Swiss Banking at its Best
Zürcher Thriller
Ein zu Drohungen und beinahe in Handgreiflichkeiten ausartender Streit unter Alkohol unter Nachbarn wegen Baulärm und Bäumen ist nicht schön, kommt aber hin und wieder vor – auch in den besten Kreisen. So geschehen in einer Villa an der Züricher Goldküste im Januar. Für jede Menge Aufregung sorgt in der ja ach so beschaulichen Schweiz jedoch, dass es sich bei den Kombattanten um den CEO der Credit Suisse, Tidjane Thiam, und dem Chef der internationalen Vermögensverwaltung der Credit Suisse, Iqbal Khan, handelte.
Von dem Vorfall bei einem Dinner der CS-Spitze in Thiams Anwesen weiß der Tages-Anzeiger im Wortlaut zu berichten: „Es floss ziemlich viel Alkohol, und zum Schluss kam es zu einem sehr heftigen Krach zwischen Thiam und Khan. Die beiden waren abseits der Gäste, nur die beiden Frauen waren dabei. Danach warf Thiam Khan angeblich vor, dass er seine Freundin beleidigt habe, Khan gab später an, er habe sich an Leib und Leben bedroht gefühlt. Offenbar war der Streit so heftig, dass am Ende die Ehefrau Khans die Streithähne nur knapp voneinander trennen konnte, bevor es handgreiflich wurde.“
Früher hätte man es schon als skandalös betrachtet, dass ein Bankvorstand überhaupt eine Freundin hat, beziehungsweise sich mit dieser zeigt. Geklärt hat der Streit vom Jahresanfang zwar nicht, wer nun der Stärkere der beiden Credit-Suisse-Banker ist. Aufgeklärt hat er jedoch zu den Hintergründen einiger Ungereimtheiten aus den vergangenen Wochen. Über den „Khan-Krimi“ hat das Portal Inside Paradeplatz ausführlich berichtet.
Für Aufsehen sorgte in der Schweizer Bankenwelt zunächst weniger, dass Khan zum Erzrivalen UBS wechselt, sondern vielmehr, dass der Wechsel eines Topangestellten trotz der eigentlich üblichen Kündigungsfrist von sechs Monaten innerhalb von nur drei Monaten erfolgt. Khan musste gegen Thiam etwas in der Hand haben, wurde gemunkelt.
Filmreifer Showdown
Doch Thiam wollte wohl auch etwas gegen Khan in der Hand haben, beispielsweise erfahren, ob er Mitarbeiter und Kunden zum Erzrivalen mitnimmt. Wie die Zeitung Blick schreibt, beauftragte Credit Suisse mündlich (!) eine Detektei, Khan zu beschatten. Die Observation flog jedoch filmreif auf. Khan stellte seine Verfolger in der Züricher Innenstadt und fotografierte die Autonummer seiner Verfolger. Im Anschluss konnte die interessierte Öffentlichkeit laut Medienberichten einen laut um Hilfe rufenden Top-Banker in einem Gerangel mit einem „tätowierten Schlägertypen“ erleben.
Ironischerweise ist die Detektei eigentlich auf Sozialhilfemissbrauch spezialisiert. Anscheinend betrachten Banker, gerade in der Schweiz, ihre Millionengehälter als Sozialhilfe. Konkretes zum Eigenbild des Swiss Banking hat die Schweizerische Bankiervereinigung notiert. Swiss Banking basiere auf den Eckpfeilern Stabilität, Universalität, Verantwortung und Exzellenz.
Zur Universalität ist beispielsweise vermerkt, dass Schweizer Banken von kultureller Vielfalt geprägt sind. In der Tat zeigt die Causa Khan, dass die in Ländern üblichen Geschäftspraktiken, aus denen Schweizer Banken Schwarzgeld anziehen, anscheinend auch auf die Unternehmenskultur von Schweizer Banken abfärben.
Unter Verantwortung wird verstanden, dass das Handeln der Schweizer Banken von dem Respekt gegenüber dem Individuum und den ethisch-moralischen Maßstäben der jeweiligen Gesellschaftsform geprägt ist. Diese Grenzen gelte es zu achten und zu verteidigen. Die Schweizer Banken legen hohe Maßstäbe an ihr eigenes Verhalten gegenüber ihren Kunden, der Gesellschaft, ihren Mitarbeitenden und ihrer Umwelt an. Und unter Exzellenz wird unter anderem verstanden, dass Schweizer Banken mit „bewährten und innovativen Methoden … höchste Qualität sicherstellen“.
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Nur eines noch: Nichts ist spannender als die Wirtschaft!
Eine schönes Wochenende wünscht Ihnen portfolio institutionell und achten Sie darauf, ob Sie verfolgt werden!
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