Studie: PRI-Signatur erhöht Fund Flows, aber nicht ESG-Wert
Erhöhtes Risiko von Umweltkontroversen feststellbar. Zudem sinkt Performance.
Eine neue Studie von Forschern der Georgia Tech und der Northwestern University zur Investoreninitiative PRI kommt zu wenig schmeichelhaften Ergebnissen. Zwar habe eine Unterschrift für unterzeichnende Asset Manager das erfreuliche Ergebnis, dass die Fund Flows nach der Unterzeichnung deutlich im positiven Bereich liegen. Weniger erfreulich ist, dass der auf Fondsebene gemessene ESG-Score auch nach Unterzeichnung konstant bleibt. Umweltkontroversen nehmen nach Unterzeichnung sogar zu. Aus Investorensicht unerfreulich ist zudem, dass die Performance nach Unterzeichnung sinkt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis: „Insgesamt verbessert nur eine kleine Anzahl von Fonds ESG, während viele andere den PRI-Status nutzen, um Kapital anzuziehen, ohne nennenswerte Änderungen der ESG vorzunehmen.“ Untersucht wurden 470 Fonds von 86 amerikanischen Fondsmanager.
Bei PRI werde man diese Forschungsarbeit in vollem Umfang berücksichtigen, so Dustin Neuneyer, PRI Head of Germany and Austria, auf Anfrage von portfolio institutionell. Gleichwohl gebe es methodische Bedenken bezüglich der Studie, insbesondere hinsichtlich der Stichprobengröße. Auch sei der ESG-Score auf Fondsebene nicht zwangsläufig ein Maß für ESG-Performance, so Neuneyer: „So könnten Fonds beispielsweise (oder sogar gezielt) in Unternehmen mit schlechterer ESG-Performance investieren und sich durch Active-Ownership-Aktivitäten engagieren, um eine ESG- (und finanzielle) Outperformance zu erzielen – was zunächst jedoch zu einem niedrigeren oder insgesamt statischen ESG-Fonds-Score führen würde.“ Auch Active-Ownership-Aktivitäten wurden durch die Studie erfasst, jedoch lediglich, ob zu ESG-relevanten Fragen abgestimmt wurde, nicht aber ob zustimmend oder ablehnend, wie Neuneyer zurecht anmerkt. Mehr Aufschluss lieferte zumindest bezüglich Blackrock und Vanguard, beides PRI-Unterzeichner, eine Studie von Majority Action. Mindestens 16 Abstimmungen wären 2019 auf den Hauptversammlungen der S&P500-Unternehmen zugunsten klimafreundlicherer Unternehmenspolitik ausgegangen, wären diese von Blackrock und Vanguard unterstützt worden, so die NGO.
Den ESG-Score auf Fondsebene als Entscheidungskriterium auszuschließen und allein auf Active Ownership zu setzen, dürfte deshalb schwierig werden. Zumindest, wenn nicht Transparenz an oberste Stelle gesetzt wird, wie es beispielsweise zahlreiche skandinavische Investoren tun. Diese veröffentlichen Ausschlusslisten und kommunizieren transparent die Fortschritte ihrer Engagement- und Voting-Aktivitäten. Nach dieser Studie liegt mehr noch als bisher die Vermutung nahe, dass mittels des Verweises auf Engagement-Tätigkeiten von zahlreichen Marktteilnehmern Business-as-Usual als engagierte Klimapolitik verkauft wird – zumal wenn auf Fondsebene materiell keine Veränderungen festzustellen sind.
Autoren: Tim BüttnerSchlagworte: Asset Manager | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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