Real-Assets-Studie: Greenwashing ist ein großes Risiko
Von Aviva Investors gibt es eine neue Studie. Darin spannt die Asset-Management-Gesellschaft des britischen Versicherers Aviva den Bogen von Sachwerten hin zur Nachhaltigkeit.
Für institutionelle Investoren in Europa, Nordamerika und Asien spielen Sachwertanlagen in Form von Immobilien- und Infrastrukturaktien oder auch Direktinvestitionen eine bedeutende Rolle. Und viele von ihnen wollen den Anteil der Real Assets in den Portfolios weiter aufstocken, wie eine neue Studie von Aviva Investors zeigt.
Zahlreiche der von Aviva Investors befragten Anleger sehen jedoch erhebliche Hürden, wenn es darum geht, die Allokation erhöhen. So nannten 53 Prozent Schwierigkeiten, „günstige Gelegenheiten zu finden“. Für 50 Prozent sind Transaktionskosten ebenso wie Bewertungen die größten Herausforderungen. Die Befragten sehen außerdem Greenwashing als größtes Risiko (52 Prozent) bei Investitionen in nachhaltige Sachwerte an, noch vor Bewertungssorgen (44 Prozent). Das Thema Illiquidität (69 Prozent) stellt jedoch die größte Sorge bei Investitionen in Sachwerte im Allgemeinen dar.
Für die inzwischen fünfte Ausgabe der jährlichen „Real-Assets-Studie“ wurden 500 institutionelle Anleger aus der ganzen Welt befragt – darunter Pensionsfonds, Versicherer, globale Finanzinstitute und öffentliche Einrichtungen. Die Befragten repräsentieren insgesamt ein Vermögen von mehr als 3,5 Billionen US-Dollar. Knapp zwei Drittel (64 Prozent) der für die Untersuchung befragten institutionellen Anleger planen, ihre Investitionen in Real Assets innerhalb der nächsten zwei Jahre zu erhöhen.
Die höchsten Allokationen an Real Assets weisen Anleger in Nordamerika auf, berichtet Aviva Investors. Dort hält fast ein Viertel mehr als 20 Prozent des Portfolios in Real Assets. Im europäischen Raum trifft dies auf 19 Prozent der Investoren zu, im asiatisch-pazifischen Raum auf 17 Prozent.
Bei den verschiedenen Segmenten innerhalb der Real Assets sind Immobilienaktien bei den Anlegern am beliebtesten. Sie machen 30 Prozent der Allokationen aus. Dieser Anteil ist gegenüber 31 Prozent vor zwei Jahren gesunken und wird laut der Studie voraussichtlich in den nächsten zwei Jahren auf demselben Niveau bleiben. Im Gegensatz dazu gewinnen Infrastrukturaktien an Zugkraft, wobei institutionelle Anleger ihre Allokationen in diesem Bereich am ehesten erhöhen dürften – laut der Studie von zwölf Prozent vor zwei Jahren auf heute 13 Prozent und in zwei Jahren auf 14 Prozent. Direktinvestitionen (46 Prozent) sind der bevorzugte Weg zum Markt, gefolgt von Multi-Asset-Pool-Fonds (40 Prozent) und Single-Asset-Class-Pool-Fonds (32 Prozent).
Nachhaltige Sachwerte
Laut der Studie berücksichtigen inzwischen mehr als neun von zehn (93 Prozent) der institutionellen Investoren weltweit ESG-Kriterien und Nachhaltigkeit aktiv bei ihren Investitionsentscheidungen im Bereich Real Assets. 17 Prozent unter den Befragten betrachten ESG als „einen ausschlaggebenden Faktor“, so die neue Studie von Aviva Investors. Ferner zeigen die Forschungsergebnisse, dass 53 Prozent der Befragten in Sachwerte investieren, weil sie damit inflationsgeschützte Erträge erzielen können – vor drei Jahren waren dies noch 33 Prozent.
Den Angaben zufolge hat sich inzwischen die Hälfte der institutionellen Anleger zu Netto-Null-Zielen verpflichtet. In dem Zusammenhang weisen die Studienmacher darauf hin, dass bereits 28 Prozent der Befragten in Real Assets investieren, „um deren positive ESG-Auswirkungen zu nutzen“. Vor drei Jahren traf dies nur auf 17 Prozent zu. Nach Einschätzung von Daniel McHugh, Chief Investment Officer für Real Assets bei Aviva Investors, ist die Nachfrage nach Real Assets auch darin begründet, „dass die positiven Auswirkungen über die Rendite hinaus gut zu bewerten sind – wie etwa der Beitrag zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen“.
Ein weitere wichtige Erkenntnis, die der Studie zu entnehmen ist, besteht in der klimabezogenen Überalterung von Sachwerten. Doch das ist offenbar für viele Akteure noch kein Thema von besonderer Relevanz. Hier mahnt Daniel McHugh zu Vorsicht: „Während Bedenken hinsichtlich hoher Bewertungen bei den diesjährigen Antworten eine wichtige Rolle spielen, sehen nur 22 Prozent der institutionellen Anleger klimabezogene Überalterung von Sachwerten als das größte Risiko an.“
Laut dem Chief Investment Officer für Real Assets bei Aviva Investors werden derzeit neue Faktoren wie diese, die für die Anleger ein erhebliches Risiko darstellen, in den Kapitalbewertungsmodellen „nicht angemessen berücksichtigt“. Das müsse sich ändern, argumentiert McHugh. „Da der Markt Vermögenswerte durch eine Netto-Null-Brille betrachtet, könnten selbst erstklassige Vermögenswerte anfällig werden. Die Anleger müssen sich darüber im Klaren sein, wie schnell – und in welchem Umfang – sich die Veralterung beschleunigen könnte und welche Auswirkungen dies auf die Portfolios haben könnte.“
Über die Studie:
Die fünfte Real-Assets-Studie von Aviva Investors macht die Vermögensallokation, Risiken und Chancen und bevorzugte Markteinführungswege zum Thema. Es geht aber auch um die Einstellung zu nachhaltigen Sachanlagen – von Netto-Null-Zielen bis hin zu der Frage, ob Anleger einen Kompromiss sehen zwischen dem Erreichen von ESG-Wirkung und finanziellen Erträgen.
Schlagworte: Immobilienaktien | Infrastruktur
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar