Stiftungen
27. August 2014

Studie: Stiftungen arbeiten immer professioneller

Leitbilder, Strategien und die Zielkontrolle haben einen festen Platz in der Arbeit von Stiftungen. Dies ergab eine Befragung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen von 234 Stiftungen, bei der unter anderem die Strategie der Vermögensanlage beleuchtet wurde. Zugleich hat die Studie Nachholbedarf identifiziert.

„Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als der, der ohne Ziel herumirrt.“ Der Bundesverband Deutscher Stiftungen nutzt dieses Zitat von Gotthold Ephraim Lessing, um die Aufmerksamkeit der Leser auf seine jüngste Studie zu lenken. „Auch Stiftungen müssen die eigenen Ziele fest im Blick haben, wollen sie ihren Stiftungszweck wirkungsvoll erfüllen“, erläutert der Stiftungsverband, der nun erstmals das strategische Management in Stiftungen analysiert. Der Umfrage, die in Zukunft jährlich wiederholt werden soll, um die Entwicklung des Sektors langfristig abzubilden, liegen Fragen wie diese zugrunde: Wie sehen die Strategien von Stiftungen aus? Und welche Wege gehen sie beispielsweise in der Vermögensanlage? Befragt wurden Stiftungen zu ihren Strategien in Bezug auf Personal, Förderpraxis, Kooperationen, Kommunikation, Vermögensanlage und Fundraising. 
Die Strategie der Vermögensanlage
Einen besonderen Stellenwert nimmt die Strategie der Vermögensanlage ein. Die Umfrage ergab einerseits, dass über die Hälfte der Stiftungen die Strategie für ihre Vermögensanlage schriftlich fixiert hat, während beispielsweise Strategien für das Personal nur von 15,8 Prozent aller Befragten festgehalten werden. Allerdings variieren die Zahlen mit der Stiftungsgröße. Fast zwei Drittel der großen Einrichtungen haben die Strategie ihrer Vermögensanlage schriftlich fixiert, dagegen nur knapp 40 Prozent der kleinen Stiftungen. Dass die Vermögensanlage nicht bei allen Stiftungen schriftlich fixiert wurde, ist bedenklich. Problematisch wird es aber spätestens dann, wenn in einer Stiftung noch nicht einmal über die Strategie der Vermögensanlage diskutiert wurde. Immerhin 3,6 Prozent der Befragten unter den Stiftungen mit weniger als eine Million Euro Gesamtkapital gaben dieses Zeugnis ab. Bei den kapitalkräftigeren Stiftungen lag die Quote immerhin bei 1,6 Prozent.
Die Strategieentwicklung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: Manchmal findet sie in allgemeinen Besprechungen statt, teilweise in Gesprächen mit Einzelnen, unter Einbeziehung von Externen oder in Zusammentreffen, die sich nur einer Strategie widmen. Laut den Studienmachern um Antje Bischoff und Sandra Hagedorn werden eigene Sitzungen für die Strategieentwicklung besonders häufig für die Strategie der Vermögensanlage anberaumt. Spezielle Sitzungen finden demnach jeweils bei knapp einem Viertel der befragten Stiftungen statt. Im Gegensatz dazu gaben knapp zwei Drittel der Umfrageteilnehmer (61,4 Prozent) zu Protokoll, dass die Strategie über die Vermögensanlage in regelmäßigen Sitzungen diskutiert wird – wobei nicht ausschließlich über dieses Thema gesprochen wird. 
Was die anschließende Umsetzung der Strategie betrifft, ist den Stiftungen ein detaillierter schriftlicher Plan besonders wichtig. Über ein Viertel der Befragten (26,0 Prozent) stellt einen solchen auf. Über alle Stiftungen hinweg vertraut man bisweilen voll und ganz auf eine grobe Skizzierung der erforderlichen Schritte (28,1 Prozent). 20 Prozent halten gar eine nähere Detaillierung für nicht notwendig. Möglicherweise auch problematisch ist, dass nur in 56,2 Prozent der Fälle Verantwortliche für die Umsetzung der Vermögensanlage benannt werden. Was die anschließende Evaluierung betrifft, ergab die Umfrage, dass die Stiftungen ihre Fortschritte zwar beobachten, diese häufig jedoch nicht schriftlich festhalten. Lediglich bei der Strategie der Vermögensanlage werden die Zwischenergebnisse regelmäßig kontrolliert (40,0 Prozent). Lediglich 51 Prozent setzen auf einen quantitativen Soll-Ist-Vergleich, so eine weitere Erkenntnis der Untersuchung. Über alle Stiftungen hinweg setzt ein gutes Drittel (34,8 Prozent) auf die Einbindung externer Berater. Bei den großen Stiftungen mit einem Kapital von mehr als einer Million Euro liegt der Anteil bei 40,4 Prozent. 
Der Bundesverband Deutscher Stiftungen hat mit der vorliegenden Längsschnittbefragung ein interessantes Kapitel eröffnet, dessen weitere Entwicklung für viele Beobachter von größtem Interesse sein dürfte. Inwieweit auch in Zukunft stramme 6,2 Prozent aller Stiftungen keinerlei Kontrolle bei der Überprüfung ihrer Vermögensanlagestrategie vorsehen, bleibt abzuwarten. Der erfolgreichen Umsetzung des Stiftungszwecks dürfte dieses Manko schaden. 
portfolio institutionell newsflash 27.08.2014/Tobias Bürger 
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