Pensionskassen
8. April 2015

Studie hinterfragt aktuelle Entwicklung der bAV

Die Autoren beleuchten die Verbreitung der bAV im Mittelstand. Und sie zeigen, dass fast jedes zweite Industrieunternehmen bei der Kapitalanlage mitbestimmen will.

Die Rentendiskussion in Deutschland hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass das Thema Altersvorsorge im Alltag vieler Menschen präsent ist. Wie eine aktuelle Studie der Generali Versicherungen in Zusammenarbeit mit dem FAZ-Institut zeigt, ist speziell im Mittelstand die Nachfrage nach betrieblicher Altersversorgung (bAV) zuletzt deutlich gestiegen. Für die Erhebung wurden im November vergangenen Jahres 200 Personalverantwortliche in deutschen mittelständischen Unternehmen mit 50 bis 500 Mitarbeitern befragt.
Laut der Studie „Betriebliche Altersversorgung im Mittelstand 2015“ nutzt inzwischen nahezu jeder zweite Mitarbeiter ein entsprechendes bAV-Angebot. Unterhalb der Führungskräfteebenen ist der Anteil der Beschäftigten im Mittelstand, die eine betriebliche Altersversorgung abgeschlossen haben, zuletzt um vier Prozentpunkte gestiegen. Nach Angaben der Studienmacher handelt es sich dabei um den stärksten Anstieg seit dem Beginn der Studienreihe im Jahr 2011. Dadurch nähert sich die Durchdringungsquote in der Gruppe der Mitarbeiter unterhalb des Managements mit bAV der 50-Prozent-Grenze. Zugleich sei der Anteil des Topmanagements mit bAV-Anwartschaften zurückgegangen. Offensichtlich bieten mehr Unternehmen ihren Executives für die Altersvorsorge alternative Vergütungsbausteine außerhalb der klassischen bAV-Modelle an, stellen die Autoren fest. 
Der wachsende Erfolg der bAV ist nach Einschätzung der Studienmacher eine direkte Auswirkung der „klaren Struktur mit der Aufteilung in fünf Durchführungswege.“ Neben der Direktzusage gibt es seit 2001 vier externe, klar abgegrenzte Lösungen: Die beliebteste ist nach wie vor die Direktversicherung. Daneben gibt es aber auch noch die bAV in Form der eigenständigen Versorgungseinrichtungen Unterstützungskasse, Pensionskasse und Pensionsfonds. 
Hohe Compliance-Anforderungen belasten die Unternehmen
Neben dem langfristig niedrigen Zinsniveau ist die Umsetzung der hohen Anzahl neuer Regeln und Urteile zur betrieblichen Altersversorgung eine große Herausforderung für die Unternehmen und die Produktanbieter. Dabei ist es den mittelständischen Unternehmen nach Einschätzung der Studienmacher besonders wichtig, zu jedem Zeitpunkt regelkonform zu handeln. „Nur soweit sie eine eigene Fachabteilung oder Experten für die Betriebsrente intern beschäftigen, können sie selbst dem permanenten Aktualisierungsbedarf gerecht werden, auch wenn ihnen dadurch zusätzlicher Personalaufwand entsteht“, heißt es in der Studie. 
Deshalb erwarten die Betriebe administrative Entlastung durch Dienstleister. Im Detail teilen die meisten Betriebe aus den verschiedenen Branchengruppen diesen Standpunkt. Nur im kleineren Mittelstand mit weniger als 100 Mitarbeitern ist der Vergleichswert nicht ganz so hoch. Offensichtlich spielt in diesen Betrieben die Betriebsrente eine weniger zentrale Rolle. 
Assekuranz als wichtiger Partner 
Die Assekuranz ist und bleibt der wichtigste Kooperationspartner für den Mittelstand bei der betrieblichen Altersversorgung. Zwar nennen weniger bAV-Verantwortliche als noch vor einem Jahr Versicherungsunternehmen als Kooperationspartner. Trotzdem ist die Assekuranz mit einem Anteil von 70 Prozent der befragten Betriebe mit deutlichem Abstand der am häufigsten genannte Dienstleister im Mittelstand. Pensionskassen konnten 2014 vom Angebot der Arbeitgeber an ihre Mitarbeiter profitieren, sich finanziell an der Betriebsrente im Rahmen gemischt finanzierter Modelle zu beteiligen. Derzeit nutzt gut jeder zweite Mittelständler Pensionskassen für das eigene Betriebsrentenangebot. Generell kommen Pensionskassen bevorzugt dann zum Einsatz, wenn Unternehmen die Betriebsrente allein oder anteilig finanzieren. 
Während sich die Entgeltumwandlung über alle Finanzierungsvarianten hinweg inzwischen in den Portfolios quasi aller befragten Betriebe findet (99 Prozent), sinkt die Zahl der Betriebe mit rein arbeitgeberfinanzierten Rentenmodellen erneut stark. Nur noch 18 Prozent der Arbeitgeber leisten sich eine solche Vorsorge. Das ist der schwächste Wert seit dem Beginn dieser Studienreihe. Daneben verharrt die rein arbeitnehmerfinanzierte Entgeltumwandlung mit 50 Prozent auf dem Niveau des Vorjahres. Vor allem Betriebe mit weniger als 250 Mitarbeitern bieten ihren Beschäftigten mehrheitlich unter anderem eine reine Entgeltumwandlung an. Damit erfüllen die Arbeitgeber im Wesentlichen ihre gesetzliche Pflicht, engagieren sich aber nicht stärker für die Vorsorge der Mitarbeiter. Im Gegensatz dazu ist die klassische Betriebsrente mit einer reinen Arbeitgeberfinanzierung tendenziell häufiger in den größeren Betrieben mit 250 bis 500 Mitarbeitern anzutreffen (21 Prozent versus 16 Prozent der Betriebe mit 50 bis 100 Mitarbeitern). Auch weisen mehr Dienstleistungsbetriebe (23 Prozent) als Industrieunternehmen (13 Prozent) solche Modelle auf. 
Sicherheit gefragt
Nach welchen Kriterien wählen mittelständische Betriebe Durchführungswege und bAV-Produkte aus? Für sie stehen eine einfache Verwaltung der gesamten Betriebsrente sowie eine hohe Sicherheit der Kapitalanlage an den beiden ersten Stellen. Jeweils fast 80 Prozent der befragten bAV-Verantwortlichen betonen, dass ihren Unternehmen diese beiden Aspekte sehr wichtig sind. Dabei unterstreichen sowohl die Dienstleistungs- als auch die Industrieunternehmen die hohe Relevanz beider Eigenschaften, wobei sie den Dienstleistungsbetrieben tendenziell noch wichtiger sind. Relevant – wenn auch mit einem Abstand zu den obengenannten Aspekten – sind zudem eine hohe Rendite der Vorsorgeprodukte, Inflationsschutz und die Wahl zwischen mehreren Auszahlungsoptionen. Vor allem kleinere und mittelgroße Betriebe mit bis zu 250 Mitarbeitern legen besonderen Wert auf eine hohe Rendite. 
Die Aspekte flexibler Zeitpunkt des Leistungsbeginns und variables Beitragsmodell werden zwar von einer Mehrheit der Befragten für wichtig erachtet, aber mit weniger großer Relevanz bemessen. Die übrigen Aspekte der Vorsorge wie die Mitbestimmung des Unternehmens bei der Form der Kapitalanlage oder Produkte mit Teilgarantien spielen für die meisten bAV-Verantwortlichen keine relevante Rolle. Nur die Industrieunternehmen wollen zum Teil mitbestimmen, in welche Form der Kapitalanlage die zurückgelegten Geldbeträge eingebracht werden (47 Prozent sehr wichtig beziehungsweise wichtig). 
portfolio institutionell newsflash 08.04.2015/Tobias Bürger
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