Schweizer Pensionskassen schätzen Immobilien
Complementa: über ein Fünftel der Anlagen in Beton. Deckungsgrad stark gestiegen.
Für Schweizer Pensionskassen verlief das Jahr 2019 bislang sehr erfreulich – insbesondere im Vergleich zum Vorjahr. Das Schlussquartal 2018 hatte jede zehnte Kasse per Jahresende in eine Unterdeckung geführt. Nach minus 2,7 Prozent im vergangenen Jahr, können sich die Pensionskassen über eine bisher hohe Rendite von durchschnittlich 7,9 Prozent bis August 2019 freuen. Wie aus der von Complementa durchgeführten Risiko Check-up-Studie hervorgeht, liegt damit der Deckungsgrad mit 109 Prozent Ende August 2019 um 6,4 Prozentpunkte höher als zu Jahresbeginn. Die Verluste aus dem Schlussquartal 2018 sind damit aus den Büchern der Pensionskassen, nicht aber aus den Köpfen, kommentiert Complementa.
Gefragtes Betongold
Auch wenn sich viele dieser Kassen im Jahr 2019 wieder erholt haben, werden sie die Aktienquote aus Risikoüberlegungen heraus nicht weiter anheben. Dafür setzen die eidgenössischen Pensionskassen wieder vermehrt auf Immobilien. Pensionskassen halten laut Complementa so viel Betongold wie zuletzt in den 90er Jahren. Mit einer Quote von über 20 Prozent stellen die Immobilienanlagen einen essenziellen Bestandteil der Vermögensallokation dar. 71 Prozent der Studienteilnehmer bevorzugt Wohnimmobilien.
Größtes Risiko sind Neubauten
Die Pensionskassenverantwortlichen sind sich der Risiken der Anlageklasse durchaus bewusst: Das größte Risiko im heimischen Markt sehen die Kassen in der extensiven Bautätigkeit. Knapp 80 Prozent schätzen dies als hohes Risiko ein. Im Gegensatz zur Befragung von fünf Jahren, in welcher über 90 Prozent der Teilnehmer in einem Zinsanstieg ein hohes Risiko sahen, sind heute aber über ein Drittel der Teilnehmer überzeugt, dass ein Zinsanstieg kein Risiko darstellt.
Hinsichtlich der kurzfristigen Preisentwicklung im heimischen Markt (ein bis zwei Jahre) zeigen sich die teilnehmenden Kassen überwiegend optimistisch. Die große Mehrheit erwartet ein stabiles oder steigendes Preisniveau. Mittelfristig (drei bis fünf Jahre) trübt sich der Ausblick dagegen ein: Knapp die Hälfte der Befragten erwartet fallende Immobilienpreise. Interessant ist, dass die Mehrheit der pessimistischen Teilnehmer trotz sinkender Preiserwartung die Immobilienquote nicht zu reduzieren plant, sondern diese ungefähr auf gleichem Niveau belassen will. Etwa ein Viertel der pessimistischen Teilnehmer plant sogar einen Aufbau an heimischen Immobilien. In Immobilienanlagen sehen Pensionskassen wohl das kleinste Übel, kommentiert Complementa.
Der Blick über die Landesgrenzen hinaus offenbart, dass Pensionskassen globale Allokationen bevorzugen. Die Mehrheit, nämlich 61 Prozent, investiert global. Dies sei mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das möglichst vollständige Ausschöpfen des Diversifikationspotentials zurückzuführen.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Immobilien
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