirkungen der Taxonomiekonformität hält sich die Begeisterung der Befragten über die EU-Regulatorik insgesamt in Grenzen: Generell seien sie von der schieren Menge und Geschwindigkeit der Regularien überfordert, gaben 56 Prozent der Marktakteure an; knapp ein Drittel sagt, dass die Ideen zwar gut seien, jedoch mangele es an konkreten Umsetzungsanforderungen für die Immobilienwirtschaft. Nur sieben Prozent sehen die EU-Regulierung für die Immobilienwirtschaft als Treiber für mehr Nachhaltigkeit an. Sie sagen, die Regulierung fördere Investitionen in Nachhaltigkeit im Immobiliensektor.
Artikel-8 und Artikel-9-Fonds schwer abzugrenzen
Zudem wird das Ziel, mit der aktuellen Konsultation zur Offenlegungsverordnung (SFDR) eine bessere Vergleichbarkeit der Produkte herbeizuführen, zwar von 90 Prozent der Befragten grundsätzlich begrüßt, den Unterschied zwischen Artikel-8- und Artikel-9-Fonds versteht dennoch bis heute laut 72 Prozent der Umfrageteilnehmenden kaum jemand.
Konträr wird die CSRD (Corporate Social Responsibility Directive) bewertet: Eine klare Mehrheit der Befragten (88 Prozent) gibt an, dass deren Übergangspläne weitreichender als die bisherigen Transformationspläne sind. Generell sind zwei Drittel der Meinung, dass die CSRD die Vergleichbarkeit von Unternehmen steigern wird, auch wenn Benchmarking-Systeme dadurch nicht ersetzt werden.
Die Transformation als Baustelle
„Für die Immobilienwirtschaft klaffen Wunsch und Wirklichkeit hinsichtlich ihrer ESG-Aktivitäten weiterhin oft noch auseinander: Die Ziele der Regulatorik werden überwiegend befürwortet, die Ausgestaltung ist aber entweder überfordernd oder die Anforderungen werden nicht ausreichend konkret umgesetzt. Während die Nomenklatur der Artikel-8- und 9-Fonds weitgehend etabliert ist, wird bereits nun an der Weiterentwicklung gearbeitet “, sagt Dirk Rathlev, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie. „Die nachhaltige Transformation bleibt für die Branche also weiterhin eine große Baustelle – insbesondere in Verbindung mit den Notwendigkeiten und den Vorgaben der bestehenden und sich noch entwickelnden Regulatorik.“
Niedriger CO2-Preis verfehlt derzeit Wirkung
Zudem sehen die Umfrageteilnehmer kaum Lenkungswirkung im derzeitigen CO2-Preis. Mit Höhen von bis zu 65 Euro pro Tonne setze dieser keine ausreichenden Anreize zur flächendeckenden Transformation des Gebäudebestands – das geben 68 Prozent der Umfrageteilnehmenden an. Mehr als die Hälfte der Befragten geht zudem davon aus, dass die Belastung des CO2-Preises für die Mieter größer sein wird als für die Vermieter. 59 Prozent sind zudem der Meinung, dass die nachhaltige Transformation ohne den Kauf von CO2-Zertifikaten nicht funktionieren wird, während 41 Prozent das nicht so sehen.
ESG-Datenqualität mit KI verbessern
Große Hoffnungen setzen die Befragten auf Künstliche Intelligenz: Durch deren Einsatz werden von 87 Prozent signifikante Verbesserungen in der Gebäudeautomatisierung und von 85 Prozent bei der ESG-Datenqualität, sowie von 87 Prozent bei der Befüllung von Benchmarking-Systemen, erwartet. 70 Prozent der Marktakteure erhoffen sich eine weitestgehend automatische Befüllung von Fragebögen durch Künstliche Intelligenz.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: ESG-Berichtspflichten | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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