Alternative Anlagen
27. Dezember 2024

So finden Investoren die besten GPs

Bei der Premiere des Private Markets Forums durften Einblicke in die ausgefeilten Portfolios institutioneller Investoren natürlich nicht fehlen. An die Ist-Betrachtung schloss sich die ­Frage an, wie sich die Asset-Allokation geschickt erweitern lässt.

Das Panel zum Thema „GP Selection“ lieferte Antworten auf Grundsatzfragen, die sich vor dem Einstieg in indirekte Investments stellen – oder auch immer dann, wenn ein neuer Fonds­manager angebunden werden soll. Institutionelle Anleger begegnen den ­Herausforderungen unterschiedlich, wie die Aussagen der drei Panelisten deutlich machten. In diesem Fall waren das Stefan Schnurbus, Leiter Private Markets bei der Kirchlichen Zusatzversorgungskasse des Verbandes der Diözesen Deutschlands (KZVK), und Dr. Alexander Witkowski, Investment Manager für Private Equity beim Kenfo in Berlin, die ihre Expertise mit den Gästen des Private Markets Forums teilten.

Erfahrungen in der Analyse ­ellenlanger General-Partner-Listen steuerte auch der Moderator des Panels, Christian Chaki, bei. Chaki ist Geschäftsführer der in ­diesem Jahr in Köln gegründeten Ascentia Institutional Partners GmbH. Zuvor verwaltete der Anlageexperte als Portfoliomanager rund 1,5 ­Milliarden Euro in ­Real-Estate-Debt- und Real-Estate-­Equity-Fonds bei der Gothaer ­Asset Management AG und der BVV Pension Management GmbH.

Die KZVK ist eine weiterhin wachsende Altersvorsorgeeinrichtung mit inzwischen rund 30 Milliarden Euro an Assets under Management, wie Stefan Schnurbus ausführte. In diesem Jahr allokieren die Kölner etwa zwei Milliarden Euro in den Private Markets. Auch beim Fonds zur kerntechnischen Entsorgung, dem Kenfo, sind ­Privatmarktanlagen ein zunehmend wichtiger Baustein der Asset-Allokation.

Der Anlagehorizont der Berliner erstreckt sich voraussichtlich bis in das Jahr 2100, wobei die Auszahlungen eher in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts anstehen, wie Alexander Witkowski angab. Es bleibt also noch viel Zeit, um die Assets zu mehren. Aber anders als bei der KZVK, deren Vermögen auch durch laufende Beiträge wächst, gibt es beim Atomfonds keine ­zusätzlichen Einnahmen neben dem vorhandenen Kapitalstock aus dem Gründungsjahr 2017 von 24 Milliarden Euro. Für die Privatmarktanlagen peilt der Entsorgungsfonds eine Zielquote von bis zu 30 Prozent an.

Ebenso wie bei der KZVK setzt der Atomfonds mit seinem Team auf vier Asset-Klassen im Privatmarktuniversum. In diesem Fall sind das Infrastruktur-Equity, Private Equity sowie Private Debt und mit zunehmendem Elan auch Real Estate. Für diese vier ­Anlageklassen will man Jahr für Jahr konstante Kapitalzusagen ­abgeben. Für ­Private Equity sind allein in diesem Turnus etwa 300 Millionen Euro ­vorgesehen. Perspektivisch sollen die Ausschüt­tungen aus den bestehenden Fonds die Kapitalabrufe neuer ­Investments finanzieren. Spinnt man den Plan weiter, hält der Atomfonds eines Tages ein breit gestreutes Vintage-Portfolio.

Beim Kenfo betrachten sie die Managerselektion als Kernkompetenz. Das gilt auch für Asset-Allokation, Risikomanagement und Nachhaltigkeit. Mittels eigener Expertise wollen sie die besten Fondsmanager selektieren und Beziehungen zu diesen ­aufbauen. Der erste Schritt auf diesem Weg sei die Bedarfs­ermittlung. Dabei stützt sich Private-Equity-Spezialist Witkowski auf ausgefeilte und bis ins kleinste Detail ausformulierte Strategie, die die Berliner für jede Anlageklasse in der Schublage liegen haben. Dieses Zielbild gleichen sie einmal im Jahr mit dem Bestandsportfolio ab, um zu erfahren, wo Investitionsbedarf besteht. Im nächsten Schritt verschaffen sich die Private-Assets-Jünger einen Marktüberblick.

 

Wie der Mittelstand über Private Equity mehr Eigenkapital, ­Expertise und ein ­größeres Netzwerk bekommt, diskutierten ­Jannick Hunecke, Dörthe Vogt und Georg Müller-Glunz (v.l.n.r.).
Wie der Mittelstand über Private Equity mehr Eigenkapital, ­Expertise und ein ­größeres Netzwerk bekommt, diskutierten ­Jannick Hunecke, Dörthe Vogt und Georg Müller-Glunz (v. l. n. r.). Bild: Caroline Gerst

Bei ihrer Suche nach den interessantesten Managern für eine ganz bestimmte Region hilft zum Beispiel der Datenspezialist Preqin. Auch Gespräche mit anderen LPs sind für Witkowski & Co. eine sprudelnde Quelle, um sich ein Bild des Manager-Universums zu machen. Lange bevor sie eine Kapitalzusagen abgeben, suchen die Privatmarktakteure des Kenfos das Gespräch zu Anbietern, durchforsten deren Datenräume und Präsentationen und analysieren ­relevante Fonds. Später folgen ein mehrstufiger Due-Diligence-Prozess und Referenzgespräche mit anderen LPs.

Wenn Alexander Witkowski ihm unbekannte Fondsmanager trifft, die ihm neue Fonds anbieten, hat er stets eine Fülle von Fragen im Hinterkopf. Um den jeweiligen General Partner besser kennen­zulernen, ­hinterfragt der Private-Equity-Experte zum Beispiel, wie sich die Organisation während der Boomjahre 2020/2021 verhalten hat. Ist der Fondsanbieter damals womöglich von seiner Investmentstrategie abge­wichen? Von zentraler Bedeutung in dem ­Geschäft ist auch die Frage, wie es dem Manager gelingt, regel­mäßig Portfoliounter­nehmen auch wieder zu verkaufen? Und: Wie groß ist sein Legacy-Portfolio? Hat er ein gesundes Portfolio? ­Besitzt er intern überhaupt Kapazitäten, die erforderlich sind, um einen neuen Fonds zu ­lancieren?

Auch die KZVK hat das für sie relevante Manageruniversum mit Hilfe von Preqin erforscht. Inzwischen sind die Kölner aber zum Anbieter Pitchbook gewechselt. Ausschließlich auf die Infos von Datenspezialisten will sich aber auch Stefan Schnurbus nicht ­verlassen. Ebenso wie Alexander Witkowski sucht er das Gespräch zu anderen LPs in Deutschland und auch im Ausland. Sein Rat: ­Kontakte pflegen, Konferenzen besuchen.

Für die Gäste des Private Markets Forums gab es auch an anderer Stelle jede Menge Input. Zum Beispiel im Panel, das vom Private-Equity-Berater Detlef Mackewicz von Mackewicz & Partner mod­eriert wurde. Gemeinsam mit Georg Müller-Glunz (Senior-Portfoliomanager bei Provinzial Asset Management), Jannick Hunecke (Mitglied des Vorstands der Deutschen Beteiligungs AG, DBAG) und ­Dörthe Vogt (­Director Eigenkapitalfinanzierung bei der NRW-Bank) spannte Mackewicz den Bogen zum deutschen Mittelstand.

Private Equity und der deutsche Mittelstand

Es klingt paradox: Deutschland liegt im Ranking der Länder mit dem größten BIP hinter den USA und China auf Platz drei. Aber in Sachen Private Equity haben selbst in Europa andere die Nase vorn. Daraufhin ­erklärte Jannick Hunecke, dass es – gemessen an der Größe der deutschen Volkswirtschaft – relativ ­wenig investiertes privates ­Kapital gebe. An der DBAG liegt es nicht: Diese investiert seit mehr als 55 Jahren in mittelständische Unter­nehmen und managt ein Vermögen von rund 2,7 Milliarden Euro.

Dörthe Vogt ergänzte, dass andere ­Märkte weiter entwickelt seien. Gründe für den Rückstand sieht sie vor ­allem in der ­Regulatorik ­sowie in Vorschriften zur Liquidität und Eigenkapitalunterlegung. Diese hätten es institutionellen Anlegern ­erschwert, in illiquide Asset-Klassen zu investieren. Die NRW-Bank tritt seit Jahren auch als Limited Partner auf und investiert unter anderem in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Vogt rief die Besucher des ­Private Markets Forums dazu auf, europäischer zu denken.

Georg Müller-Glunz von Provinzial Asset Management muss man nicht auffordern, den Anlagefokus zu erweitern. Schließlich investiert die Provinzial, für die der Senior-Portfoliomanager bald zwei Jahrzehnte arbeitet, schon seit Mitte der Neunzigerjahre in ­Private Equity und zwar weltweit und das ausschließlich über Fonds. Und diesen Weg wollen sie konsequent fortsetzen.

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