Alternative Anlagen
12. März 2018
Studie nimmt Markt für Privatplatzierungen in Europa unter die Lupe
Großes Marktpotenzial im Bereich Cross-Border-Aktivitäten. Für viele europäische KMU können Privatplatzierungen der erste Schritt Richtung Kapitalmarkt sein.
Erklärtes Ziel der Europäischen Kommission ist es, vor allem für kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) verbesserte Rahmenbedingungen im Bereich der Finanzierung zu schaffen, darauf weist die weltweit tätige Wirtschaftskanzlei Linklaters in einer Pressemitteilung hin. Zu den innovativen Formen der Unternehmensfinanzierung, die die Europäische Kommission in diesem Zusammenhang im Blick hat, zählt auch die Mittelaufnahme durch Privatplatzierungen (private placement of debt / PP).
Zur Einschätzung des europaweiten Marktpotenzials dieser Finanzierungsform hat die Europäische Kommission die Studie „Identifying market and regulatory obstacles to the development of private placement of debt in the EU“ in Auftrag gegeben, die von The Boston Consulting Group (BCG) und Linklaters LLP durchgeführt wurde.
Die Studie identifiziert bewährte Verfahren und beurteilt potenzielle regulatorische Hindernisse für den weiteren Ausbau des Marktes für private Platzierungen in der EU. Die Studie untersucht auch das Wachstumspotenzial der Privatplatzierungsmärkte in der EU, um der Europäischen Kommission bei der Beurteilung zu helfen, ob eine Anpassung der Kapitalkosten nach Solvency II für Versicherungsunternehmen erforderlich ist, die in privat platzierte Schuldtitel investieren.
In Deutschland ist diese Form der Unternehmensfinanzierung in Form von Schuldscheinen bereits seit längerem im Markt etabliert. Der Euro-PP-Markt in Frankreich ist laut Linklaters der zweitgrößte Markt für Privatplatzierungen in Europa. Er existiert seit 2012. In anderen EU-Staaten wird diese Form der Finanzierung bislang vergleichsweise wenig genutzt. Im Bereich der kleinen und mittelgroßen Unternehmen überwiegt die klassische Kreditfinanzierung durch Banken. Im Gegensatz dazu verfügen die USA bereits seit langem über einen etablierten Markt für Privatplatzierungen.
Der Schuldschein-Markt in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. 2006 lag das Gesamt-Emissionsvolumen bei 1,28 Milliarden Euro verteilt auf weniger als 20 Transaktionen. Im Jahr 2016 wurden – soweit bekannt – rund 120 Transaktionen mit einem Emissionsvolumen von 25 Milliarden Euro durchgeführt. Die durchschnittliche Transaktionsgröße lag 2016 bei rund 210 Millionen Euro, wobei die Spannweite zwischen zehn Millionen Euro und 1,6 Milliarden Euro betrug.
Auch in Frankreich hat sich in den vergangenen Jahren ein Markt für Privatplatzierungen entwickelt. Das Marktvolumen des Euro-PP ist im zweitgrößten europäischen Markt für Privatplatzierungen mit 4,5 Milliarden Euro im Jahr 2016 zwar bislang deutlich geringer als in Deutschland. Allerdings hat sich in Frankreich die Anzahl der Transaktionen im Zeitraum von 2012 bis 2016 von 23 auf 68 fast verdreifacht.
Ansprache neuer Investorengruppen
Für viele europäische KMU können Privatplatzierungen der erste Schritt Richtung Kapitalmarkt sein und neue Investorengruppen ansprechen. Im Vergleich zu Corporate Bonds sei hier die Dokumentation einfacher und flexibler. Zudem seien die Kosten des Ausgabeverfahrens geringer im Vergleich zu Anleiheemissionen. Darüber hinaus böten Privatplatzierungen eine Finanzierungsoption, die in der Vergangenheit nachweislich von anderen Marktentwicklungen abgekoppelt funktionierte. So könnten Privatplatzierungen beispielsweise eine Option sein, wenn Kredit- oder Bondmärkte aufgrund makroökonomischer Umstände als Finanzierungsquelle ausfallen.
Für Unternehmen mit starkem Rating böten Privatplatzierungen eine attraktive Finanzierungsquelle. Die Nachfrage bei Investoren nach Privatplatzierungen sei hoch und überstieg in der Vergangenheit das Angebot. Sowohl Banken als auch institutionelle Investoren signalisieren Interesse, in Privatplatzierungen ausländischer Unternehmen zu investieren. Zudem ist damit zu rechnen, dass künftig zunehmend internationale Investoren unter anderem aus dem asiatisch-pazifischen Raum den Kreis der Investoren erweitern werden.
portfolio institutionell 09.03.2018/Tobias Bürger
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