Versicherungen
13. Juni 2012

Solvenz im Rückwärtsgang

Die Solvabilität der europäischen Versicherungskonzerne hat auf Sicht der vergangenen Monate abgenommen. Zu der Erkenntnis kommt Eiopa in ihrem jüngsten Finanzstabilitätsreport, der im halbjährlichen Rhythmus publiziert wird.

Wie dem Bericht der Europäischen Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (Eiopa) zu entnehmen ist, ist die Mehrzahl der Versicherungsunternehmen (Leben und Nicht-Leben) auf der Grundlage von Berechnungen nach Solvency I „gut“ kapitalisiert. Diese Einschätzung basiert auf der Analyse der Solvabilität der 20 größten Versicherungsgruppen in Europa. Demnach lag die durchschnittliche Kapitalisierung 2011 bei „komfortablen“ 199 Prozent des geforderten Solvenzkapitals. Im Jahr zuvor lag die durchschnittliche Solvenzkennziffer noch bei 211 Prozent. Dem entsprechend befindet sich die Kapitalisierung der Assekuranz auf einem leicht negativen Trend, so Eiopa.
Kein Gleichlauf bei der Solvenz
Wie einer Übersicht von Eiopa zu entnehmen ist, haben sich die Solvency Ratios der begutachteten Versicherungskonzerne im vergangenen Jahr sowohl am unteren als auch am oberen Ende der Spannweite ausgedehnt. Somit haben einzelne Vertreter der Assekuranz eine höhere Solvenz erreicht. Die Spannweite des zehn bis 90-Prozent-Quartils erstreckt sich nun von knapp 110 Prozent bis 310 Prozent.
Laut Eiopa hat sich die relativ positive Entwicklung, die die Versicherungsbranche in den vergangenen Jahren vollzogen hat, umgekehrt. Die Aufsicht begründet diese Sichtweise hauptsächlich mit der Entwicklung der Solvabilitätsquoten aber auch der Profitabilität der einzelnen Häuser, die ebenfalls unter Druck geraten sei. Gleichwohl geht mit der Darstellung der Solvabilität auf der Grundlage von Solvency I die Vergleichbarkeit der Versicherer ein Stück weit verloren. Denn in den einzelnen Nationen kommen nach wie vor verschiedene Berechnungsansätze zum Tragen, mit denen etwa Rückstellungen berechnet werden. Das wirkt sich auf die Vergleichbarkeit der Zahlen aus. 
Dem Report zufolge bleibt der Versicherungssektor anfällig, sollte es zu einer länger anhaltenden Niedrigzinsperiode kommen. Gleichwohl hält Eiopa den Sektor für „fähig“, mit dieser Herausforderung für einige Zeit umgehen zu können. Das gelte allerdings nur unter der Prämisse, dass es nicht zu neuerlichen Turbulenzen an den Märkten kommt. Ein Versagen einzelner Regierungen bei der Stabilisierung ihrer Haushaltslage könnte den Sektor vor gravierende Probleme stellen. Eiopa gibt zu bedenken, dass ein solches Szenario zunächst nur lokal tätige Versicherungsunternehmen in Mitleidenschaft ziehen würde. Gleichwohl hält man es für möglich, dass Zweitrundeneffekte auch größere Versicherungsgruppen treffen könnten.
Mit Blick auf den europäischen Rückversicherungsmarkt zum Jahresende 2011 vertritt Eiopa die Einschätzung, dass die Unternehmen dort trotz einer Reihe von Katastrophen relativ stabil und solide kapitalisiert sind. Die Gruppe der Altersvorsorgeeinrichtungen tendiere unterdessen weiterhin in Richtung beitragsorientierter Schemata.
portfolio institutionell newsflash 13.06.2012/tbü
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