Studie: Immobilienkreditfonds fristen Nischendasein
Die Kreditvergabepraxis der Banken wird laut einer Studie auf absehbare Zeit restriktiv bleiben. Alternative Finanzierungsquellen sind gefragt. Bislang werden Immobilienkredite als Investmentmöglichkeit von institutionellen Investoren kaum genutzt.
Institutionelle Investoren haben keine Angst vor einem Engpass in der Immobilienfinanzierung, obwohl sich viele Banken derzeit massiv mit der Vergabe von Immobilienkrediten zurückhalten. Dies geht aus einer neuen Studie von Schroder Property hervor, für die im Sommer dieses Jahres 122 Immobilieninvestoren, darunter Versicherungen, Family Offices, Pensionskassen, Volksbanken, Sparkassen, Stiftungen und Versorgungswerke, befragt wurden. Demnach geht die große Mehrheit zwar davon aus, dass sich an der Zurückhaltung der Banken auf absehbare Zeit nichts ändern wird. Zugleich halten aber nur 38 Prozent einen Finanzierungsengpass für wahrscheinlich.
Auch wenn die meisten Investoren die aktuelle Finanzierungssituation nicht als dramatisch einstufen, macht Philipp Ellebracht, Produktleiter für Kontinentaleuropa bei Schroder Property, einen Bedarf an alternativen Finanzierungsquellen aus. Als nachhaltige Alternative sehen rund drei Viertel der befragten Investoren die Kreditvergabe durch Immobilienkreditfonds, Versicherungen oder eine Kombination aus beidem. Genutzt werden diese Alternativen als Investmentmöglichkeit bislang allerdings kaum. Lediglich elf Prozent der Studienteilnehmer sind bereits dort investiert, und das nur mit einem geringen Volumen von weniger als 100 Millionen Euro. Ein Drittel erwägt zumindest für die nächsten zwölf Monate die Anlage in Immobilienkredite und Immobilienkreditfonds. Für Ellenbracht steht fest: „Immobilienkredite und Immobilienkreditfonds fristen momentan noch ein Nischendasein.“
Laut der Studie erwartet die große Mehrheit der Investoren, dass die Manager eines Immobilienkreditfonds auch Asset-Management-Kapazitäten abdecken. Auf die Frage nach den Risikoklassen, auf die sich die Kreditfonds fokussieren sollten, nannten 42 Prozent Core und ein gutes Drittel Core Plus. 68 Prozent würden in vorrangige Kredite investieren. Bei der Frage nach den Mindestlaufzeiten zeigen sich unterschiedliche Vorlieben. Gut 83 Prozent würden fünf bis zehn Jahre präferieren. Immerhin 17 Prozent sprachen sich für eine unbefristete Laufzeit aus.
Wie aus der Studie weiter hervorgeht, will die Mehrheit der Befragten, nämlich 63 Prozent, die Finger von notleidenden Immobilienkrediten lassen. Allerdings gab ein knappes Drittel an, dass diese Anlageklasse für sie interessanter werde. Das dürfte auch damit zusammenhängen, dass in nächster Zeit einiges an Bewegung in dieses Segment kommen wird. Denn wie interne Studien und Marktanalysen von Corpus Sireo zeigen, beläuft sich 2013 das neu zu vergebende Marktvolumen aus notleidenden Kreditsituationen im deutschen Gewerbeimmobilienmarkt auf über drei Milliarden Euro. Die Gesamtsumme der auslaufenden gewerblichen Immobilienfinanzierungen in Deutschland betrage über 100 Milliarden Euro bis 2016. Davon werden rund 60 Milliarden Euro in den Jahren 2013 und 2014 fällig. Die bislang weit verbreitete Praxis der Kreditinstitute, Prolongationen oder Umschuldungen auch in schwierigen Situationen mitzutragen, wird angesichts dieser Summen in vielen Fällen nicht mehr möglich sein.
portfolio institutionell newsflash 05.12.2012/kbe
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