Stiftungen
16. Februar 2015
Stiftungen trotzen der Niedrigzinsphase
Von niedrigen Zinsen lassen sich Stiftungswillige nicht abschrecken: 2014 wurden fast 700 Stiftungen bürgerlichen Rechts gegründet. Gleichzeitig gewinnen Treuhandstiftungen und Stiftungsvereine an Bedeutung.
Ungeachtet der Niedrigzinsphase hält das Stiftungswachstum in Deutschland an: Wie der Bundesverband Deutscher Stiftungen meldet, wurden im vergangenen Jahr 691 Stiftungen gegründet. Der Sektor ist demnach um 3,1 Prozent gewachsen. Zum Vergleich: 2013 wurden 638 Stiftungen in der Bundesrepublik aus der Taufe gehoben. Der Dachverband mit Sitz in Berlin zählte zum Ende des Jahres 2014 insgesamt 20.784 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts in Deutschland. Damit behauptet sich die Bundesrepublik weiter als stiftungsreichstes Land in Europa. Prof. Dr. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, ist erfreut über die hohe Zahl an neu gegründeten Stiftungen im Jahr 2014. Denn die Aufgaben der gut 20.000 gemeinnützigen Stiftungen in Deutschland seien schon allein angesichts der Integration von Migranten, der Bildungsangebote für neue Mitbürger, der kulturellen wie politischen Teilhabe in jüngster Zeit stark angestiegen. „Hinzu kommt die Herausforderung an die Zivilgesellschaft, die europäische liberale Werteordnung weiter zu stärken: Meinungsfreiheit, Toleranz, Religionsfreiheit und Bekenntnis zur Vielfalt kommen nicht von ungefähr. Gemeinnützige Stiftungen haben mit ihrer Verpflichtung zum Gemeinwohl hier einen klaren Auftrag“, ergänzt Göring.
Auch mit wenig Kapital Gutes tun
Alternative Stiftungsformen gewinnen gerade im Niedrigzinsumfeld an Bedeutung. Dazu zählen etwa Treuhandstiftungen, Stiftungsvereine oder Zustiftungen an bestehende Einrichtungen. Gerade Stiftungswillige mit vergleichsweise geringem Kapital können auf diese Weise ihren auserkorenen Stiftungszweck eher verwirklichen, als wenn sie selbst eine Stiftung ins Leben rufen. Nach Abzug der Verwaltungskosten bleibt angesichts der mageren Verzinsung von Anleihen, die traditionell den Schwerpunkt der Kapitalanlage von Stiftungen bilden, bei einem geringen Anlagevolumen praktisch kaum noch Geld übrig. Laut einem Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen gibt es zu Neugründungen von Treuhandstiftungen, Stiftungsvereinen oder zum Volumen von Zustiftungen allerdings keine genauen Zahlen.
Auch wenn die Niedrigzinsphase das Stiftungswachstum nicht aufhalten konnte, so hat sie doch wachsenden Einfluss auf das Stiftungshandeln. „Die Antwort auf den Niedrigzins war bei vielen großen Stiftungen eine Änderung der Anlagestrategie, vor allem hin zu Aktien und Immobilien, und damit sind sie meist sehr gut gefahren. Außerdem verstärken Stiftungen aller Größenordnungen ihre Bemühungen im Bereich Fundraising und Kooperationen. Stiftungen suchen sich also aktiv neue Wege zur Sicherung ihrer Einnahmen“, betont Prof. Dr. Hans Fleisch, Generalsekretär des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen.
portfolio institutionell newsflash 16.02.2015/Rebecca Lück/Tobias Bürger
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