Stuttgarter und SDK wollen sich zusammenschließen
Die Konsolidierung in der deutschen Versicherungswirtschaft setzt sich fort. Stuttgarter und SDK begründen ihre Fusionspläne unter anderem mit regulatorischen Kosten.
In der deutschen Versicherungswirtschaft zeichnet sich eine weitere Fusion ab: Die Stuttgarter Versicherungsgruppe und die SDK-Gruppe prüfen einen Zusammenschluss. Das geht aus einer Mitteilung der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK) vom 22. Oktober hervor. Darin heißt es, beide wollen „gleichberechtigt und auf Augenhöhe einen Zusammenschluss zu einer gemeinsamen Unternehmensgruppe prüfen“.
Die Stuttgarter Versicherungsgruppe weist für das vergangene Geschäftsjahr eine Bilanzsumme von rund 8,9 Milliarden Euro aus. Ihr Kapitalanlagevolumen belief sich am Jahresende 2023 auf 7,1 Milliarden Euro. Die Kennziffern der SDK-Versicherungsgruppe liegen auf ähnlichen Niveaus mit einer Bilanzsumme von etwas mehr als neun Milliarden und Kapitalanlagen von etwa 8,8 Milliarden Euro. Beide Konzerne beschäftigen jeweils rund 790 Mitarbeiter.
Die Mitteilung macht deutlich, dass sich die Gespräche der Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit in einem fortgeschrittenen Stadium befinden. Beide Versicherungsgruppen verfügen nach eigener Einschätzung „über signifikante Gemeinsamkeiten und zugleich über wertvolle, sich optimal ergänzende Unterschiede“. Dies ergebe in Summe „eine herausragende Kombination“, die die SDK und „Die Stuttgarter“ zusammenführe.
Vereint entstehe eine stärkere Versicherungsgruppe mit Fokus auf das Kranken-, Leben- und Unfallgeschäft mit rund 1.600 Mitarbeitern, über 1,8 Milliarden Euro gebuchten Bruttobeiträgen, rund 1,94 Millionen Versicherungsnehmern sowie einer Bilanzsumme von über 18 Milliarden Euro. Das Dach der neuen Gruppe solle wieder ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit werden.
Die regulatorischen Kosten sollen „verdünnt“ werden
Große Übereinstimmungen trügen die Idee eines Zusammenschlusses, heißt es weiter. „Wir sind jeweils Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit, verfügen über vergleichbare Kennzahlen im Bereich Bilanzgröße, Bruttobeiträge sowie Kapitalanlage. Zudem stehen die Menschen als Mitglieder und Mitarbeitende im Mittelpunkt unserer beiden Missionen und Empathie sowie Nahbarkeit gegenüber Vertriebspartnerinnen und -partnern sowie Kundinnen und Kunden sind zentrale Merkmale beider Gesellschaften“, erklären die beiden Vorstandschefs, Dr. Ulrich Mitzlaff (SDK) und Dr. Guido Bader (Stuttgarter), die Beweggründe. Durch den Zusammenschluss könnte ein komplettierter und zugleich spezialisierter Personenversicherer mit einem stark diversifizierten und deutschlandweit aufgestellten Vertriebswegemix entstehen.
Mitzlaff und Bader betonen, dass die maßgeblichen Gründe für den eventuellen Zusammenschluss das resultierende Wachstumspotenzial, die wachsende Investitionskraft sowie „die Verdünnung regulatorischer Kosten“ seien. Es sei definitiv nicht das Ziel, Arbeitsplätze abzubauen, sondern vielmehr der Erhalt der Belegschaften. Sowohl die beiden heutigen Standorte der Hauptverwaltungen in Stuttgart sowie Fellbach als auch die Landes- sowie Vertriebsdirektionen würden erhalten bleiben.
Es gibt noch zahlreichen Hürden
Auf dem Weg zu einem Zusammenschluss müssen SDK und Stuttgarter eine Reihe von Hürden überwinden, zumal sich das Vorhaben noch „im Stadium von Vorüberlegungen und Absichtserklärungen“ befindet. Die Prüfung des möglichen Zusammenschlusses zwischen sowie daraus resultierender weiterer etwaiger Planungen stünden unter dem Vorbehalt der erforderlichen Unterrichtungen, Beratungen, Verhandlungen, Vereinbarungen sowie Zustimmungen der erforderlichen Gremien und Organe. Das betrifft insbesondere Abgeordneten- beziehungsweise Vertreterversammlungen, Aufsichtsräte, Vorstände, Betriebsratsgremien und Sprecherausschuss. Im Falle eines positiven Ausgangs der Prüfung des möglichen Zusammenschlusses zwischen der Stuttgarter Versicherungsgruppe und der SDK-Gruppe stehe dieser ferner unter dem Vorbehalt „etwaig erforderlicher Genehmigungen der zuständigen Versicherungsaufsichts- und (Kartell-)Behörden sowie den erforderlichen Mitwirkungen/Eintragungen zuständiger Behörden/Gerichte/Register“.
In diesem Jahr haben sich bereits Gothaer und Barmenia zusammengeschlossen. Elf Monate nach ihrer Ankündigung eines Zusammenschlusses „auf Augenhöhe“ hatten die beiden Versicherungsgruppen im August die letzten Hürden aus dem Weg geräumt. Am 23. August genehmigte die Bafin die Fusion der beiden Häuser, deren Versicherungsaktivitäten unter dem Dach der Barmenia-Gothaer gebündelt worden sind.
Fachkräftemangel und Regulierung gelten als Ursachen für den zunehmenden Fusionsdruck bei Volks- und Raiffeisenbanken. Nach Angaben des Genoverbands potenziere die Regulatorik den Fachkräftemangel.
Autoren: Tobias Bürger In Verbindung stehende Artikel:
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