Stabiler Ausblick für deutsche Versicherungen

Die Ratingagentur Fitch bestätigt nach neuen Analysen sowohl den stabilen Ausblick für deutsche Lebensversicherer als auch für die hiesige Schaden- und Unfallversicherungsbranche. Die Unternehmen in beiden Sparten seien den gegenwärtigen Herausforderungen gut gewachsen, weshalb Fitch keine wesentliche Zahl von Ratingänderungen in den nächsten zwölf bis 24 Monaten erwartet.

Das gegenwärtige Niedrigzinsumfeld und die hohe Volatilität der Finanzmärkte seien die größten Herausforderungen für die deutsche Lebensversicherungsbranche. Obwohl sich in diesem Umfeld sehr schwer Kapitalanlageerträge im gewünschten Umfang erzielen lassen, seien die deutschen Lebensversicherer heute besser positioniert als während der Kapitalmarktturbulenzen 2000 bis 2003. „Die Kapitalanlagen deutscher Lebensversicherer sind gut strukturiert und ertragreich genug, um die Garantieverzinsung zu gewährleisten“ führt Stephan Kalb aus, Senior-Director im deutschen Versicherungsteam von Fitch Ratings. „Auch könnten gegebenenfalls Teile des Risiko- und Kostenergebnisses zur Deckung der Garantieverzinsungen herangezogen werden. Ab 2012 wird das Neugeschäft mit niedrigerem Rechnungszins die Situation etwas entspannen“, fügt er hinzu. 

Für das Jahr 2011 erwartet Fitch einen Rückgang beim Neugeschäft. Nachdem der Markt in den Jahren 2009 und 2010 nur gewachsen ist, weil das Geschäft mit den Einmalbeiträgen stark ausgeweitet wurde, tritt nun eine Normalisierung ein, die einen Rückgang der Bruttoprämieneinnahmen zur Folge hat. Gegen Jahresende dürfte sich der Markt wieder etwas beleben, da vor der Absenkung des Rechnungszinses im Januar 2012 mit Vorzieheffekten zu rechnen ist.

Die Schaden- und Unfallversicherung werde laut Fitch Ratings 2011/12 ihre versicherungstechnische Ertragslage leicht verbessern und eine Netto-Combined-Ratio von 98 beziehungsweise 97 Prozent vermelden. Im Vorjahr musste die Branche mit 99 Prozent die schwächste Netto-Combined-Ratio seit 2002 verbuchen. Die Ratingagentur glaubt, dass die Branche 2010 vor Schwankungsrückstellung einen kleinen versicherungstechnischen Ertrag von rund 25 Millionen Euro erzielte. Sie erwartet, dass dieser auf 500 Millionen Euro in diesem Jahr und eine Milliarde Euro im nächsten Jahr steigen wird. Das niedrige versicherungstechnische Ergebnis im Jahr 2010 war in erster Linie der schwachen Ertragslage in der Kfz-Versicherung geschuldet. Nachdem die Prämien für Kraftfahrzeuge fünf Jahre in Folge gesunken sind, stiegen sie 2010 erstmals wieder an, wenn auch nur um 0,5 Prozent. Allerdings wuchs die Netto-Combined-Ratio in der Kfz-Sparte auf 106 Prozent (2009: 104 Prozent) an. Fitchgeht davon aus, dass sich die Netto-Combined-Ratio in diesem Jahr wieder auf 104 Prozent verbessern wird. „Der Wettbewerb in der Kfz-Versicherung hat sich in den vergangenen zwölf Monaten beruhigt. Die Versicherer haben ihre disziplinierte Zeichnungspolitik bis dato in diesem Jahr bewahrt“, sagt Christoph Schmitt, Director im Versicherungsteam. Und weiter: „Fitch erwartet, dass die Prämieneinnahmen der Kfz-Versicherung in diesem Jahr um vier Prozent höher ausfallen.“ Dieser Trend werde sich 2012 fortsetzen. Da die Kfz-Versicherung ein Drittel des Marktes abdeckt, geht die Agentur davon aus, dass sich auch die versicherungstechnische Ertragslage der ganzen Branche in diesem und im nächsten Jahr verbessern wird.
portfolio institutionell newsflash 12.10.2011/kmo