S&P vergibt keine ESG-Noten mehr
S&P steht derzeit unter besonderem politischem Druck. Laut einem Bericht will die Ratingagentur ESG-Analysen nur noch in Textform veröffentlichen.
Die New Yorker Kreditratingagentur S&P Global Ratings (vormals Standard and Poor’s Corporation) zieht sich aus dem Geschäft mit Nachhaltigkeitsratings zurück. Laut einem (bezahlpflichtigen) Bericht der „Börsen-Zeitung“ hat die Agentur damit aufgehört, den Einfluss von Nachhaltigkeitskriterien auf die Credit Scores von Unternehmen auszuweisen.
„Erst seit 2021 stufte der Anbieter bei der Zuteilung von Bonitätsnoten auf einer absteigenden Skala von eins bis fünf ein, inwieweit Firmen hinsichtlich des Umweltschutzes, sozialer Faktoren und der Unternehmensführung (ESG) Risiken ausgesetzt sind.“ Dem Bericht zufolge sollen die ESG-Analysen der Ratingagentur nur noch in Textform in ihre Credit-Berichte einfließen und nicht mehr numerisch.
Mit dieser Entscheidung werde S&P zum Ausreißer unter den drei großen Ratingagenturen der USA. Die Konkurrenten Fitch und Moody’s hegten keine Pläne, das ESG-Scoring aus der Bewertung der Kreditwürdigkeit von Emittenten zu streichen.
Politischer Druck
Wie es in dem Bericht weiter heißt, steht S&P derzeit unter besonderem politischem Druck – „auch wenn der Dienstleister betont, die Abschaffung der ESG-Credit-Scores habe nichts mit Attacken aus dem republikanischen Spektrum zu tun“. Mehrere US-Bundesstaaten hätten im September 2022 wegen der Nachhaltigkeitsbewertungen Ermittlungen gegen die Ratingagentur angestoßen. Es stehe der Verdacht im Raum, S&P vermische finanzielle Fakten mit radikalen Meinungen und verstoße somit gegen Verbraucherschutzgesetze.
„Stein des Anstoßes war insbesondere die Veröffentlichung von ESG-Indikatoren für US-Bundesstaaten und territoriale Emittenten im März des vergangenen Jahres“, so die Börsen-Zeitung“. „Republikanische Politiker sahen darin eine unangemessene Politisierung des Ratingprozesses – obwohl die Nachhaltigkeitsbewertungen einen ähnlich negativen Einfluss auf den Credit-Ausblick sowohl ‚roter‘ als auch ‚blauer‘ Staaten hatten.“
Dem Bericht zufolge positionierte sich gerade Marlo Oaks, der Treasurer von Utah, klar und forderte S&P auf, keine ESG-Scores auf das AAA-Rating seines Staats anzuwenden. Wie die „Börsen-Zeitung“ berichtet, habe die Agentur zunächst dagegengehalten: „Sie gestatte es keinem Emittenten, ihre Analysen und Meinungen zu Credit-Ratings auf unangemessene Weise zu beeinflussen. Nun also die Kehrtwende, die Oaks als ‚Schritt in Richtung Entpolitisierung‘ der Finanzmärkte begrüßte. Andere republikanische Amtsträger verbuchen den Rückzieher ebenfalls als Sieg für ihre Sache.“
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: ESG-Rating | Kreditmärkte | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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