Strategien
8. Dezember 2023

Sustainable-Finance-Beirat diskutiert Transition Finance

Diskussionspapier vorgelegt: Dekarbonisierung von großen Industrieunternehmen berge „enormes Potenzial“ auch für Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Investitionen in neue Technologien bräuchten verlässliche, langfristige Rahmenbedingungen.

Zwei Drittel der CO2-Emissionen der produzierenden Industrie entfallen auf ‚hard-to-abate‘-Sektoren (also Sektoren, deren CO2-Emissionen nur schwer zu mindern sind) wie die Produktion von Papier, Chemie, Stahl, Kalk, Zement und Glas. Eine schnelle und gezielte Dekarbonisierung dieser Sektoren könne einen gewaltigen Beitrag zur Erreichung der CO2-Ziele leisten, stellt der Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung in einer Mitteilung vom Freitag fest, in der er sein neuestes Diskussionspapier vorstellt, welches er am gleichen Tag veröffentlicht hat. Das Papier beleuchtet den Ist-Zustand der Industrie in Deutschland und analysiert, welche Maßnahmen erforderlich sind, um die CO2-Ziele zu erreichen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie zu erhalten. Das sei genau das, was der Bundeskanzler mit seinem Klimaclub forciere, so die Mitteilung.

„Massive Investitionen“ nötig

„Die Dekarbonisierung großer Industrieunternehmen in Deutschland drängt und erfordert massive Investitionen. Der Effekt fürs Klima ist dabei enorm, weil 50 Standorte in Deutschland zehn Prozent der CO2-Emissionen verursachen“, schreibt der Sustainable-Finance-Beirat.

Das Diskussionspapier skizziert Antworten: Es plädiert für eine klare Definitionen des Begriffs  ‚Transformation‘ und für die Festlegung von EU-weit einheitlichen, anwendungsorientierten Prinzipien für Transition Finance. Die Bundesregierung wird aufgerufen, mit klaren, verlässlichen und langfristigen Maßnahmen die industrielle Transformation zu begleiten, um Deutschland als wettbewerbsfähigen Industriestandort für die Zukunft zu erhalten. Dazu gehörten bedarfsgerechte Förderungen und Zuschüsse für neue Technologien in der akuten Übergangsphase, insbesondere in den ‚hard-to-abate‘-Industrien, wenn rentable existierende Anlagen durch neuartige Technologien ersetzt werden müssten. Auch Anreize zum Beispiel durch Steuererleichterungen und eine Vereinfachung und bessere Verzahnung von Antragstellung und verwaltungstechnischer Prozesse seien zentral.

Neue Technologien mit Risiken behaftet

Ein weiterer Schwerpunkt des Papiers liegt auf dem Aufbau eines deutschlandweiten Transport- und Speichersystems für CO2, inklusive eines Marktes für Negativemissionen. Ziel sollte es nach Ansicht des Beirates sein, dieses System in das Europäische Emissionshandelssystem (ETS) zu integrieren. Das vollständige Diskussionspapier kann auf der Website des Sustainable-Finance-Beirats über diesen Link eingesehen werden.

„Die Dekarbonisierung großer Industrieunternehmen birgt ein enormes Potenzial, nicht nur für die Erreichung der Klimaziele, sondern auch für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland und die Sicherung von Arbeitsplätzen“, kommentiert Severin Weig, Leiter der Arbeitsgruppe beim Sustainable-Finance-Beirat und Direktor Group Treasury bei Heidelberg Materials. „Wir müssen allerdings bedenken, dass diese Transformation Investitionen in neue Technologien erfordert, die immer auch Risiken bergen und unter aktuellen Bedingungen oft noch nicht wirtschaftlich sind. Daher sind klare, verlässliche und langfristige Ziele und Strategien der Bundesregierung unerlässlich, um die notwendigen Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen und so die Transformation hin zu CO2-Neutralität zu ermöglichen und zu finanzieren.“

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