Die Niederlande gelten mit ihrem Betriebsrentensystem hierzulande oft als Vorbild. Zuletzt hatten die Pensionsfonds durch den Börsenabschwung im vierten Quartal 2018 Probleme, ihre Deckungsquoten zu erfüllen. Der Trend geht hin zu immer weniger und dafür größeren Pensionsfonds.
Der größte Pensionsfonds der Welt, der japanische Government Pension Investment Fund (GPIF), hat zuletzt einen Rekordverlust von 135 Milliarden US-Dollar eingefahren. Damit wird Kritik an der fulminanten Änderung der Anlagestrategie lauter, welche der Pensionsfonds seit 2014 hingelegt hat.
Zu wenig Risiko in der Kapitalanlage bedeutet zu viel Risiko für Pensionskassen und Trägerunternehmen. Zur Erfüllung der Garantieziele braucht es die Zielrenditen von Aktien. Die dauerhafte Nachschussgefahr ist bei Staatsanleihen sogar höher.
Als einziges Land hat Schweden ein gesetzliches Rentensystem mit sechs meist riesigen öffentlich-rechtlichen Pensionsfonds, die ein Vermögen von umgerechnet rund 184 Milliarden Euro managen. Seit Januar haben die Fonds zudem größere Freiheiten bei der Anlage in illiquide und alternative Assets.
Was in Chile nach 37 Jahren aus dem rein kapitalgedeckten System der Rentenversicherung geworden ist, kann aus Sicht der Bürger nur als ein Beispiel dafür dienen, wie man es nicht machen soll. Allerdings gehört der Pensionsmarkt in Chile zu den am schnellsten wachsenden Märkten weltweit.
Dr. Richard Herrmann (Vorstand Heubeck AG) erläutert in seinem Gastbeitrag, dass das Betriebsrentenstärkungsgesetz die kollektive Kapitalanlage in der Anwartschaftsphase möglich macht. Dieser Ansatz sei herkömmlichen Lebenszyklusmodellen überlegen. Stabile Renten seien ohne Garantien erreichbar.
Am 7. Juli hat der Bundesrat dem Betriebsrentenstärkungsgesetz (BRSG) zugestimmt. Damit steht das Gesetz, das am 1. Juni im Bundestag verabschiedet wurde, inhaltlich abschließend fest und wird zum 1. Januar 2018 in Kraft treten.
Das Garantieverbot im Betriebsrentenstärkungsgesetz schafft dringend benötigte Renditepotenziale. Der Paradigmenwechsel führt – konsequent weitergedacht – unter Berücksichtigung des Anlagehorizonts zu einer 100-prozentigen Allokation in Aktien. Dies muss nicht problematisch für ältere Arbeitnehmer sein.
Triebfeder hinter dieser Entscheidung ist die finanzielle Belastung durch die Niedrigzinsphase. Der BVV will seine Mitglieder durch solche Transaktionen nicht nur bilanziell, sondern auch in administrativer Hinsicht entlasten.