Swift splittet
Verkünstelt
Nichts als Ärger für Taylor Swift: Wieder einmal wurden die Nutzungsrechte an den ersten bei Big Machine Records aufgenommenen Musikalben der Pop-Prinzessin von bösen Managern und Investoren verscherbelt. Wie Medien berichten hat die Investmentfirma Shamrock Holdings die Rechte an den ersten sechs Swift-Alben vom Musikmanager Scooter Braun für angeblich mehr als 300 Millionen Dollar erworben. Das erste Album habe Swift mit 15 Jahren aufgenommen.
Vor dem Deal hätte Swift allerdings die Chance gehabt, sich ihre Alben zurückzuverdienen. Dafür hätte sie das Angebot annehmen müssen, zu Big Machine Records zurückzukehren und hätte dann pro neuer Platte die Rechte an einer alten bekommen. Ein schönes rollierendes, liquiditätsschonendes Modell ohne Laufzeitbegrenzung, das sich der Musikkonzern ausgedacht hat. Taylor Swift war jedoch wenig überraschend nicht überzeugt.
Doch Swift hat einen ebenso kreativen wie destruktiven Plan. Dieser klingt ein bisschen wie der Fußballer Rolf Rüßmann, der mal sagte: „Wenn wir hier schon nicht gewinnen können, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt.“ Doch Swift will nicht treten, sondern singen. Sie plant, die alten Lieder einfach nochmal aufzunehmen, und so den Käufer zu verwässern. Ein 1:1-Splitt erhöht auch die Fungibilität im Handel mit Royalties.
Das Beispiel könnte auch bei den malenden Künstlern Schule machen. Wenn Gerhard Richter sein „Abstraktes Bild“, das für 26,4 Millionen Euro versteigert wurde, einfach nochmal malt, dann gäbe es zwei Gemälde zu 13,2 Millionen Euro, und bei drei Bildern hätte ein Werk einen Wert von 8,8 Millionen Euro. Und wenn Richter 26,4 Millionen mal zum Pinsel greift, bekäme er für das „Abstrakte Bild“ immerhin noch einen konkreten Euro. So käme Fungibilität in den Kunsthandel.
Richtig cool wird das Verwässern aber erst mit Leverage, also Bilder anderer Künstler malen. Der Künstler Konrad Kujau war ein Meister auf diesem Gebiet. Mit dem Vertexten der Tagebücher in 62 Bänden eines gescheiterten Kunstmalers, der in Berlin als Nationalsozialist Karriere machte, verdiente er zwar 9,3 Millionen DM – sich selbst aber auch ein paar Jahre Knast. Die Höchststrafe kam aber erst später: Seine Popularität als Führers Ghostwriter nutzte Kujau, ganz offiziell Original Kujau-Fälschungen zu verkaufen. Wie in Wikipedia nachzulesen ist, verkaufte Kujau gefälschte Bilder von Malern unterschiedlichster Epochen und Stile, die neben der jeweiligen Künstlersignatur auch den Schriftzug Kujau tragen und somit keine Fälschungen im rechtlichen Sinn darstellen. Diese Werke wurden aber bei Sammlern so beliebt, dass sie wiederum gefälscht wurden. Nun wurde der Markt mit gefälschten Kujau-Fälschungen überschwemmt. Laut Staatsanwaltschaft sollen Erlöse von bis zu 3.500 Euro pro Bild erzielt und ein Gesamtschaden von mehr als 550.000 Euro verursacht worden sein.
Taylor Swift dürfte dieses Schicksal aber erspart bleiben. Stimmen nachzufälschen dürfte schwierig sein.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen Ihre Redaktion von portfolio institutionell!
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