Strategien
13. April 2015
Taktische Spielwiese wird 15
Die ETF-Branche feiert ein Jubiläum: Vor exakt 15 Jahren eröffnete die Deutsche Börse mit dem XTF-Segment die erste europäische Bühne für ETF.
Damit hieß es Vorhang auf für das Listing der von Merrill Lynch gesponserten LDRS („Leaders“) ETF DJ Stoxx 50 und DJ Euro Stoxx 50. Diese wurden 2003 von I-Shares übernommen. Zuvor vergrößerten schon Anbieter wie die UBS mit der Marke „Fresco“, Union Investment mit der Marke „Unico“ und der deutsche Pionier Indexchange, eine HVB-Tochter, dieses Segment.
„Damals musste man den ETF erst einmal Aufmerksamkeit verschaffen und die Vorteile von passiven Fonds erklären“, erinnert sich Günter Stibbe, damals bei der HVB, dann bei Indexchange und seit 2009 bei Avana Invest. Heute, wo sich dieser Markt sehr stark weiterentwickelt hat und das XTF-Segment über 1.000 ETF umfasst, wurde jüngst das Thema physische versus synthetische Replizierung durch Smart Beta verdrängt. „Noch viel mehr Potenzial als in Smart Beta liegt aber in auf ETF basierenden gemanagten Lösungen“, so Stibbe und nennt das Stichwort Multi Asset. „Diese haben für die Branche den großen Vorteil, dass zum Beispiel in der Depotvariante auch der Vertrieb entlohnt wird. Damit löst sich das Problem, dass ETF mangels Vertriebsprovision immer nur die Selbstentscheider erreichen.“
Institutionelle Investoren erreichen ETF in erster Linie aus taktischen Gründen, um für einige Monate eine Meinung zu zum Beispiel einem Schwellenmarkt zu spielen oder um ein Core-Exposure kurzfristig auszubauen. „Prinzipiell wollen Institutionelle Wertpapierleihe ausschließen können, bestimmte Sektoren gegenüber dem Index reduzieren können oder selbst die Replizierungsform bestimmen“, führt Stibbe als Motive für strategische Vorbehalte gegenüber ETF an. Eine ähnliche Sicht vertritt Lyxors Hermann Pfeifer: „Institutionelle investieren taktisch, aber immer mehr auch strategisch“, so Pfeifer, der aktuell eine hohe Nachfrage bei Versicherungen und Pensionskassen sieht, wobei sich letztere besonders stark für Smart-Beta-Angebote interessieren.
Abbildungsdiskussion noch lange nicht beendet
Da das taktische Element überwiegt, ist einsichtig, dass die Fee weniger relevant als Spread und Liquidität sind. Dies spricht dafür, dass die ETF-Platzhirsche künftig weiter an Dominanz zulegen und damit Spreads weiter sinken und die Liquidität steigt. Weniger absehbar ist dagegen, ob der Trend zur physischen Replizierung auch in den nächsten 15 Jahren noch anhält. Für marktenge Märkte wie Credits, Märkte mit vielen Einzeltiteln oder Schwellenländer machen Derivate weiter Sinn. „Aber dort, wo ein Swap keinen Mehrwert für den Investor hat, gehen wir verstärkt in Richtung physische Abbildung“, so Pfeifer und nennt als Beispiel Aktienmärkte der Industrieländer. Aber auch hier gibt es Ausnahmen wie Großbritannien, wo synthetische ETF die Handelskosten deutlich reduzieren. „Darum bilden wir den FTSE synthetisch ab.“
portfolio institutionell newsflash 13.04.2015/Patrick Eisele
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Institutionelle Investoren erreichen ETF in erster Linie aus taktischen Gründen, um für einige Monate eine Meinung zu zum Beispiel einem Schwellenmarkt zu spielen oder um ein Core-Exposure kurzfristig auszubauen. „Prinzipiell wollen Institutionelle Wertpapierleihe ausschließen können, bestimmte Sektoren gegenüber dem Index reduzieren können oder selbst die Replizierungsform bestimmen“, führt Stibbe als Motive für strategische Vorbehalte gegenüber ETF an. Eine ähnliche Sicht vertritt Lyxors Hermann Pfeifer: „Institutionelle investieren taktisch, aber immer mehr auch strategisch“, so Pfeifer, der aktuell eine hohe Nachfrage bei Versicherungen und Pensionskassen sieht, wobei sich letztere besonders stark für Smart-Beta-Angebote interessieren.
Abbildungsdiskussion noch lange nicht beendet
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portfolio institutionell newsflash 13.04.2015/Patrick Eisele
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