Immobilien
12. August 2024

Signal Iduna prüfte Finanzierung, Signa prüfte Bewerbung

Wie ein Interessenkonflikt zur Elbtower-Finanzierung beitrug. Leitender Angestellter der Versicherung verhandelte mit Benko Jobwechsel.

Die Pleite der von René Benko gegründeten und faktisch geführten Signa Holding ist kein Ruhmesblatt für den Immobilienmarkt und deutsche institutionelle Anleger. Letztere müssen sich die Frage stellen lassen, warum sie einem wegen Korruption rechtskräftig verurteilten Unternehmer, der es zudem an Transparenz missen ließ, Millionen an Eigen- und Fremdkapital gaben. Eine mögliche Antwort: Interessenskonflikte.

Signa kostete Signal Iduna Millionen

Einem in der vergangenen Woche in der österreichischen Kronen Zeitung erschienenen Artikel, der gemeinsam mit dem Medium „News“ recherchiert wurde, ist zu entnehmen, dass es zumindest im Fall der Signal Iduna der Fall sein könnte, dass es ein leitender Angestellter mit seinen treuhänderischen Pflichten nicht ganz genau genommen hat. Die Versicherung ist einer der Geldgeber für die heutige Bauruine Elbtower in Hamburg. Laut Medienberichten ist die Versicherung als Kreditgeber mit gut 50 Millionen Euro im Elbtower-Projekt engagiert. Im vergangenen Geschäftsjahr nahm die Signal Iduna eine Abschreibung von etwa 200 Millionen Euro für ihr gesamtes Engagement bei der Signa vor.

Gemäß „Krone“ verhandelte Benko – obwohl offiziell in keiner leitenden Funktion – im April und Mai 2022 mit dem Leiter für Alternative Investments der Versicherung, Christian Middelberg, über eine Finanzierung des Elbtowers. Dieser, seit 2018 in dieser Position, habe für den Versicherungskonzern auch die Due Diligence für das Hamburger Bauprojekt begleitet.

Ab Juni 2022 erfolgte über den privaten E-Mail-Account von Middelberg noch ein weiterer Austausch zu einem anderen Projekt: ein Berufswechsel von Signal Iduna zu Signa.  Aus den den österreichischen Medien vorliegenden Unterlagen geht beispielsweise hervor, dass der Alternatives-Spezialist im Juni 2022, adressiert an „Lieber Herr Benko“, vertraulich seinen Lebenslauf schickte und einen Monat später für sich die Jobbezeichnung „Head of Institutional Finance“ vorschlug. Der Vertragsbeginn sollte laut der Korrespondenz spätestens am 1. April 2023 starten. Dabei zu beachten: „für die zukünftige Zusammenarbeit mit Signal Iduna ist ein(e) möglichst reibungslose(r) Übergabe/Einarbeitung sehr hilfreich“, schrieb der Signal-Iduna-Mitarbeiter.

Am 22. September 2022 kamen dann zumindest Versicherung und Immobilienunternehmen zusammen. Signa-intern kursierte laut Krone unter Berufung auf den Bewerber die Meldung, dass der Finanzvorstand der Signal Iduna die Zeichnung der Transaktion genehmigt habe.

Nicht geklappt hat aber offenbar der Berufswechsel. Laut seinem Linkedin-Profil ist der Alternatives-Experte immer noch für die Signal Iduna tätig – zumindest noch derzeit.

Signal Iduna will Sachverhalt aufarbeiten

Gegenüber portfolio institutionell teilte Signal Iduna mit, dass Christian Middelberg der Versicherung gegenüber die Kontakte mit René Benko über einen Wechsel in die Signa-Gruppe im Jahr 2022 nicht offengelegt hat. Außerdem: „Die vorgenannten Sachverhalte werden unternehmensintern aufgearbeitet. Christian Middelberg ist nach wie vor für die Siam tätig.“

Zudem sei die Elbtower-Transaktion auf vielen Ebenen detailliert umfangreich geprüft und das übliche Procedere eingehalten worden. Dabei habe Middelberg lediglich den Teil der Prüfung koordiniert, der innerhalb der Asset-Manager-Tochter Siam als Dienstleister lief. Wesentliche Teile der Prüfung seien jedoch durch Mitarbeitende der Versicherungsgesellschaften durchgeführt worden. Auch die finale Entscheidung zur Freigabe der Teilfinanzierung des Elbtowers durch Signal Iduna sei auf Basis der Prüfungsergebnisse durch die Entscheidungsträger der Versicherung und nicht bei der Siam getroffen worden.

AKTUELLE VERSION ERGÄNZT UM DAS FEEDBACK DER SIGNAL IDUNA

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