Traditionelle Anlagen
2. November 2015

Staatsanleihenkäufe von Banken auf dem Prüfstand

EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio hat sich gegen pauschale Obergrenzen für das Engagement von Banken in Anleihen eines einzelnen Landes ausgesprochen. Das berichtet die Nachrichten-Agentur Reuters.

Constâncio sagte am vergangenen Donnerstag auf einer Veranstaltung in London: „Meiner persönlichen Ansicht nach leidet diese Ausrichtung unter erheblichen Defekten.“ Banken würden Anleihen aus den verschiedensten Gründen halten. Darunter falle ihr Einsatz als Sicherheiten, aber auch Kredit- und Liquiditätsüberlegungen spielten eine Rolle, so Constâncio. 
EZB-Bankenaufseherin Daniele Nouy hatte laut Presseberichten vor einigen Monaten den Vorschlag gemacht, für Geldhäuser das Engagement der pro Staat vergebenen Schulden auf 25 Prozent ihres Eigenkapitals zu beschränken. Das käme einem völlig neuen Ansatz gleich. Denn Staatsanleihen werden bislang als risikofrei bewertet. Banken müssen daher für solche Schuldtitel kein Eigenkapital hinterlegen. Auch gibt es bislang keine Obergrenzen, wie viel Kredit ein Geldhaus einem einzelnen Land gewähren darf.
Constâncio zufolge hätte der Vorschlag einer Deckelung bei 25 Prozent erhebliche Folgen: So käme auf EU-Banken ein Kernkapitalbedarf (Tier 1) von mehr als sechs Billionen Euro zu. Alternativ müssten sie die Institute je nach Eigenkapitalausstattung von Wertpapieren im Volumen von mehr als 1,6 Billionen Euro trennen. Das wiederum hätte möglicherweise erhebliche Marktverwerfungen bei der Einführung einer solchen Regel zur Folge. Als Alternative brachte der EZB-Vize eine Regulierung ins Spiel, die auf einer Gewichtung des Risikos der jeweiligen Anleihen basiert. Dies würde laut Constâncio zu weniger Verwerfungen auf den Bond-Märkten führen. 
portfolio institutionell newsflash 02.11.2015/Tobias Bürger
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